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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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hat der Arzt selbst betreut. Man hatte fast den Eindruck, als wolle er da sonst keinen ranlassen an seine ›Züchtungen‹.«
    »Züchtungen?« Marlene blickte erschrocken auf.
    »Entschuldigung«, entgegnete die Hebamme und erklärte, sie wäre bei künstlichen Befruchtungen immer etwas skeptisch. Generell sei es ein guter Weg, um kinderlosen Paaren den Herzenswunsch zu erfüllen, aber ihrer Meinung nach wurde damit auch viel Schindluder getrieben.
    »Allein die Miriam. Die ist noch so jung. Die wäre sicher noch schwanger geworden. Ein wenig Geduld gehört nun einmal dazu.«
    Marlene nickte. Sie verstand, was die Frau sagen wollte. Miriam Kuipers war wirklich noch sehr jung. Was nicht bedeutete, sie könne keine gute Mutter sein, aber vielleicht erst später. Manchmal machte die Natur es schon automatisch richtig und wählte selbst den passenden Zeitpunkt. Daher war es nicht immer sinnvoll, ihr ins Handwerk zu pfuschen.
    »Außerdem weiß man nie, ob nicht irgendeiner bei der ganzen wissenschaftlichen Forschung auf dumme Gedanken kommt.«

14.
     
    Thamsen war überrascht, die Witwe des Arztes in der Praxis anzutreffen, obwohl es sicherlich einiges zu klären gab. Wie sollte es mit der Praxis weitergehen, was war mit den Angestellten, würde sich vielleicht ein Käufer finden und wenn ja, wann?
    Aber all diese Dinge hatten die Frauen vermutlich nicht besprochen, als er geklingelt hatte und das Beisammensein im Sozialraum der Praxis störte. Jedenfalls war dies sein Eindruck, denn die Stimmung ihm gegenüber war nach wie vor eher abweisend und die Frauen blieben sehr wortkarg.
    »Frau Merizadi«, begann er, »ich möchte gern von Ihnen wissen, ob Ihr Mann in der letzten Zeit bedroht worden ist.«
    »Bedroht?« Die Frau tat, als verstünde sie nicht, und blickte ihn mit unschuldigen Rehaugen an. Doch er merkte sofort, dass sie nur die Unwissende spielte. Wahrscheinlich lag er mit seiner Vermutung richtig und nicht nur ihr Mann, sondern auch sie selbst war bedroht worden. Aber aus Angst würde sie, wie er ahnte, ebenso wenig wie all die anderen Betroffenen etwas sagen.
    Er hielt es jedoch für das Beste, sie mit seinen Überlegungen direkt zu konfrontieren.
    »Momentan ist hier in der Gegend eine Gruppe Neonazis sehr aktiv. Es gibt etliche Leute, die massiv bedroht worden sind und den Mord an Ihrem Mann schreiben wir bisher auch dem Konto der Gruppe zu. Daher gehe ich davon aus, dass Ihr Mann und Sie von diesen Glatzköpfen bedroht worden sind. Werden Sie eventuell immer noch terrorisiert?«
    »Neonazis?« Wieder diese Rehaugen, diesmal flackerte ihr Blick allerdings und Thamsen wusste, er hatte genau ins Schwarze getroffen.
    »Ja, wie sieht es denn hier in der Praxis aus? Sie haben mir doch erzählt, dass Sie öfter Drohungen erhalten haben«, wandte er sich unvermittelt an die Sprechstundenhilfen.
    »Ja, aber…«, die schwangere Frau blickte zu Nesrim Merizadi, dann zurück zu ihm. Doch dieser vergewissernde Blick sagte ihm alles.
    »Seit wann geht das?«, versuchte er, weitere Ausflüchte zu vereiteln.
    »Was?«
    Die Frauen waren nicht so leicht zu knacken. Sie hatten Angst. Verständlicherweise. Immerhin waren diese Typen gefährlich. Wer wusste schon, womit sie den Frauen gedroht hatten. Aber wenn nicht endlich einer mal den Mund aufmachte, würde gar nichts passieren. Dann machten die immer und immer weiter. Kamen ja bestens durch mit der Masche, wie man sah.
    »Bitte«, appellierte er daher an die Vernunft der Frauen, »die haben Dr. Merizadi doch nicht von heute auf morgen im Visier gehabt, da gab es doch vorher auch schon mal Vorfälle, oder?«
    »Na ja«, mischte sich nun eine der Arzthelferinnen ein, »schriftliche Drohungen haben wir bekommen. Aber ob die von irgendwelchen Rechtsradikalen kamen?« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Wir haben das mehr als Spinnerei irgendwelcher religiöser Fanatiker abgetan.«
    »Kann ich die mal sehen?« Vielleicht gaben die Schriftstücke Auskunft über die Herkunft. Eventuell waren sogar Fingerabdrücke sicherzustellen. Technisch war heute jede Menge möglich. Mit etwas Glück konnte er den Kerlen zumindest in dieser Hinsicht etwas nachweisen. Er blickte erwartungsvoll auf die Frau in Weiß.
    »Nee, die haben wir gleich weggeschmissen.«
     
    Wenig später fuhr er zurück ins Präsidium. Aus den Frauen war nicht mehr herauszubekommen gewesen, obwohl da sicher etwas war, das sie ihm verheimlichten. Er ärgerte sich darüber, wie es die Neonazis schafften, die

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