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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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selbstverständlich der Bedienung den größeren Schein, die ihn dankend in ihrem Dekolleté versenkte und sich mit einem aufgehauchten Küsschen von beiden verabschiedete.
    Hansen sehnte sich in diesem Moment nur noch nach Hause und grüßte zum Abschied. Fingerloos schien ein schlimmer Finger zu sein, wenn er in Stimmung kam, denn er zog jetzt die Bedienung näher an sich heran und begann gegen ihre sporadischen Abwehrversuche, sich zunehmend an sie heranzukuscheln. Wer weiß, vielleicht hatte er tatsächlich das Format, um einer Raubkatze wie der Bester die Krallen zu ziehen.
     
    Seine Welt war das jedoch nicht, und so drehte sich Hansen auf dem Absatz um. Dennoch, wenn ihn Fingerloos vor der Bester bewahren könnte, dann würde er sich notfalls auch weiterhin von ihm mit seinem richtigen Vornamen anreden lassen. Aber bei Stuhr oder anderen würde er das niemals zulassen.
     
     

Souvenirs, Souvenirs 
     
    Kaum hatte Stuhr Angelikas Anwesen verlassen, da trommelte er wütend auf das Lederlenkrad des großräumigen Geländefahrzeuges ein, das sie ihm im Tausch gegen seinen alten Golf großzügig überlassen hatte. Was war nur mit ihm passiert? Er wollte doch Jenny treu bleiben.
    Bevor er sich weiter ärgern konnte, wurde er von exotischen Straßennamen abgelenkt, die im Display des Navigationsgeräts des Landrovers angezeigt wurden: Triibergem, Waaster Jügem, Jaardenhuug, Teewelken. Danach konnte er endlich wieder auf die Landstraße nach Wyk einbiegen, und es bereitete ihm durchaus Spaß, die offensichtlich reichlich mehr als benötigten Pferdlein unter der Motorhaube zunehmend zur Tränke zu führen. Immer häufiger erfassten jedoch die kaltblauen Scheinwerfer des Geländewagens Nebelschwaden, was ihm den Spaß für den Druck auf das Gaspedal verleidete. So zuckelte er mit dem Boliden eher verhalten über die weitgehend gerade verlaufende Landstraße, auf der nur an wenigen Stellen das Lenkrad bewegt werden musste.
    Was abseits von den stierenden Scheinwerferkegeln des Geländewagens in der Finsternis verborgen blieb, wirkte wie eine andere Welt. Er konnte sich noch gut an die Schulzeit erinnern, als sein alter Lehrer in Heimatkunde von den abenteuerlichen Walfangfahrten der holländischen und englischen Grönlandfahrer berichtete, deren Schiffe vielfach von Föhringern gesteuert wurden. Das musste eine goldene Zeit für die Insulaner gewesen sein.
    Vielleicht lag sogar hier am Wegesrand einer der sprechenden Friedhöfe, von denen der Lehrer seinerzeit farbige Dias an die Wand geworfen hatte, eine kleine Sensation. Auf den ungewöhnlichen Grabsteinen sollten bisweilen ganze Lebensgeschichten niedergeschrieben worden sein, wenngleich Stuhr als Schuljunge die Buchstaben nicht entziffern konnte. Er konnte sich aber gut erinnern, dass sie bisweilen von Schiffsgemälden gekrönt waren. Er nahm sich fest vor, bei seinem nächsten Besuch auf Föhr einen dieser Friedhöfe aufzusuchen.
     
    Seine Gedanken wurden von seinem Mobiltelefon unterbrochen, das plötzlich das Wageninnere erhellte. Dem Display konnte er entnehmen, dass Jenny versuchte, ihn anzurufen. Er wollte jetzt das Gespräch aber nicht annehmen, sondern klickte sich in die Liste der verpassten Anrufe hinein, die inzwischen ellenlang geworden war.
    Jenny natürlich zehnfach, Kommissar Hansen sowieso, und selbst Dreesen hatte einmal versucht, ihn zu erreichen. Alle schienen ihn heute unbedingt sprechen zu müssen. Ging es denn überhaupt noch darum, den Mörder zu finden, oder hatten sie Spaß daran, ihn bei seinem Seitensprung zu ertappen, um ihn dann am Vormast von Jennys Bark aufzuknüpfen?
    Stuhr war mehr als gepestet. Er nahm sich vor, die Liste dezidiert von unten nach oben anzugehen. Erst würde er die kleinen Dinge ganz schnell lösen, und dann würde er sich den größeren Problemen widmen.
    Die Wahrscheinlichkeit, auf Föhr beim Telefonieren am Steuer erwischt zu werden, schien ihm gering zu sein. So versuchte er, Dreesen anzurufen, doch der meldete sich nicht.
    Endlich näherte sich das Ortsschild von Wyk, und wenig später rollte er am geschlossenen Verwaltungsgebäude der Wyker Dampfschiffsreederei vorbei. Einem auf dem Hafengelände stehenden Display war zu entnehmen, dass die letzte Fähre bereits den Hafen verlassen hatte.
    Stuhr wunderte sich, dass ihn Angelika nicht darüber informiert hatte, dass heute keine Fähre mehr zum Festland verkehren würde. Vielleicht hätte er dann doch noch bei ihr genächtigt, denn er hasste es, im Dunkeln

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