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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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hartnäckig. Thamsen übernahm es deshalb schließlich zu antworten.
      »Ihre Frau war bei mir in der Dienststelle. Sie hat ausgesagt, dass sie Ihren Neffen für unschuldig hält. Stattdessen vermutet sie, dass eventuell Sie etwas mit dem Mord an Ihrem Bruder zu tun haben könnten.«
      »Ich?« Friedhelm Carstensen drehte sich jäh zu seiner Ehefrau um, die sich derweil noch intensiver mit den imaginären Flusen beschäftigte. »Aber wie kommst du denn darauf?«
      »Vielleicht könnten wir das drinnen weiter besprechen?« Thamsen deutete diskret mit seinem Kopf Richtung Straße, wo zwei Passanten interessiert das Geschehen an der Haustür beobachteten. Neugierig verrenkten sie ihre Hälse, um die Ereignisse besser verfolgen zu können.
      »Dass die Leute sich nicht um ihren eigenen Mist kümmern können.«
      Der Mann in Jogginghose und Unterhemd trat einen Schritt zur Seite und gewährte ihm Einlass.
      Irmtraud Carstensen hatte sich zwischenzeitlich in die Küche geflüchtet. Die beiden Männer folgten ihr.
      »Nun mal raus mit der Sprache«, Friedhelm Carstensen trat neben seine Frau, die mit zitternden Händen Wasser in die Kaffeemaschine goss. »Wie kommst du darauf, dass ich etwas mit dem Mord an Kalli zu tun habe?«
      Thamsen, der sich an den Küchentisch gesetzt hatte, beobachtete das Paar. Der düstere Ausdruck war aus dem Gesicht des Beschuldigten verschwunden. Stattdessen spiegelte sich so etwas wie Enttäuschung in der Miene des Mannes. Seine Frau blickte beschämt zu Boden. Man konnte ihr förmlich an der Nasenspitze ansehen, wie sehr sie ihren Besuch auf der Polizeidienstelle und die Anschuldigungen, welche sie gegen ihren Ehemann vorgebracht hatte, bereute.
      »Ich hab nur gedacht«, versuchte sie stotternd ihr Vorgehen zu erklären, »na wegen Sophie. Du warst doch mal in sie verliebt und …« Sie blickte ihn an. In ihren Augenwinkeln schimmerten kleine feuchte Perlen.
      Friedhelm Carstensen holte tief Luft. Er hatte nicht geahnt, dass sie über seine einstigen Gefühle zu der Schwägerin Bescheid wusste. Plötzlich sah er ihr Verhalten in einem ganz anderen Licht. Was mochte sie all die Jahre gedacht haben? Sicherlich nahm sie an, nur seine zweite Wahl zu sein, eine Notlösung, da die andere nicht mehr zu haben gewesen war. Wie sehr musste sie unter der Situation gelitten haben? Tagein, tagaus. Sein Groll und seine Wut auf den Bruder – sie hatte stets einen anderen Grund hinter dem Familienstreit vermutet. Und als sie von den Misshandlungen an seiner ehemaligen großen Liebe erfahren hatte, da war in ihr der Verdacht erwachsen, er habe dem Leiden der vermutlich noch immer geliebten Frau ein Ende bereitet. Sein eigenartiges Verhalten, insbesondere in den letzten Tagen – sein Auftritt während der Kaffeetafel, seine Trauer um die Schwägerin –, all das musste ihre Vermutung noch bestärkt haben.
      »Aber Irmi«, er fasste sie an den Armen und drehte sie zu sich, »das ist doch alles schon so lange her.«
      Natürlich habe er von den Misshandlungen gewusst und Kalli zur Rede gestellt. Schon vor Jahren. Er habe Sophie helfen wollen, weil sie ihm leidgetan hatte, weil es ein großes Unrecht war, was sein Bruder dieser Frau antat. »Aber letztendlich habe ich dadurch alles noch viel schlimmer gemacht.« Die letzten Worte hatte er beinahe geflüstert.
      Thamsen räusperte sich. Ihn hatten die Worte des großen blonden Mannes überzeugt. Für ihn war Friedhelm Carstensen nicht der Mörder seines Bruders. Dennoch geisterten ihm mehrere Fragen durch den Kopf, die dringend einer Antwort bedurften.
      »Aber wieso haben Sie uns nichts von den gewaltsamen Übergriffen erzählt und stattdessen so getan, als sei der Erbstreit der Auslöser für die Entzweiung der Familie?«
      »Ich wollte Sophie schützen«, antwortete der Befragte mit einem flüchtigen Seitenblick auf seine Ehefrau. »Sie hatte schon genug mitgemacht.«
      »Aber finden Sie es denn nicht auch seltsam, dass Ihr Bruder ausgerechnet nach einem neuen heftigen Angriff gegen seine Frau – denn ich nehme einmal an, ihr gebrochener Arm und die anderen Verletzungen sind darauf zurückzuführen – tot in einem Maisfeld aufgefunden wird? Vielleicht war es doch Ulf?«
      »Bestimmt nicht«, ergriff abermals Irmtraud Carstensen Partei für den Neffen, und ihr Mann stimmte ihr zu. Ulf Carstensen habe zwar von klein auf die Gewaltausbrüche seines Vaters miterlebt, aber gelernt, damit umzugehen.
      »Wie

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