Friesenschnee
wirklich keine Sorgen machen, Hansen. Der bleibt schon obenauf.«
Hansen blieb beunruhigt. Stuhr schien Olli für einen Überlebenskünstler zu halten, der zur richtigen Zeit wissen würde, welche Karte er zu spielen und welche Spielpartner er zu meiden hatte. Allerdings konnte Stuhr nicht wissen, dass Hansen ihn inzwischen auf Pimmel angesetzt hatte, der vermutlich tief im Drogensumpf steckte. Doch Hansen beschloss, nichts weiter von Ollis Auftrag zu erwähnen und besser das Thema zu wechseln. »Hast du inzwischen irgendetwas von Jenny gehört?«
Stuhr schüttelte den Kopf. »Nicht mehr als sonst. Ich weiß nur, dass sie bei der Benefizaufführung im Kieler Schauspielhaus dabei sein wird. Die Proben beginnen morgen. Du kannst dir ja ausmalen, wie begeistert ich bin.« Doch Stuhrs Miene hellte sich nicht auf.
Hansen nahm einen Schluck aus dem Kaffeebecher, bevor er antwortete. »Ja, davon habe ich auch gehört. Übrigens, Petra Bester von der Kieler Rundschau hat es mir gesteckt.«
Wieder verzog Stuhr seine Miene.
»Nun zieh doch nicht so eine Schnute, Stuhr. Das kann einem ja den ganzen Tag verhageln. Denk lieber an Jenny, die tut dir gut. Vielleicht ist sie bereits im Schauspielhaus.«
Stuhr nippte lustlos an seinem Kaffee. »Vermutlich sogar, schließlich hat sie neben mir im Theaterbus gesessen. Dieser Lollo, bei dem Olli am Schnüffeln war, der hat uns beide im Transit von Dagebüll mitgenommen. Irgendwie mussten wir ja nach Kiel zurückkommen.«
Was Stuhr jetzt so eben einmal von sich gab, das war mehr als erstaunlich. Hansen schilderte im Gegenzug, wie dieser langhaarige Fahrer des Busses mit prasselndem Kleingeld die Tankrechnung bezahlt hatte, was seine Vermutung nochmals stützte, dass die Theatergruppe aus dem letzten Loch pfiff.
Stuhr konnte die Vermutung des Kommissars bestätigen. »Klar, die sind auf die Einnahmen der Sondervorstellung im Schauspielhaus mehr als angewiesen. Aber das war oft schon so, hat mir Jenny versichert. Allein von der Schauspielerei kann man schlecht leben. Seit einiger Zeit sollen sie allerdings einen unbekannten Kieler Finanzier im Hintergrund gehabt haben, der ihr Überleben garantierte. Doch nach der Inszenierung von Halbedel auf dem Wasserturm soll der sich schlagartig zurückgezogen haben. Den Namen weiß sie aber nicht.«
Fehlendes Geld war immer ein Motiv für Straftaten, kombinierte Hansen und begann, für sein Ansinnen zu werben. »Während du dich auf Föhr mit Jenny amüsiert hast, habe ich einen Plan geschmiedet, Stuhr. Wir können alle dabei nur gewinnen.«
Skeptisch blickte Stuhr zurück. »Wir?«
Hansen nickte. »Ja, klar, Stuhr. Wenn Mitglieder der Schauspielgruppe ›MischMasch‹ während ihrer Auftritte Straftaten begehen, dann müssen wir sie unter Beobachtung halten, denn irgendwann werden sie sich schon verraten.«
Nachdenklich nickte Stuhr. »Ich verstehe. Du willst das Schauspielhaus von Polizisten abriegeln lassen?«
Kommissar Hansen war kurz vor dem Verzweifeln. Wieso stellte sich Stuhr nur so dumm an? »Falsch, Stuhr. Wenn ich Polizisten vor alle Türen des Schauspielhauses postiere, dann wird keiner von der Theatertruppe etwas Ungesetzliches tun. Ich will aber keine Straftat verhindern, sondern eine auflösen. Durch meinen Auftritt am Wasserturm bin ich bei denen allerdings bekannt wie ein bunter Hund. Beobachten kann die Truppe nur jemand, der als unverdächtig gilt.«
Stuhr stimmte ihm sofort zu. »Richtig, und da ich Halbedel auf das Dach gefolgt bin, scheide ich selbstverständlich ebenfalls von vornherein aus.«
Hansen ärgerte sich, weil Stuhr ihn nicht verstehen wollte. Eindringlich versuchte der Kommissar, Stuhr auf seine Aufgabe einzustimmen. »Falsch. Du giltst als völlig unverdächtig. Schließlich bist du kein Kriminaler, und deine Partnerin ist ein Mitglied von der Theatergruppe. Ihr beide könntet die Schauspieler gut im Auge behalten. Jenny im Publikumsbereich, und du hinter der Bühne.«
Skeptisch blickte Stuhr zurück. »Jenny soll dabei mitmachen? Ich weiß nicht. Die hat ihren eigenen Willen.«
Hansen bemühte sich, ihm den Auftrag schmackhaft zu machen. »Jenny könnte morgen während der gesamten Probe bei ihren Spielfreunden unauffällig im Zuschauerraum verweilen. Meinst du nicht, dass sie Spaß daran hätte?«
Die Gegenfrage von Stuhr war entwaffnend. »Meinst du nicht, dass sie das sowieso tun würde? Sie soll Lollos Rolle übernehmen. Davon ganz abgesehen. Wie soll ich denn hinter die Bühne
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