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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Leinwand um. Auf dem weißen Hintergrund wurde eine Zeichnung von Theodor Storms Schimmelreiter projektiert. Marlene wurde kreidebleich und begann, hektisch in Ihren Unterlagen zu blättern. Die anwesenden Herren verfolgten mit fragenden Gesichtern ihren verzweifelten Versuch, die korrekten Dokumente in dem inzwischen unsortierten Haufen aus Zetteln, Folien und anderen Blättern zu finden.
      »Frau Schumann?« Sie nahm gar nicht wahr, dass ihr Chef aufgestanden war. In ihrem Kopf gab es nur Raum für die Frage nach den richtigen Unterlagen. Doch alles Suchen nützte nichts, die korrekte Folie war nicht aufzufinden.
      Dann muss es halt ohne Projektion gehen, dachte sie, hob ihren Kopf und schaute direkt in das Gesicht ihres Chefs, der sie mit besorgtem Blick anschaute.
      »Geht es Ihnen gut?«
      Marlene verstand die Frage nicht. Ihr war nicht bewusst, dass sie mehrere Minuten lang völlig apathisch in ihren Unterlagen gewühlt hatte, ohne auf seine Ansprache zu reagieren.
      »Ich bin gestern gerade erst von Föhr zurückgekommen«, versuchte sie, das Durcheinander der Papiere zu erklären. »Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, alle Notizen zusammenzuschreiben.«
      Die älteren Herren des ›Nordfriesischen Vereins‹ nickten im Takt.
      »Dann geben Sie uns doch vielleicht erst einmal eine mündliche Zusammenfassung Ihrer neuesten Erkenntnisse«, forderte der Leiter des ›Nordfriisk Instituut‹ sie auf.
      Marlene schluckte. Was sollte sie sagen? Sie hatte die Insel ja gar nicht wegen irgendwelcher Forschungen besucht. Der Grund ihres Kurztrips nach Föhr war vielmehr Barne Christiansen gewesen. Wie aber sollte sie den Männern, die vor ihr am Tisch saßen, erklären, dass sie auf der Insel weniger nach kulturellen Spuren als nach einem möglichen Mörder gesucht hatte?
      Um Zeit zu gewinnen, gab sie zunächst eine kurze Zusammenfassung der Teufelssage: »In der Marsch auf der Insel Föhr gibt es ein paar kahle Stellen, an denen keine Pflanze wächst und deren Ausmaß etwa eine halbe Rute misst. Man hat die Stellen ausgegraben, mit anderer Erde wieder aufgefüllt, doch kein Kraut noch Gras gedieh darauf. Nicht einmal die Vögel lassen sich darauf nieder. Man sagt, dass, als der Teufel Helgoland von Norwegen herholte, er über die Insel Föhr kam und dabei seine Fußspuren in das Land eindrückte. Darum nennt man die Stellen auch Düwelspuren.«
      Ihr Publikum hatte den Ausführungen interessiert gelauscht und wartete nun gespannt auf die Forschungsergebnisse. Da Marlene jedoch schwieg und erneut begann, in ihren Unterlagen zu blättern, versuchte ihr Vorgesetzter durch Fragen eine Diskussion in Gang zu bringen.
      »Was genau hat es mit Helgoland und Norwegen auf sich?«
      Sie erklärte, es gäbe eine Sage, der zufolge der Teufel Helgoland von Norwegen hergeholt hatte.
      »Und, weiter?« Langsam, aber sicher wurde er ungeduldig. Immerhin hatte man die Herren des Vereins geladen, um ihnen Forschungsergebnisse zu präsentieren. Nicht um ihnen von Sagen zu erzählen, die ihnen längst bekannt waren. Er schaute Marlene auffordernd an. Sie ahnte, wie enttäuscht er von ihr war. Immerhin war er es gewesen, der ihr das Projekt anvertraut hatte. Und nun das. Sie entschied sich, dass es besser war, die Wahrheit zu sagen, als ihren Vorgesetzten weiter zu blamieren.
      »Ich habe am Wochenende keine neuen Erkenntnisse bezüglich des Projekts gewinnen können.«
      Sie hatte den Blick gehoben und schaute unsicher in die Runde. Als sie jedoch in die wider Erwarten offenen und freundlichen Gesichter der anwesenden Gäste blickte, fuhr sie fort.
      »Wenn ich ehrlich bin, war ich auch nicht zu Forschungszwecken auf Föhr.« Sie räusperte sich kurz, ehe sie mit dem wahren Grund ihres Wochenendausflugs rausrückte.
      »Der Tote, den man vor wenigen Tagen in dem Maisfeld in Risum-Lindholm gefunden hat, ist ein alter Schulkamerad eines Freundes von mir. Es gibt einen ehemaligen Dorfbewohner, der eventuell in den Fall involviert ist. Wir haben den Mann auf Föhr besucht, um herauszufinden, ob er etwas mit dem Mord an Kalli Carstensen zu tun hat.«
      Ein Raunen ging durch den Raum.
      »Mord? Sie sagten doch vorhin, dass die Polizei davon ausgeht, es handele sich um einen Unfall.« Der Mann sah sie fragend an. Vergessen schienen die Forschungsergebnisse, die Leiche aus dem Maisfeld stand nun im Mittelpunkt des Interesses.
      Marlene nickte und berichtete von den bisherigen

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