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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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umarmen. Doch Stuhr fand es passender, nicht gleich auf Frieden umzuschalten. »Wenn man fragen darf: Wer war denn dein Spielgefährte, der das Weite gesucht hat?«
    Jennys Blick verfinsterte sich wieder. »Das ist kein Mann, Helge, und das weißt du ganz genau. Es ist Lothar.«
    Stuhr zog sich genüsslich sein Bier an die Lippen, bevor er Jennys Antwort aus den Mundwinkeln heraus abqualifizierte. »So. Lothar. Ein Frauenname also?«
    Lachend tippte sie sich mit dem Finger an ihre Stirn, um ihm klarzumachen, dass er auf der falschen Fährte war. »Mensch, Helge, wo bist du nur mit deinen Gedanken? Du kennst Lothar auch vom Wasserturm, wie er uns vor der Vorstellung geherzt hat. Er ist kein Mann, er fühlt wie eine Frau. Lollo eben und nicht Lothar. Sei doch nicht so borniert. Er hatte mich eingeladen, nach der Geschichte mit Robert einmal aus Hamburg herauszukommen. Deswegen sind wir Richtung Föhr gefahren. Morgen soll es bereits wieder nach Kiel gehen, dort werden die Proben für eine Sondervorstellung im Schauspielhaus beginnen. Du hast dich nicht mehr gemeldet, und für mich war es eine gute Gelegenheit mitzufahren. Warum bist du nur so bockig?«
    Damit war für Stuhr klar, dass sein mühselig eingefädelter Herrenabend endgültig besiegelt war. Taktisch wäre es vermutlich nicht unklug, jetzt vom Bier abzulassen und näher zu ihr zu rücken. »So kenne ich dich ja gar nicht, mein Schatz. Erstmal ein Küsschen, schließlich sind wir ein Paar.«
    Ein wenig unwillig beugte sich Jenny vor und küsste ihn.
    »Wo steht denn euer Fahrzeug?«
    Jenny druckste herum. »Meinen Schauspielkollegen geht es zurzeit nicht besonders gut. Der Bus steht in Dagebüll auf dem Parkplatz. Die Überfahrt hätte ein Vermögen gekostet. Lollo schläft deswegen am Strand, aber ich wohne gleich nebenan im Duus-Hotel.«
    Na, das passte doch. Wenigstens hatte sie Lollo nicht bei sich untergebracht. Stuhr nahm sie generös in den Arm. »Ich auch, meine Dame. Dann kann ich hoffentlich davon ausgehen, dass wir heute Nacht zusammen schlafen, oder nicht?«
    Unerwartet impulsiv küsste sie ihn jetzt. »Mein geliebter Kavalier, ich folge Ihnen auf der Stelle.«
    Stuhr liebte Jenny vermutlich mehr als alles andere auf der Welt, aber das frisch servierte Weizen einfach so auf dem Tresen verwaisen zu lassen, das tat dennoch weh. Doch es half nichts. Schnell beglich er die Rechnung und hakte sie entschlossen ein, um sie die wenigen Meter zum Hotel zu bugsieren. Er hielt ihr einladend die Tür zum Duus-Hotel auf. Offensichtlich hielt die Dame vom Tresen heute Nachtwache, denn vom Buchlesen aufgeschreckt, musterte sie das hereinkommende Paar neugierig.
    Stuhr fasste allen Mut zusammen, um mit der konsterniert wirkenden Dame eine Umverlegung von seinem Einzel- auf ein Doppelzimmer zu verhandeln. »Entschuldigen Sie, meine Frau ist unerwartet nachgekommen. Sie hat hier auch ein Einzelzimmer gebucht. Natürlich möchte ich gemeinsam mit ihr die Ruhe und Gastfreundschaft bei Ihnen genießen.«
    Stuhr war sich nicht sicher, ob sein Vortrag gelungen war, doch die Dame schien trotz des irritierten Blickes ein echter Profi zu sein, jedenfalls reichte sie ihm eine neue Chipkarte über den Tresen. »Das haben wir bereits für Sie veranlasst. Sie haben jetzt Zugang zu unserer Fürstensuite, da ist genug Platz für alle. Erscheinen Sie morgen denn zu zweit zum Frühstück?«
    Die Frage fand Stuhr ungewöhnlich. Er sah Jenny kurz an und nickte.
    Die Rezeptionistin setzte ihre Erläuterungen fort. »Bis zehn Uhr bleibt bei uns im Frühstücksraum alles aufgedeckt, danach servieren wir Ihnen aber auch noch Kleinigkeiten, auf Wunsch gerne auch auf das Zimmer. Wenn Sie noch eine Frage oder einen Wunsch haben, ich stehe Ihnen die ganze Nacht zur Verfügung.« Augenzwinkernd wünschte sie eine gute Nacht, bevor sie sich wieder ihrem Taschenbuch zuwendete.
    Nachfragen mochte er nicht. Fürstensuite. Eine solche großzügige Seite von Jenny hatte er bisher noch nicht erlebt. Er war gespannt, wer morgen zuerst die Kreditkarte zücken müsste.
    Er hakte Jenny ein, und gemächlich stiefelten sie leicht angeschickert in den zweiten Stock. Jenny wirkte ein wenig ermüdet, doch als sie den Eingang zur Gold verzierten Fürstensuite erblickte, begann sie zu strahlen. »Mon Directeur. Helge, du bist immer wieder für Überraschungen gut. Die Fürstensuite. Du bist ein toller Mann!«
    So recht konnte Stuhr zwar ihr Lob nicht einordnen, aber wenn Jenny zufrieden war, dann war der

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