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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Onken nicht so zurückgelassen. Er hätte ihn in sein Atelier gelegt und die Fensterläden geschlossen. Das hätte ihm einen passablen Vorsprung verschafft, denn Onken hätte man vielleicht erst nach Tagen gefunden.«
    »Ich verstehe kein Wort«, murrte Mona
    »Entschuldige, ich habe nur laut gedacht. Was gibt es eigentlich zu essen?«
    »Wenn du nichts gekocht hast?«
    »Mona, ich komme gerade erst aus meinem Büro!«
    »Und ich aus meinem Atelier!«
    Ihre Blicke prallten aufeinander, verfingen sich, und Greven gab schließlich nach. »Schon gut, ich gehe in die Küche. Pasta?«
    »Haben wir noch getrocknete Steinpilze?«
    »Ich glaube, noch eine ganze Tüte. Also funghi porcini .«
    »Ich gehe so lange unter die Dusche.«
    Während Mona ihren Kittel auszog und ins Bad ging, schlug Greven den Weg zur Küche ein. In dem kleinen Vorratsraum neben der Besenkammer stieß er nach kurzer Suche auf die getrockneten Steinpilze, die sie seit Jahren im Sommer auf dem Markt in Luino am Lago Maggiore kauften. Dann setzte er Wasser auf, um sie darin einzuweichen. Panna war auch noch da. Dazu passten seiner Meinung nach am besten Tagliatelle.
    Bevor er sich ans Kochen machte, wählte er im Wohnzimmer eine passende Musik aus. Caravan: Nine Feet Underground . Er stellte eine moderate Lautstärke ein, die Mona nicht verschreckte. Die von David Sinclair gespielte Orgel waberte schon sphärisch-psychedelisch durch den Gulfhof, als er sich einen trockenen Dornfelder ins Glas füllte. Beim Schneiden der Zwiebel und nach dem Einsetzen des Saxofons von Jimmy Hastings fanden seine Gedanken zurück zu Reinold Onken, den er mit Hilfe der Musik, des Weines und des Kochens eigentlich hatte aus dem Abend ausblenden wollen. Nein, jetzt ist Schluss!, sagte er sich, konnte aber die Bilder des Tages nicht verdrängen. Den halb nackten Toten nicht und nicht die durchsuchte Goldschmiede. Bei anderen Mordfällen war ihm die abendliche Verdrängung immer wieder mal gelungen. Reinold Onken aber blieb zäh. Selbst das musikalische Flaggschiff der Canterbury-Szene konnte ihn nicht verscheuchen.
    Während er die Zwiebel in etwas Butter in einer Kasserolle schwenkte, meldeten sich zudem Zweifel an seiner Blitzanalyse in der Goldschmiede, zu der ihn Peter verleitet hatte. Etwas Großes. So ein Blödsinn. Es könnte auch etwas weniger Großes gewesen sein. Je länger er mit den wenigen Fakten jonglierte, umso offener erschienen ihm die möglichen Interpretationen. Am Ende ließ er nur die gezielte Suche gelten, während er das Objekt der Begierde erst einmal ausklammerte. Offen ließ er auch das Ergebnis. Denn nichts sprach dagegen, dass der oder die Mörder nicht doch gefunden hatten, was sie so heiß begehrten. Und Onken? Den hatten sie einfach zurückgelassen. Keine Zeugen. In jedem Fall waren es professionelle Täter. Trotz einer noch wachen Nachbarschaft war es ihnen gelungen, unbemerkt in Onkens kleine Privatwohnung einzudringen und sie ebenfalls zu durchsuchen. Wie schon in der Goldschmiede waren sämtliche Papiere durchforstet worden. Welche womöglich fehlten, würde kaum oder gar nicht feststellbar sein. Immer wieder blieb er bei der Frage hängen, was die Mörder bei dem alten und offenbar keineswegs reichen Goldschmied gesucht hatten. Der von Alfred Hitchcock geprägte Ausdruck »MacGuffin« kam ihm in den Sinn, der die Handlungen so vieler Filme vorantrieb, der Spione, Mörder, Detektive, Journalisten und Polizisten mit der nötigen Motivation versorgte, am Ende aber selbst keine große inhaltliche Bedeutung besaß. Eine Formel, ein Regierungsgeheimnis, ein mysteriöser Koffer, eine unscheinbare schwarze Statuette. Er aber suchte …
    »Gerd!«
    In der Küchentür stand Mona im Bademantel und holte ihn aus Hollywood zurück. Vor ihm kochte blubbernd eine Sauce aus Butter, Zwiebeln, Steinpilzen und Panna, kochte auf Stufe drei, war längst angebrannt. Greven drehte das Gas ab. Erst jetzt nahm er den strengen Geruch wahr, der Mona vorzeitig aus dem Bad gelockt haben musste. Vorsichtig zog er den großen Schneebesen durch die dicke Sauce und förderte schwarze Flocken zutage. Da war nichts mehr zu retten, nicht mit sämtlichen Tricks aller versammelten Fernsehköche. Wütend stampfte er mit dem Fuß auf die Fliesen.
    »Sag mal, wo treibst du dich denn schon wieder rum?«, fauchte Mona.
    »Ich …«
    »Ich kann es mir denken. Und? Hast du den Fall gelöst? Gut, dann darfst du auch die schwarze Einbrenne aus dem Topf lösen.«
    »Das mache ich schon.

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