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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie gestern Abend nicht mehr miteinander geschlafen hatten. Er hätte ja nicht so viel Alkohol trinken müssen. Wer für aufreizende Dessous nur einen grunzenden Schnarcher übrig hatte, der musste sich halt nicht wundern, wenn er morgens allein im Bett aufwachte. Sie knüpfte an das Gespräch an, welches Toms missgelaunter Auftritt unterbrochen hatte.
      »Es gibt so viele schöne Bilder in dieser Galerie«, schwärmte sie. Sie hätte gar nicht gewusst, auf welch mannigfache Weise man die nordfriesische Landschaft darstellen konnte. Bisher hatte sie sich eher für andere Gemälde interessiert.
      »Was für welche?«
      »Nolde zum Beispiel. Warst du schon einmal in Seebüll in der Ausstellung?«
      Das sei lange her. Kurz nach der Öffnung musste es gewesen sein. Wahrscheinlich ein Schulausflug oder Ähnliches.
      »Aber ich erinnere mich kaum noch daran.«
      »Dann wird es aber höchste Zeit, dass du dich mal wieder mit dem bekanntesten Maler dieser Gegend auseinandersetzt. Wir könnten ja heute auf dem Rückweg einen Abstecher nach Seebüll machen.«
      »Was ist mit Seebüll?« Tom war vom Buffet zurückgekehrt und setzte sich mit einem übervollen Teller an den Tisch. Marlene wiederholte ihren Vorschlag, am Nachmittag das ›Nolde-Museum‹ zu besuchen, doch er zeigte wenig Begeisterung.
      »Bei dem Wetter ins Museum? Das ist doch eher etwas, wenn's regnet.«
      Er biss genüsslich in ein Brötchen, das er daumendick mit Käse belegt hatte.
      Nach dem Frühstück packten sie ihre Sachen und bezahlten die Hotelrechnung. Die Fähre ging in einer halben Stunde. Gemächlich schlenderten sie zum Hafen. Haie gönnte sich unterwegs noch ein letztes frisches Krabbenbrötchen.
      Das Schiff war voll mit Touristen, die das Deck in Scharen bevölkerten. Nur mit viel Glück fanden die drei Freunde einen freien Sitzplatz. Kaum hatten sie sich hingesetzt, klingelte Toms Handy. Marlene verdrehte genervt die Augen. Nicht einmal am Wochenende konnte er das Telefon abschalten.
      »Meissner?«, meldete Tom sich und sprang gleich, nachdem der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung seinen Namen genannt hatte, hektisch auf. Haie und Marlene beobachteten, wie der Freund an die Reling trat. Er wandte ihnen den Rücken zu. Wild gestikulierend diskutierte er mit dem Anrufer. Als er zurück an seinen Platz kam, wirkte er verändert.
      »Wer war das denn?«, fragte Marlene, der die hektischen, roten Flecken an seinem Hals nicht entgangen waren.
      »Ein Kunde«, antwortete er kurz angebunden. Es war nur zu offensichtlich, dass er über das Telefonat nicht sprechen wollte. Diese Tatsache machte die beiden Freunde jedoch erst recht neugierig.
      »Am Sonntag?« Haie zog seine rechte Augenbraue hoch.
      »Ging um einen wichtigen Termin. Wollen wir denn nun noch ins Museum?«, versuchte Tom plump, das Thema zu wechseln. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Lügen konnte er nun einmal nicht.
      Der Anrufer war nämlich kein Kunde gewesen, sondern Monika. Sie wolle ihn besuchen, über die ganze Sache von damals noch einmal sprechen. Angeblich hatte sie die Trennung nie verwunden, ihr Therapeut empfahl ihr ein persönliches Gespräch mit ihm. Er glaubte ihr nicht. Seiner Ansicht nach steckte mehr hinter ihren Anrufen und dem plötzlichen Wunsch, ihn zu treffen. Vielleicht wusste sie inzwischen von Marlene und wollte die Beziehung zerstören. Ein später Rachezug sozusagen. Er traute ihr so einiges zu. Oder aber sie wollte ihn zurückerobern, Marlene ausstechen und ihn für sich gewinnen, was ihm eigentlich schmeicheln sollte. Doch ganz gleich wie ihr Interesse an seiner Person auch gelagert war, er wollte sie auf keinen Fall sehen. Und das hatte er ihr deutlich gesagt.
      Haie spürte sofort, dass Tom nicht die Wahrheit sagte, und fragte sich, warum. Scheinbar handelte es sich um eine heikle Angelegenheit. Er vermutete, dass eine Frau der Grund für Toms Lügen war. Die beiden Männer hatten eigentlich so gut wie keine Geheimnisse voreinander. Dafür vertrauten sie mittlerweile einander zu sehr. Um den Freund aus der unangenehmen Situation zu befreien, ging er auf den Themenwechsel ein. Er würde sicherlich später die Gelegenheit finden, Tom auf sein merkwürdiges Verhalten anzusprechen.
      »Also ich bin dabei!«

10

    In der Montagsausgabe des ›Nordfriesland Tageblatt‹ gab es einen weiteren Bericht über die Leiche im Maisfeld, wahrscheinlich von dem Reporter, der Thamsens Vorgesetzten im

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