Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
»Nuttenkutscher. Halt deine Fresse und mach eine Fliege, sonst setzt es langen Hafer. Pronto.«
    Das mit dem langen Hafer kannte Olli als Spruch von seinem Großvater, damit war Verprügeln angesagt. Natürlich vermutlich nicht mehr mit Haferbüscheln wie früher, sondern in diesem Fall mit härteren Bandagen.
    Als sich Pimmel wieder zu ihm drehte, war es bewundernswert, mit welcher angenehmen Stimmlage er das Gespräch fortsetzte. »Ich vertraue dir, Olli. Natürlich wirst du verstehen, dass ich dich beobachten lassen musste. Aber meine Leute haben mir bestätigt, dass du gestern Abend keine Fisimatenten gemacht hast, sondern dich nur eingebunkert hast. Das machen bei jüngeren Leuten ansonsten nur Kranke und Sterbende.«
    So genau wusste Olli nicht, wohin er aufgrund dieser unerwarteten Seligsprechung hinsehen sollte. Vorsichtig fragte er nach. »Du hast gewusst, wo ich wohne?«
    Pimmels Antwort war entwaffnend. »Nein, eine von den Hühnern, die ich im Mondragon abgefischt habe. Sie hat einmal mit dir geschlafen, aber du sollst ziemlich geschwächelt haben. Kann mir nicht passieren. Ich kenne da ein Mittel.«
    Olli hatte sich mit den eigenen Waffen geschlagen. Olli blieb nichts übrig, als Pimmels festem Blick standzuhalten, solange der sich nicht hinter seiner Sonnenbrille versteckte.
    Der Taxifahrer hinter ihm hatte das mit dem langen Hafer nicht verstanden. Als Protest gegen den wütenden Zuruf von Pimmel ließ er jetzt die Hupe seines Fahrzeugs ohne Unterbrechung erschallen.
    Das kümmerte Pimmel jedoch herzlich wenig, der lässig seinen Mercedes in Bewegung setzte. »Ich weiß natürlich nicht den wahren Grund, warum du gestern Abend nicht mehr den Weg zu mir in die Erika-Stuben gefunden hast. Aber jetzt geht es um wichtigere Dinge.«
    Wichtigere Dinge. Was sollte er für ihn tun?
    Pimmel blieb friedfertig. »Olli, wir unternehmen jetzt unsere kleine Spritztour, die habe ich dir ja bereits gestern angekündigt. Wenn du wirklich in das Geschäft bei mir einsteigen willst, dann musst du einmal einen ganzen Zug mitmachen, vom Anfang bis zum Ende. Das Mittel heißt Kokain. Friesenschnee. Ganz ungefährlich ist der Zug nicht, und wenn etwas schiefgeht, dann kann das ganz schnell vier bis fünf Jahre Knast für dich bedeuten. Einverstanden?«
    Olli wurde mulmig zumute. Fünf Jahre Knast? Auf der anderen Seite musste er seinen Hintern retten.
    Pimmel schien das zu bemerken, denn er setzte nach. »Pass auf, wir spielen jetzt ein kleines Spielchen, denn noch sind wir in Hamburg. Wenn du neben mir sitzen bleibst, dann geht die Reise ab an die Nordsee und ich zeige dir, wie man im Handumdrehen zu Knete kommt.«
    Olli nickte. Ihm wurde klar, dass es zum Abspringen zu spät war.
    Pimmel spürte wohl seine Zweifel. »Nicht, dass du mich falsch verstehst, Olli. Du hast die freie Wahl. Selbstverständlich kannst du an der nächsten Ampel unbehelligt wieder aussteigen. Dann sind wir allerdings geschiedene Leute. In dem Fall wäre es besser für dich, aus Hamburg zu verschwinden. Es liegt also ganz bei dir.«
    Komfortabel war seine Situation nicht, doch Pimmel schien auf einen Helfer wie ihn angewiesen zu sein. Bei der roten Ampel an der nächsten Kreuzung juckte es ihn, aus dem Wagen zu springen und sein Heil in der Flucht zu suchen. Letztendlich verharrte er jedoch im Mercedes.
    Pimmel nahm das befriedigt zur Kenntnis und wechselte auf die Fahrspur, die auf die Autobahn führte. Dann setzte er entschlossen seine verspiegelte Sonnenbrille auf und gab Gas.
     
     
     

Nebelkerzen 
    Aufgebracht war Kommissar Hansen schon, aber das war nicht der einzige Grund, warum er sich weit vor der vereinbarten Zeit an der Shell-Station am Knooper Weg eingefunden hatte. Es war der Anruf von Polizeidirektor Magnussen, der ihn auf die Palme gebracht hatte. Hansen äffte ihn verächtlich nach. »Bekommen Sie das bitte nicht in den falschen Hals, Hauptkommissar Hansen, aber ich habe die dienstliche Verpflichtung, Sie vor sich selbst zu schützen. Damit wir uns richtig verstehen: Dies ist kein Ratschlag, sondern eine Anordnung. Bla, bla, bla.«
    Der Tankwart musterte ihn irritiert, hatte den letzten Satz vermutlich gehört.
    Hansen winkte ab. »Alles in Ordnung, keine Sorge. Ich hätte gerne einen Kaffee, getankt habe ich nicht.«
    Während der Tankwart begann, den Kaffeeautomaten in Gang zu setzen, ließ der Kommissar das Telefongespräch mit dem aufgebrachten Polizeidirektor noch einmal Revue passieren.
    »Hansen, glauben Sie mir, Sie

Weitere Kostenlose Bücher