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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinaus auf eine winzige Terrasse führte, hatten die Beamten tatsächlich übersehen. Und so gelangten sie ohne weitere Mühe ins Freie und holten erst einmal tief Luft, ehe sie zurück zum Wagen liefen.
      »Was ist denn mit dir passiert?«, begrüßte Marlene die beiden aufgeregt und blickte besorgt auf Toms Beule, welche zwischenzeitlich schon beachtliche Ausmaße angenommen hatte. Sie hatte bereits ungeduldig gewartet. Hin und wieder war ein Pkw an der Hofeinfahrt vorbeigekommen. Jedes Mal hatte sie insgeheim befürchtet, der Fahrer würde seine Fahrt verlangsamen und auf den Vorplatz abbiegen. Sie war dann immer tiefer auf dem Beifahrersitz hinabgerutscht; das Herz bis zum Hals klopfend. Doch sie hatten Glück gehabt. Keiner der Vorbeifahrenden schöpfte Verdacht; ihr fragwürdiger Besuch auf dem Hof der Carstensens blieb unentdeckt.
      »Das ist halb so schlimm«, spielte Haie die Verletzung des Freundes herunter. »Eine harmlose Begegnung mit einer Bodendiele.«
      »Harmlos?«, entgegnete Tom empört und verzog stöhnend das Gesicht, als Marlene vorsichtig seine Stirn untersuchte.
      »Schau lieber mal hier«, versuchte Haie, ohne auf Toms Proteste einzugehen, von der Beule abzulenken, und hielt die kleine Holzkiste wie einen kostbaren Schatz hoch. »Das haben wir auf dem Dachboden gefunden!«
      Marlenes Aufmerksamkeit verlagerte sich augenblicklich auf den Gegenstand in Haies Händen.
      »Lass sehen!« Sie griff danach, doch der Freund zog das Kistchen abrupt zurück. Er hielt es für schlauer, bevor sie sich das Fundstück genauer ansahen, zunächst einmal vom Hof zu verschwinden.
      »Wir könnten im Gasthof an der B5 eine Kleinigkeit essen. Dort gibt es jetzt einen neuen Koch, der für einen anständigen Mittagstisch sorgt.«
      Marlene nickte, und Tom, der die Schwellung auf seiner Stirn inzwischen mit einem Pflaster aus dem Verbandskasten verarztet hatte, stimmte ebenfalls zu. Es war wahrscheinlich reine Glückssache, dass ihr Aufenthalt auf dem Hof und der Einbruch niemandem aufgefallen waren. Sie sollten Fortuna nicht unnötig herausfordern.
      In dem Gasthof war um diese Zeit ungewöhnlich viel los. Einige Durchreisende nutzen die Gelegenheit für eine ausgiebige Rast, aber auch etliche Dorfbewohner saßen in dem Restaurant, um für wenig Geld anständig zu speisen.
      Von der Tür aus hielten sie nach einem freien Platz Ausschau.
      »Ich glaub, das war keine so gute Idee, mit unserer Entdeckung ausgerechnet hier einzukehren«, flüsterte Tom den anderen zu, »da hinten sitzt der Kommissar.«

    Dirk Thamsen hatte Ulf Carstensen gerade noch rechtzeitig in seinem Zimmer in der Pension an der Bundesstraße angetroffen. Der war eigentlich auf dem Weg zum Bestattungsunternehmen gewesen. Die Leiche seiner Mutter war am Morgen freigegeben worden, und nun wollte er sich unverzüglich um die Beerdigung kümmern. Dass der Kommissar ihn davon abhalten wollte, passte ihm gar nicht. Er hatte schließlich eine Menge zu erledigen, denn neben der bevorstehenden Beerdigung musste er sich auch noch um das Erbe seiner Eltern kümmern. Er wollte Haus und Hof so schnell wie möglich verkaufen. Dem Dorf hatte er ohnehin bereits vor Jahren den Rücken zugewandt, und nun, da seine Mutter tot war, wollte er auch die letzten Verbindungen kappen.
      Außerdem hatte er seiner Aussage nichts mehr hinzuzufügen.
      Doch so einfach war Thamsen nicht abzuwimmeln gewesen. Er habe noch einige Fragen, hatte er sein Erscheinen begründet und Ulf Carstensen schließlich zu einem Mittagessen in der Gastwirtschaft überreden können.
      Doch das Gespräch der beiden war eher schleppend verlaufen. Der Verdächtige hatte lediglich wiederholt, was er tags zuvor bereits auf der Polizeidienststelle ausgesagt hatte. Und Thamsen war nun einmal kein Psychologe, für welchen es sicherlich durch ein paar konkrete Fragen ein Leichtes gewesen wäre festzustellen, ob der junge Mann tatsächlich bedingt durch seine traumatischen Erfahrungen den Mord an seinem Vater derart verdrängte, dass er sich wirklich für unschuldig hielt.
      Und so saßen sie mittlerweile schweigend vor ihren Tellern mit dem bestellten Tagesgericht – gebratene Leber mit Apfelringen und Bratkartoffeln –, als plötzlich der Wirt durch den Raum rief:
      »Mensch Haie, welch seltener Gast in meiner Hütte. Komm, für dich und deine Freunde findet sich immer ein Plätzchen bei mir!«
      Das Dreiergespann hatte sich bereits umgewandt und

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