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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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kann man lernen, damit umzugehen?«, fragte Thamsen, dem diese Erklärung überhaupt nicht verständlich erschien.
      Umgehen sei vielleicht das falsche Wort, räumte Friedhelm Carstensen daraufhin ein. Er habe weggesehen und früh Reißaus genommen.
      »Nachdem ich Kalli das erste Mal zur Rede gestellt hatte, ist der wohl wutentbrannt nach Hause gestürmt und hat ordentlich Dampf abgelassen. Natürlich an Sophie. Ulf ist kurz darauf zu uns gekommen, hat ein paar Tage hier gewohnt. Ich habe versucht, ihn auf die Situation und das gewaltsame Verhalten seines Vaters anzusprechen, aber der Junge hatte ganz offensichtlich das Geschehene verdrängt. Hat immer nur mit den Schultern gezuckt, wollte nicht darüber sprechen.«
      Thamsen runzelte die Stirn. War das möglich? Konnte man wirklich die Realität derart ausblenden? So, als wüsste man nichts von all dem, was einen schmerzte, belastete, was unerträglich war? War da ein Loch in der Erinnerung? Eine Art Filmriss?
      Aber wenn das menschliche Gehirn dazu in der Lage war, und er hatte in Zusammenhang mit Traumapatienten schon einmal von einem derartigen Phänomen gehört, dann bedeutete das doch, dass der Sohn auch den Mord an seinem Vater einfach verdrängt haben könnte, sich keiner Schuld bewusst war, da er sich an die Tat selbst nicht erinnerte. Aber so war ihm der Verdächtige bei dem letzten Verhör, als sie über die jahrelangen Misshandlungen der Mutter gesprochen hatten, gar nicht erschienen. Oder täuschte er sich? Er wurde plötzlich unruhig.
      »Herr Carstensen, Frau Carstensen, wissen Sie, wo Ulf sich momentan aufhält?«

19

    »Hier, schau mal die Luke«, Haie deutete auf eine Holzklappe, die schräg im Boden auf der Rückseite des Hauses eingelassen war. Da die Hintertür ebenfalls durch ein amtliches Siegel gesichert war und die beiden sich nicht getraut hatten, die offizielle Plombe zu durchbrechen, suchten sie nun nach einer anderen Möglichkeit, in das Haus zu gelangen.
      »Is' nicht mal verschlossen«, er ging in die Knie und hob das massive Holzbrett an.
      »Wo es da wohl hingeht?« Tom trat neben den Freund und blickte hinab in das dunkle Loch, das sich unter der angehobenen Klappe auftat.
      »Bestimmt in den Keller. Scheint eine Art Schüttschacht für Kohlen zu sein.«
      Haie war bereits dabei, sich rückwärts durch die Öffnung zu zwängen. Er hielt sich mit den Händen an der befestigten Kante fest und arbeitete sich mit den Beinen langsam in die Tiefe. Als sein Körper vollständig im Loch verschwunden war, konnte er unter seinen Füßen immer noch keinen festen Grund spüren. Wagemutig ließ er sich fallen.
      Es tat einen dumpfen Schlag. Tom trat an die Öffnung und blickte leicht besorgt in den düsteren Schacht.
      »Haie? Alles okay?«
      Er hörte ein Stöhnen.
      »Mann, hätte gar nicht gedacht, dass das so tief ist. Pass bloß auf.«
      Tom ließ sich nun ebenfalls in die dunkle Grube hinabgleiten. Doch im Gegensatz zu seinem Freund fiel seine Landung wesentlich sanfter aus, da Haie ihn an den Beinen packte und vorsichtig bis auf den Grund zog.
      Der finstere Schacht endete in einem kleinen Kellerraum. Sie brauchten einen kurzen Moment, um ihre Augen an die dunkle Umgebung zu gewöhnen und sich zurechtzufinden.
      An der einen Seite des Raumes standen leere Regale, daneben Kisten und Kartons. Gleich gegenüber befand sich eine Tür. Haie atmete erleichtert auf, als er die Klinke hinunterdrückte und feststellte, dass der Zugang nicht verschlossen war. Er hatte bereits befürchtet, falls es keinen anderen Ausweg aus diesem dunklen Loch geben sollte, den engen Schacht wieder hinaufkriechen zu müssen, was er nicht gerade als ein problemloses Unterfangen einstufte.
      »Hier entlang«, forderte er deshalb nun geradezu enthusiastisch seinen Freund auf, ihm zu folgen.
      Durch einen langen Gang sich seitwärts an den Wänden entlangtastend, erreichten sie eine schmale Treppe, über welche sie schließlich in den Hausflur gelangten.
      »So«, Haie klopfte sich den Staub von der Kleidung, »das wäre geschafft.«
      »Und wonach wollen wir jetzt suchen?«, fragte Tom, der sich unsicher in dem finsteren Gang umblickte. Ihn fröstelte, und er schlang die Arme um seinen Körper. Die Vorstellung, dass sich hier vor wenigen Stunden ein Mensch das Leben genommen hatte, ließ ihn zittern.
      Sein Freund zuckte mit den Schultern, schritt dann aber zielsicher auf die Treppe zu, die in den ersten

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