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Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Titel: Friedo Behuetun 02 - Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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laute Befehle, sehr scharf.
    Dann Stille. Viel stiller als vorher – oder täuschte das?
    Kein einziger Schuss war gefallen.
    »Blendgranaten!«, hatte Behütuns den Musikern noch zugerufen, dann war er schon hinunter zur Straße gelaufen, um zu sehen, was drüben geschah.
    Dicht über den Wiesen raste ein Hubschrauber heran, dann stand er eine Zeit lang wie festgenagelt in der Luft. Er konnte nicht direkt über das Gelände fliegen, denn Hochspannungsleitungen hingen darüber. Sie führten vom Umspannwerk weg. Oder hin? Behütuns hatte keine Ahnung. Inzwischen waren auch die Musiker gekommen, standen bei ihm. Wahrscheinlich hin, kombinierte er, Hochspannung in Mittelspannung wandeln, und dann drüben, am Trafohäuschen, auf Haushaltsniveau, 220 Volt. So machte es Sinn. Inzwischen hatte der Hubschrauber schon wieder abgedreht, er wurde wohl nicht mehr benötigt. Behütuns stand auf der Straße, aber zu den Kollegen ging er nicht. Was er sah, war ihm genug. Einsatzwagen fuhren vor, vier Männer wurden abgeführt und überall die schwarzen Gestalten des SEK. Was soll ich jetzt dort, dachte Behütuns. Und dachte auch an sein Bier. Mit den Musikern ging er zurück in den Garten, griff sich seine halb volle Flasche.
    Zehn Minuten später saß der Kommissar beim dritten Dunklen. Jetzt war das Hohenschwärzer dran, schöner dunkler Saft. Die Musiker feierten lange ihren Feierabend.
    Ich kann mich doch auf mein Gefühl verlassen. Behütuns war beruhigt. Auch wenn ich manchmal vielleicht etwas langsam fühl. Oder mich auch verfühle, gibt es das? Nur – sehr viel langsamer darf das jetzt nicht mehr werden, sonst komme ich einmal zu spät.
    Der Hausherr ging zur Hecke rüber, pinkelte.
    Behütuns stellte sich dazu.

Ich klappte das Buch zu und sah aus dem Fenster.
    Siri Hustvedt, Die unsichtbare Frau
    25. Kapitel
    Gegen sieben bestellte sich der Kommissar ein Taxi. Nein, mit drei Bier kann ich nicht mehr fahren, dachte er sich. Obwohl – können schon, aber dürfen nicht. Außerdem: Was würden sich die Musiker denken, wenn er jetzt in sein Auto stiege! Die erzählten das doch sicher herum. Ein Polizist, der mit drei Bier noch Auto fährt. Nein, das konnte er nicht machen, auch wenn er sich durchaus noch fahrtüchtig fühlte.
    Das Taxi fuhr ihn nach Hause, er wollte duschen, seine Sachen wechseln. Er fühlte sich klebrig nach dieser Nacht.
    Kurz vor halb neun war er im Präsidium. Alle waren da – nur Jaczek fehlte. Natürlich. Wer hätte es auch anders erwartet. Dafür aber war Frau Klaus da.
    Es gab kaum etwas zu besprechen, dafür viel zu erzählen. Kommissar Behütuns saß da, hatte zwei Bleistifte in der Hand und keine Ahnung, warum. Das Duschen hatte nicht viel genützt, er schwitzte. Denn das Betonmeer der Stadt hatte im Sommer nichts Besseres zu tun als die Hitze des Tages gnadenlos zu speichern. In Erlangen im Wiesengrund hatte es sehr viel mehr abgekühlt in der Nacht, es war fast angenehm gewesen. Außerdem hatte er von den drei Dunklen mindestens noch eines in sich, dazu den Kaffee von vorhin, der die Nieren noch zusätzlich ankurbelte. Und dieses Gemisch drängte jetzt nach außen. Durch alle Poren und auch weiter unten. Kommissar Behütuns rutschte einer der beiden Bleistifte aus der verschwitzten Hand, er kullerte über den Tisch und fiel über die Kante zu Boden.
    Behütuns stieß einen Grunzlaut aus. Allein die Vorstellung, sich jetzt bücken zu müssen, mit der vollen Blase, verursachte bei ihm einen neuen Schweißausbruch.
    »Chef, du siehst ganz schön verorgelt aus.«
    Schweigen.
    Der Bleistift rollte ewig lange weiter, als wäre das Büro abschüssig, der Büroboden schräg.
    P. A. hatte das gesagt mit der Orgel. Wie unbeteiligt drehte er den Fuß auf der Hacke nach außen und klappte ihn auf den Bleistift. Klack, und das Kullergeräusch war weg. Aus der Welt. Und ganz klar: Behütuns musste sich jetzt nicht mehr bücken. Das musste wenn, dann P. A. jetzt machen. Denn unter seinem Fuß lag jetzt der Bleistift.
    Kommissar Behütuns fühlte keinen Triumph, nicht einmal eine kleine Zufriedenheit. Er hatte eher das Gefühl, die Sache beinahe vermasselt zu haben. Und das sah man ihm an, nicht die drei Dunklen. Das wussten aber die anderen nicht. Es ärgerte ihn, dass er den Fehler mit den Musikern gemacht hatte, wo doch, wenn er es sich so im Nachhinein überlegte, es ganz offensichtlich gewesen war, dass sie es nicht hätten gewesen sein können. Zeitlich passte das überhaupt nicht zusammen. Da fehlte ja

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