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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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als ob er überhaupt nicht verstünde, worauf Haie anspielen würde. Es sei alles in Ordnung, er habe nur einen kleinen Kater, war er ihm ausgewichen. Haie hatte ihm das nicht abgekauft, aber er wollte Tom auch nicht vor Marlene in Verlegenheit bringen. Vielleicht ergab sich ja heute die Gelegenheit, unter vier Augen mit ihm zu sprechen.
      Er holte sein Fahrrad aus dem Schuppen und radelte los.

    Die Kollegen von der Kripo und sein Vorgesetzter erwarteten ihn bereits ungeduldig. Thamsen lehnte sich betont lässig auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch seines Chefs und ließ die Fragen über den aktuellen Ermittlungsstand im Fall Kalli Carstensen über sich ergehen.
      »Das ist nicht besonders viel«, stellte der jüngere der beiden Mitarbeiter aus Flensburg fest, als Thamsen seine Ausführungen beendet hatte. Nicht besonders viel? Er musste tief Luft holen. Was stellten sich diese Schreibtischtäter eigentlich vor? Hatten die überhaupt eine Ahnung, wie schwer es war, an brauchbare Informationen zu kommen? Gut möglich, dass die Leute in der Stadt auskunftsfreudiger waren, aber hier auf dem Land verhielten sich die Dinge nun einmal anders. Insbesondere in Nordfriesland. Hier waren die Menschen eher verschlossen.
      Er schlug vor, den Kollegen zunächst einmal sämtliche Akten zur Verfügung zu stellen. Anschließend konnten die beiden Beamten sich die Werkstatt vornehmen, in der sich Friedhelm Carstensens Wagen zur Inspektion befand.
      »Ich fahre noch einmal zu den beiden Stammtischbrüdern. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass Kalli Cars tensen gar nicht in Richtung Herrenkoog gegangen ist, oder vielleicht haben die beiden etwas Auffälliges beobachtet, einen unbekannten Wagen oder Ähnliches.« Sein Vorgesetzter nickte. Thamsen verließ das Büro.
      Draußen schien die Sonne. Er atmete noch einmal tief durch, ehe er in seinen Wagen stieg. Mit welcher Arroganz die Beamten aus Flensburg ihm gegenüber aufgetreten waren. Als wenn die etwas Besseres waren. Er hatte eigentlich erwartet, dass Kriminalhauptkommissar Euler und sein Kollege ihn unterstützen würden. Mit ihnen hatte er schon des Öfteren zusammengearbeitet und immer gute Ergebnisse erzielt. Warum man stattdessen nun diese beiden arroganten Herrschaften schickte, verstand er nicht.
      »Never change a winning team«, murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart.
      Über die Bundesstraße fuhr er nach Risum-Lindholm. Die Häuser der beiden Stammtischbrüder lagen nicht weit entfernt voneinander in der Dorfstraße, welche sich beinahe zwölf Kilometer lang durch mehrere Ortsteile schlängelte. Es war also nicht selbstverständlich, dass man zwangsläufig nah beieinander wohnte, nur weil man in der derselben Straße lebte. Aber Ole Jessen und Manni Thiele waren beide ganz in der Nähe des SPAR-Ladens zu Hause und somit quasi Nachbarn. Und wie es sich für anständige Nachbarn gehörte, achtete man besonders darauf, was sich auf dem Grundstück des anderen so abspielte.
      Thamsen hatte kaum den schwarzen Klingelknopf betätigt, als wie aus dem Nichts ein etwa zwei Meter großer Mann auf der anderen Seite des angrenzenden Zaunes auftauchte.
      »Manni ist nicht to huus!« Die dunklen Augen des Riesen blickten ihn neugierig an.
      »Wo steckt er denn?« Thamsen trat einige Schritte auf die dicht bewachsene Hecke zu. Er musste seinen Kopf leicht in den Nacken legen, um seinem Gegenüber ins Gesicht schauen zu können.
      »Auf Arbeit«, gab dieser bereitwillig Auskunft. Was er denn von ihm wolle?
      Was ihn das denn anginge, hätte Thamsen ihn am liebsten gefragt. Aber aus Erfahrung wusste er, es war besser, sich zurückzuhalten und allzu neugierigen Fragen lieber mit einer belanglosen Antwort zu begegnen.
      »Nur was nachfragen«, entgegnete er deshalb.
      »Und ich kann Ihnen nicht weiterhelfen?«
      Hilfsbereit waren sie ja, die Dorfbewohner. Da konnte man nicht klagen. Thamsen bezweifelte jedoch, dass der Riese ihm hilfreiche Auskünfte zum Fall erteilen konnte. Aber einen Versuch war es wert.
    »Kannten Sie Kalli Carstensen?«
      Der Mann auf der anderen Seite des Zaunes nickte stumm. Seine Auskunftsfreude schien sich plötzlich in Luft aufgelöst zu haben. Thamsen versuchte, den Redefluss des Mannes wieder in Gang zu bringen, indem er seinen Dienstausweis in die Luft hielt. Das zeigte Wirkung.
      »Eigentlich kannte ja jeder aus dem Dorf den Kalli.« Fast klang es, als wolle der Riese diese Tatsache als eine Art

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