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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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stimmen sollte«, versuchte sie, ihn auf sein ungewöhnliches Verhalten aufmerksam zu machen. »Aber denk doch auch mal daran, was die Leute davon halten könnten. Womöglich glauben die nachher noch, du hättest Kalli auf dem Gewissen.«
      »Ach daher weht der Wind«, er legte die Zeitung zur Seite und stand auf. »Dich interessiert nur wieder, was die Leute reden. Dir geht es gar nicht um Kalli.«
      Er stand nun ganz dicht vor ihr. Sie spürte seinen Atem im Gesicht. Reflexartig trat sie einen Schritt zurück.
      »Natürlich, geht's mir um deinen Bruder und vor allem auch um Sophie. Was meinst du, was die Arme momentan durchmacht?«
      »Egal was, is' auf jeden Fall besser als vor seinem Tod«, entgegnete er. »Und was die Leute reden, is' mir wurscht! Kalli ist tot. Und das ist auch gut so!«
      Er drängte sich an ihr vorbei durch die Tür und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Irmtraud Carstensen war fassungslos. Sie hörte, wie er in die Küche ging und sich aus dem Kühlschrank eine Bierflasche nahm.
      Sie rang mit sich. Sollte sie ihm das einfach durchgehen lassen? So etwas durfte man doch nicht über den Tod des eigenen Bruders sagen, geschweige denn denken. Was war nur los mit ihm? Hatte er am Ende doch etwas mit Kallis Tod …?
      »Irmtraud«, rief sie sich selbst leise zur Vernunft und schüttelte dabei heftig den Kopf. »So etwas darfst du noch nicht einmal in Betracht ziehen!«
      Sie drehte sich um und ging in den Hauswirtschaftsraum, um sich beim Bügeln abzulenken.
    Haie schob sein Fahrrad den kleinen Weg zum Haus hinauf.
      Thamsen hatte ihn nach ihrer Unterhaltung im Dorfcafé wieder an Kalli Carstensens Hof abgesetzt, von wo aus er sich sofort auf den Weg zu seinen Freunden gemacht hatte, um ihnen von den Neuigkeiten zu berichten.
      Als er die Tür öffnete, strömte ihm köstlicher Bratenduft entgegen. Tom und Marlene hatten, nachdem sie vom Einkaufen zurückgekehrt waren, gleich mit der Zubereitung der Mahlzeit begonnen.
      »Ach Haie, da bist du ja«, begrüßten sie ihn, als er die Küche betrat. »Essen ist gleich fertig.«
      Tom holte Geschirr und Besteck aus dem Küchenschrank und deckte den Tisch, während Marlene die Speisen servierte. Es gab Rinderbraten mit Rotkohl und Kartoffeln. Haie ließ sich eine ordentliche Portion reichen.
      »Kalli ist übrigens angefahren worden«, begann er endlich zu erzählen, nachdem er den ersten Bissen gekostet und ausgiebig gelobt hatte. »Aber er war nicht gleich tot«, fuhr er fort. Tom und Marlene schauten ihn mit neugierigen Blicken an, und ihre Augen wurden immer größer, je mehr Einzelheiten er aus dem Gespräch mit Thamsen preisgab.
      »Sieht also ganz so aus, als gäbe es doch einen Mord«, stellte er zum Abschluss seines Berichtes fest.
      »Aber es könnte auch einfach nur Fahrerflucht gewesen sein, oder?« Marlene zog wie immer alle Möglichkeiten in Betracht.
      »Mhm«, bestätigte Haie zwischen einer Gabel Rotkohl und einem Stückchen Fleisch.
      Tom bemerkte, dass diese Variante natürlich durchaus nicht außer Acht gelassen werde durfte, aber er schätzte die Wahrscheinlichkeit auch eher als gering ein. Besonders auffällig war seiner Meinung nach, dass Kallis Leiche in einem Maisfeld versteckt worden war. Diese Tatsache präsentierte sich nun, da sie von den Maisversuchen des Landwirts erfahren hatten, in einem ganz anderen Licht.
      »Möchte nur wissen, warum Barne ihn angezeigt hat. Der unerlaubte Verkauf des Versuchsmais kann ja wohl nicht der einzige Grund gewesen sein«, überlegte Haie.
      Marlene widersprach dem Freund. Es gäbe jede Menge Leute, denen illegale Geschäfte derart gegen den Strich gingen, dass sie diese anzeigten. War ja auch ihr gutes Recht. Was verboten war, blieb nun einmal verboten. Außerdem hätte man ja wahrscheinlich auch gar nicht gewusst, welche Gefahren der experimentelle Mais vielleicht mit sich brachte. Unter Umständen war er sogar gesundheitsschädlich. Sie wüsste nicht, ob sie nicht ähnlich gehandelt hätte. Zumindest hätte sie Kalli darauf angesprochen und, wenn der nicht einsichtig gewesen wäre, vermutlich auch die Polizei eingeschaltet.
      »Vielleicht hat er ja mit ihm gesprochen. Waren die beiden denn befreundet?«
      Haie erwiderte, dass eigentlich niemand Kontakt zu Barne hatte, geschweige denn mit ihm befreundet war. Seit der Heirat mit Birthe hatte der ehemalige Schulkollege sich sehr verändert. Er war nicht mehr zum Ringreiten

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