Friedrich Nietzsche: Wanderer und freier Geist (German Edition)
Kreisweg den gefallenen Denker wieder an seinen Anfang zurück. Röcken, Naumburg und Schulpforta, Bonn, Leipzig, Basel und Tribschen, Bayreuth, Basel, Sorrent, St. Moritz, Venedig und Genua, Sils Maria. 1881. «6000 Fuß jenseits von Mensch und Zeit.» Ort einer Eingebung. Die Stille des Sees, in dem sich die Berggipfel spiegeln, führt zu den letzten Dingen, ob man es will oder nicht.
Nacht ist es; nun reden lauter
Alle springenden Brunnen.
Zeittafel
1844
15. Oktober: Friedrich Wilhelm Nietzsche als Sohn des Pastors Karl Ludwig Nietzsche und seiner Frau Franziska Nietzsche, geb. Oehler, in Röcken bei Leipzig geboren.
1846
10. Juli: Elisabeth Nietzsche geboren.
1849
Nietzsches Vater stirbt am 30. Juli.
1850
Übersiedlung der Mutter mit den beiden Kindern ins großmütterliche Haus nach Naumburg. Starke musikalische Eindrücke des jungen Nietzsche. Ausgeprägte Frömmigkeit («Der kleine Pastor»).
1858
Friedrich Nietzsche wird Schüler des Eliteinternats «Schulpforta» bei Naumburg.
1861
Friedrich Nietzsche wird Ostern konfirmiert.
1862
Erste hochproduktive Phase des siebzehnjährigen Nietzsche. U.a. schreibt er schon kritisch über das Christentum. Alles beruhe hier nur auf Annahmen: die Unsterblichkeit, die Existenz Gottes, Bibelautorität und Inspiration. Der Schüler schreibt von «gewaltigen Umwälzungen», die dem babylonischen Turmbau bevorstünden. Verherrlicht werden von ihm vorchristliche und archaische mythische Welten und die «starken Naturen». Häufige Krankheiten während der Jahre in Schulpforta. Vertonung einer eigenen «Ermanarich»-Dichtung und des «Manfred» Lord Byrons, mit dem Nietzsche sich stark identifiziert.
1864
Oktober: Friedrich Nietzsche wird Studiosus der Theologie und der Klassischen Philologie an der Universität Bonn. Gedicht: «Dem unbekannten Gotte».
1865
Nietzsche folgt seinem Lehrer Ritschl, dem berühmten Altphilologen, nach Leipzig und beginnt bereits als Student eine beachtliche Karriere in diesem Fach. Erste Veröffentlichungen in Fachorganen, aber gleichzeitig private Äußerungen über die «Gebeinhaus»wissenschaft und die Philologen als «Nekrophile». Kritik am historisierenden Zeitalter. Was fehle, sei der Schwung großer Gedanken über all dem akribischen Feilschen im Kleinen. Starkes Bewusstsein von «Kritik» über die philologische Wissenschaft – durchaus im Kantischen Sinn.
1866
Nietzsche entdeckt Schopenhauers Philosophie.
1867
Beginn der Freundschaft mit Erwin Rohde. Nietzsches Militärdienst. Ertragreiche Reflexionen in seinen Mußestunden.
1868
8. November: erste Begegnung mit Richard Wagner im Hause von dessen Schwester in Leipzig.
1869
Februar: Nietzsche wird mit 24 Jahren als außerordentlicher Professor der Klassischen Philologie an die Universität Basel berufen. 17. Mai: erster Besuch bei Richard Wagner und dessen Lebensgefährtin Cosima von Bülow in Tribschen bei Luzern. 28. Mai: Nietzsches Antrittsvorlesung in Basel mit dem Titel: «Homer und die klassische Philologie». Erste kritische Äußerungen über das tradierte, immer noch «klassische» Griechenland-Bild. Weitere kritische Äußerungen über die «Maulwurfsarbeit», das «Staubschlucken» der gegenwärtig vorherrschenden Philologie. Für eine schöpferische Griechenland-Rezeption. Freundschaft mit Jacob Burckhardt. Nietzsche hegt noch immer seinen Traum von einer literarischen Flaneursexistenz in Paris (mit Freund Rohde war ein einjähriger Aufenthalt geplant, den er wegen seiner Basler Berufung aufgeben musste). Damals schon schreibt er an Rohde: «Die Philologenexistenz in irgendeiner kritischen Bestrebung, aber 1000 Meilen abseits vom Griechentum wird immer unmöglicher.» Beginn der Arbeit an «Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik».
1870
In montaner Abgeschiedenheit entsteht Nietzsches «Dionysische Weltanschauung». August: Nietzsche meldet sich als Reserveoffizier und freiwilliger Sanitäter zur Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg. Rückzug wegen schwerer Erkrankung. Herbst: Beginn der Freundschaft mit dem Theologen Franz Overbeck.
1871
Reichsgründung. Nietzsche hat eine skeptische, antinationalistische Haltung dazu. Während er an seinem Tragödienbuch schreibt und als Hochschullehrer stark beansprucht wird, Vereinnahmung durch Richard und Cosima Wagner.
1872
Fragment: «Oedipus. Reden des letzten Philosophen mit sich selbst.» Basler Vorträge. April: Das Ehepaar Wagner verlässt Tribschen. 22. Mai: Grundsteinlegung des Bayreuther
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