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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine gewisse Menschenkenntnis spielten in ihrem Job keine sonderliche Rolle. Für ihn zählten nur handfeste Beweise, die er möglichst schwarz auf weiß in irgendwelchen Berichten bestätigt bekam. Doch das war in diesem Fall nun einmal schwierig. Sie hatten so gut wie keine Spuren. Da musste man halt verschiedene Ansätze in Betracht ziehen und sich auch einmal von seinen Eindrücken und Gefühlen leiten lassen. Anders kamen sie hier nun einmal nicht weiter. Aber das lernte man nicht auf der Polizeischule, und so jung, wie der Kollege auf ihn wirkte, hatte er diese vor noch nicht allzu langer Zeit gerade erst absolviert.
      Er schwieg also über den neuesten Ermittlungsstand in Bezug auf den Anwalt und fragte stattdessen, was denn der Kollege in der Zwischenzeit herausgefunden hatte.
      »Wir werden ein Team der Spurensicherung auf die Insel schicken. Der Verdächtige fährt tatsächlich einen weißen Opel Astra.«
      Thamsen sah überrascht auf. »Ich dachte, Barne Christiansen hat ein wasserdichtes Alibi?«
      Der Kollege trat von einem Fuß auf den anderen. Fast wirkte es so, als müsse er dringend auf die Toilette.
      »Uns ist da ein Fehler unterlaufen«, gestand er mit gesenkter Stimme. Seine überhebliche Art war wie weggeblasen.
      Dirk Thamsen erhob sich hinter seinem Schreibtisch und ging auf den jungen Beamten zu. Obwohl er selbst nicht besonders groß war, überragte er ihn beinahe um eine Kopflänge. Er genoss es, für einen kurzen Augenblick auf den anderen herabzusehen und ihm nur ein Stück weit den Eindruck zu vermitteln, den er vor wenigen Minuten noch selbst hatte durch den anderen erfahren müssen.
      »Das heißt?«
      »Wir haben noch einmal die angegebenen Zeiten verglichen. Also Arzttermin und Fährzeiten.«
      »Und?«
      »Nun ja«, der junge Kollege senkte nun zusätzlich zu seiner Stimme auch den Blick. »Rein theoretisch wäre es dem Verdächtigen doch möglich gewesen, das Festland an diesem Tag noch zu erreichen.«

    Tom hatte beinahe bis mittags geschlafen und saß noch am Frühstückstisch, als Haie die Küche betrat.
      »Mensch, wie siehst du denn aus?«, äußerte der Freund sich über sein ungepflegtes Aussehen. »Wenigstens rasieren hättest dich können.«
      »Ich frühstücke noch«, versuchte Tom sich herauszureden, doch wenn er ehrlich war, verspürte er keine Lust, seine Morgentoilette in Angriff zu nehmen. Seit Marlene nicht mehr da war, erschienen ihm solche Kleinigkeiten irgendwie sinnlos.
      Haie ließ sich jedoch nicht täuschen. »Los jetzt!«, scheuchte er ihn vom Tisch auf, »mach dich mal fertig. Wir haben noch eine Menge zu tun.«
      »Und das wäre?«
      »Erzähl ich dir später. Sieh erst zu, dass du ins Bad kommst.«
      Während Tom ins Badezimmer schlurfte, machte Haie sich daran, das Geschirr abzuräumen und den Tisch abzuwischen. Dann holte er aus Marlenes Büro Papier und Stifte.
      Als Tom frisch geduscht und rasiert wieder in die Küche kam, hatte er bereits angefangen, eine Liste der möglichen Tatverdächtigen zu erstellen.
      »Was machst du da?«
      Haie erzählte, was er von Ole Jessen bezüglich des verdächtigen Wagens erfahren hatte.
      »Ich denke, es wäre klug, sich mal im Dorf nach einem weißen Pkw umzuschauen.«
      »Und wofür machst du dann diese Auflistung da?« Tom schaute dem Freund interessiert über die Schulter. Haie hatte das Blatt in zwei Spalten unterteilt. Auf die linke Seite hatte er bereits einige Namen geschrieben. Barne Christiansens stand an erster Stelle. In die zweite Spalte hatte er jeweils die Farbe des Wagens notiert, welcher der entsprechenden Person gehörte.
      »Ich denke allerdings, dass es dennoch Sinn macht, wenn wir uns alle Autos anschauen«, bemerkte Haie, nachdem er Tom seine Gedankenstütze erläutert hatte. »Wer weiß, ob Ole und Manni sich nicht die Farbe des Fahrzeugs auch nur ausgedacht haben.«
      Sie fuhren in Toms Wagen die Dorfstraße entlang, und Haie bestimmte, dass sie sich zunächst die Autos der Stammtischbrüder vornehmen sollten. Immerhin gab es unter ihnen auch einige, die über ein fundiertes Motiv verfügten.
      »Und was ist mit Friedhelm?«
      »Da war ich schon. An dessen Wagen gibt es keine Spuren.«
      »Hat er dir das Auto freiwillig vorgeführt?«
      Haie schüttelte den Kopf. Friedhelm sei bei seinem Besuch überhaupt nicht daheim gewesen. Irmtraud habe ihm den Wagen gezeigt.
      »Ihr war der Vorfall von der Trauerfeier

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