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Friedrich Nietzsche: Wanderer und freier Geist (German Edition)

Friedrich Nietzsche: Wanderer und freier Geist (German Edition)

Titel: Friedrich Nietzsche: Wanderer und freier Geist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Appel
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unzähliger Wiederholung, es ist unschuldig. Wenn der Gedanke der ewigen Wiederkunft aller Dinge dich nicht überwältigt, so ist es keine Schuld: und es ist kein Verdienst, wenn er es thut. – Von allen unseren Vorfahren denken wir milder als sie selber dachten, wir trauern über ihre einverleibten Irrthümer, nicht über ihr Böses.
    1. Die mächtigste Erkenntniß.
2. Die einverleibten Irrthümer.
3. Die Nothwendigkeit u die Unschuld.
4. Das Spiel des Lebens.»
    «M ITTAG UND E WIGKEIT» , schrieb Nietzsche in großen, schwungvollen Lettern auf das Deckblatt des «Zarathustra», den er achtzehn Monate später zu schreiben begann. «F INGERZEIGE ZU EINEM NEUEN L EBEN .» Doch zur Erlangung dieser Erkenntnis bedarf es, und Zarathustra, ein weiterer Wanderer, führt es vor, des freiwilligen Lebens im Eis und Hochgebirge.
    Was hat es auf sich mit dem mysteriösen Gedanken? Friedrich Nietzsche, der Anti-Metaphysiker und Religionsüberwinder, scheute sich nicht, hier von «Offenbarung» zu reden. Wieder zog er die Metaphorik von Licht und Schatten heran, um der «Glückstiefe» einen Ausdruck zu geben, in der das Schmerzlichste und Düsterste nicht als Gegensatz wirke, sondern als bedingt, als notwendige Farbe innerhalb eines Lichtüberflusses. Hier wird die Freiheit zum Nichts, logische Weltverneinung, ins große Jasagen, Liebe zum Fatum verwandelt, die der Denker auf den Namen des Dionysos tauft. Der Nihilismus ist überwunden, denn der Glaube an die ewige Wiederkehr schließt es ein, dass im Ganzen des Seins alles sich erlöst und bejaht. Woher das «große Schwergewicht» ? Die Bejahung der ewigen Wiederkehr heißt für den Einzelnen: Lebe in jedem Augenblick so, dass du wollen kannst, dein Leben auf diese Weise noch einmal zu leben! Ein gewaltiger Anspruch. Jeder möge für sich die Bedeutung davon ermessen. Jeder Schmerz, jede Lust, jeder Gedanke und jeder Seufzer und alles unsäglich Kleine und Große deines Lebens wird wiederkommen. Den nicht Gewappneten kann der Gedanke in der Tat, so Nietzsche, zermalmen, und er wird sich niederwerfen, mit den Zähnen knirschen und den Dämon verfluchen, der ihm so redete. Oder aber er kann den Kraftakt vollziehen, das «größte Schwergewicht» auf sein Handeln zu legen. Amor fati in jedem Augenblick, jeder Einzelheit. Auch seinen Urheber hat der Gedanke erschüttert. Nietzsche leitet aus seiner Lehre von der ewigen Wiederkehr das Recht ab, sich als den ersten tragischen Philosophen zu sehen, der das Gegenteil des pessimistischen Philosophen der Gegenwart ist (also Schopenhauers) und damit auch die Griechen in ihrer tragischen Weisheit noch übersteigt. Seine Wendung, eine furchtbare und betäubende Vorstellung wie die der gänzlichen Unbeständigkeit alles Wirklichen, die am nächsten der Empfindung verwandt sei, die jemand bei einem Erdbeben hat, durch das er das Zutrauen zur festgegründeten Erde verliert, ins Erhabene, beglücktes Erstaunen zu übertragen, erfordere eine erstaunliche Kraft. Doch der Gedanke war für Nietzsche auch unheimlich, schwer zu fassen und schwer zu ergründen. Zu Zeiten überwog das Schaudern darüber das ganze Glücksgefühl seiner Erkenntnis, und besondere Sorge bereitete dem Denker nach der euphorischen Annahme die Frage, ob er sich denn auch wissenschaftlich fundieren lasse, um ein wirklicher Teil seiner Philosophie werden zu können. Er war eine Augenblickserkenntnis, ein Aperçu. Nietzsche sprach gerne vom Blitz, so unangenehm dem Kopfleidenden die Gewitter auch waren. Doch diesen Gedankenblitz zu fundieren, nicht zuletzt auch natur wissenschaftlich, würde, so meinte er damals, etwa zehn Jahre intensiver Studien erfordern. Nachdem also das prekäre 36. Jahr überstanden war und die Imitatio des Vaters in Bezug auf das Todesjahr sich nicht bewahrheitet hatte, blieb dem Genesenden noch recht viel zu tun. Demnächst abtreten konnte und würde er nicht, und da war er auch ganz fest entschlossen.
    Die «Morgenröte», wie es Nietzsche in der nachträglich verfassten Vorrede dieser Schrift akzentuiert, zielt auf die «Selbstaufhebung der Moral» . Die Moral, heißt es in dieser Vorrede, größte Meisterin der Verführung, sei immer die «Circe der Philosophen» gewesen. Alle Philosophen haben nach der Auffassung Nietzsches auf sie gebaut. Nicht auf Gewissheit, Wahrheit, Erkenntnis, sondern auf «majestätische sittliche Gebäude» war ihr Tun ausgerichtet, eingeschlossen selbst Kant (von dem das Zitat stammt). Der vermeintlich so

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