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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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in der Fremde nach einer Bleibe zu suchen.
    Was konnte er am Fähranleger unternehmen? Er schaute sich um. Sollte er nicht gleich gegenüber in das Hotel am Strand gehen? Sicherlich wäre das eine gute Adresse, aber wollte er nach der Geschichte bei Angelika wirklich morgens mit dem Blick auf das Wattenmeer und die Halligen aufwachen? Nein, er würde Angelikas Spielchen nicht mehr mitspielen. Gleich hinter dem Hafenvorfeld bemerkte er ein weiteres Hotel, das nicht nur durch gelbweiß gestreifte Markisen über den Fenstern und Blumenkästen einladend wirkte. Er startete den Landrover wieder und parkte genau davor.
    Seine richtige Wahl bestätigte sich bereits beim Eintritt in den Flur. Alte Fotografien aus den Anfängen des Inseltourismus zierten die Wände und verwiesen darauf, dass sich das Hotel seit Generationen in Familienbesitz befand. Ein kleines Schildchen informierte, dass sich die Rezeption am Tresen der Hotelgaststätte Austernfischer befand.
    Vorsichtig betrat Stuhr den Gastraum. Eine elegante Dame eilte ihm entgegen. »Willkommen im Duus-Hotel, der Herr. Tut mir leid, wir sind heute Abend im Restaurant ausgebucht. Darf ich Sie für morgen notieren?«
    Stuhr hob abwehrend die Hände. »Nein, danke. Ich bin auf der Suche nach einer Unterkunft. Können Sie mir helfen?«
    Die Dame nickte freundlich. »Klar, das bekommen wir hin. Dann folgen Sie mir bitte zum Tresen. Sie reisen mit Begleitung?«
    Stuhr wehrte ab. »Nein, einfach so. Ein schlichtes Einzelzimmer reicht mir.«
    Wieder lächelte sie ihn freundlich an. »Unterschreiben Sie bitte hier, die anderen Formalitäten erledigen wir morgen früh. Möchten Sie Ihr Zimmer sehen?«
    Stuhr verneinte und unterschrieb dankbar. Endlich hatte er ein Dach über dem Kopf.
    »Darf ich Ihnen mit dem Gepäck behilflich sein?«
    Schnell schüttelte Stuhr den Kopf. »Das liegt im Fahrzeug, aber das werde ich gerade noch selbst schaffen.«
    Die Dame hinter dem Tresen lächelte augenzwinkernd zurück. »Kein Problem, Herr Stuhr. Sie wirken nicht gerade schwächlich. Dann wünsche ich Ihnen einen schönen Abend. Nach Feierabend ist das Restaurant verschlossen, dann sitzt aber eine Nachtwache im Flur.«
    Stuhr nickte freundlich und wollte sich verdünnisieren. Er hatte Durst.
    Die Rezeptionistin war aber noch nicht zu Ende. »Frühstück ist morgen früh ab 6 Uhr 30 hier im Hotelrestaurant Austernfischer. Darf ich Sie per Klingelruf wecken lassen?«
    »Nein, danke, ich bin nicht geschäftlich hier und kann ausschlafen. Ich gehe jetzt noch einmal um den Block, ein wenig die Füße vertreten. Gute Nacht.«
    »Dann passen Sie gut auf, dass Sie nicht unter die Räder kommen. Föhr kann im Sommer ein heißes Pflaster sein.« Sie zwinkerte ihm vertraulich zu.
    Stuhr dankte irritiert und drehte sich um. Das belebte Hotelrestaurant wirkte einladend, aber sein Weg führte ihn schnell aus dem Gebäude, weil er von Angelikas Landrover aus ein verlockendes Werbeschild entdeckt hatte, das auf eine gemütliche Hafenkneipe hinwies. ›Glaube, Liebe, Hoffnung‹. Dort wollte er bei einem gepflegten Weizen seine Probleme zumindest teilwegspülen.
     
    Die Gaststätte mit diesem ungewöhnlichen Namen, der an die drei christlichen Tugenden erinnerte, schien gut besucht zu sein, wie er bei einem ersten vorsichtigen Blick durch die Butzenfenster feststellen konnte.
    Plötzlich wurde jedoch die Tür aufgerissen, und zwei torkelnde Männer brachen aus dem Eingang heraus und grölten ein ähnliches Kauderwelsch wie die Verrückten vor Angelikas Anwesen. Es handelte sich aber nicht um einen Föhrer Dialekt, sondern um Latein, was er dem schlichteren Teil der Inselbevölkerung so nicht zugetraut hatte.
    Stuhr öffnete die sich schließende Tür sofort wieder und nahm in der gediegenen Seefahrerkneipe am Holztresen Platz, ohne sich großartig umzusehen. Unweit von ihm unterhielt sich an einem Holztisch angeregt ein Pärchen. Tief in Gedanken verweilte er bei Jenny. Ab jetzt wollte er ihr unabdingbar treu bleiben.
    Ein pöbelnder Seebär links am Tresen verlangte jetzt nach Aufmerksamkeit, doch ein Gespräch wollte sich Stuhr nicht aufzwingen lassen.
    Die klare Ansage des Wirtes bewahrte ihn davor. »Schwieg still, sonst kannst du fix betohlen.«
    Bezahlen wollte der angetrunkene Seebär aber noch lange nicht. Er hob er die Hände und sackte friedlich auf den Barhocker zurück.
    Nachdem Stuhr seinen Getränkewunsch absetzen konnte, schaute er sich im Schankraum um. Viele Trophäen aus der christlichen

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