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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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steht dort in brauner Schrift. Der Abteilungsleiter hat also zugestimmt.«
    Stuhr fragte aufgeregt nach. »Wer ist das denn gewesen? Kannst du die Unterschrift erkennen?«
    Nein, das Kürzel kannte Dreesen nicht. »Ich glaube, ›Rei‹. Weiß nicht, das kann man schlecht entziffern.«
    Stuhr tobte. »Das muss Reimann gewesen sein, dieses Kameradenschwein. Erst schickt er mich in den Ruhestand, und dann spannt er mir noch Birgit aus. Wenn der mir noch einmal über den Weg läuft, dann soll er mich kennenlernen!«
     
    Es wurde wieder einmal Zeit, den Hitzkopf Stuhr zu beruhigen. »Aufwachen, Stuhr. Sei schlicht froh, dass der jetzt Birgit an den Hacken hat. Es war für dich doch nie einfach mit der. Du bist doch mit Jenny allerbestens versorgt, oder etwa nicht?«
    Diese Frage überging Stuhr erstaunlicherweise. »Steht sonst noch etwas auf deiner Kopie?«
    Dreesen runzelte die Stirn. Konnte Stuhr Gedanken lesen? »Ja, es gibt einen persönlichen Nachsatz. Das ist schon mehr als ungewöhnlich auf einem dienstlichen Schriftstück. Hier unten, da steht noch: ›P.S.: Sie denken doch noch an meinen Wunsch, ein Grundstück mit Meerblick auf Föhr erstehen zu können? Ihr SR‹.«
    »SR?« Stuhr grübelte.
    »Du kannst dir deine Mühen sparen, Stuhr. Der Name steht unter der Unterschrift in Druckbuchstaben. Es handelt sich um einen gewissen Dr. Stephan Rieder.«
    Stuhr tobte am anderen Ende. »Dieses Miststück. Sie hat mich einfach entsorgen lassen.«
    Dreesen korrigierte ihn. »Also erst einmal handelt es sich um einen Mann, und zweitens müsstest du diesem Dr. Rieder heute noch die Füße küssen, dass er dir den goldenen Heimschuss verpasst hat.«
    Stuhr hielt jedoch verbittert entgegen. »Das werde ich mit Sicherheit nicht tun, denn die Füße von diesem Rieder verweilen mitsamt dem Rest seines Kadavers seit geraumer Zeit zwei Meter unter den Geranien. Aber wenigstens weiß ich nun, woran ich bin.«
    Dreesen konnte den letzten Satz von Stuhr nicht einordnen. Er wirkte verwirrt. Vorsichtig fragte er nach. »Stuhr, komm doch einfach irgendwann auf ein Käffchen in meinem Büro vorbei. Ich kann dir das Dokument vorlegen, und wir können in Ruhe noch einmal über alles sprechen.«
    »Nein, Dreesen, das geht gerade jetzt nicht. Ich muss zurück nach Föhr, auf der Stelle. Ich muss reinen Tisch machen, mit der Vergangenheit aufräumen.«
    Die hastige Antwort von seinem ehemaligen Vorgesetzten stimmte Dreesen nachdenklich. Er selbst verspürte keinerlei Lust, in seinem eigenen Sumpf herumzusuhlen. Was sollte das Herumwühlen in der Vergangenheit bewirken?
    Es war nicht zu verstehen, dass Stuhr offensichtlich immer noch seiner Dienstzeit nachtrauerte. Er musste ihn auf andere Gedanken bringen. »Mensch, Stuhr, warum kannst du nicht froh darüber werden, hier weg zu sein. Was vorbei ist, musst du fahren lassen. Komm wieder auf die Füße.«
    Doch am anderen Ende der Leitung blieb es still. Vorsichtig fragte Dreesen nach. »Stuhr, hörst du mir überhaupt noch zu?«
    Stuhr hatte jedoch bereits das Telefonat beendet. Ungläubig schüttelte Dreesen den Kopf.
    Stuhr musste wirklich eine harte Nacht hinter sich gehabt haben.
     
     

Waidmänner
    Kommissar Hansen war wieder einmal mit leeren Händen in die Polizeidirektion zurückgekehrt. Sein Besuch im Krankenhaus war völlig anders verlaufen, als er sich das vorgestellt hatte. Diese Furie von Stationsschwester konnte vermutlich nicht anders, als Leute gewaltsam aus ihrem Krankenrevier zu ekeln. Aber dass sich auch noch der behandelnde Oberarzt auf ihre Seite stellen musste, das war mehr als unglücklich, denn nun waren Hansen durch die erneut ausgesprochene Vernehmungsunfähigkeit die Hände gebunden.
    Zudem hatte ihm dieser aufgeblasene Weißkittel darüber hinaus angedroht, höchstpersönlich beim Polizeidirektor vorstellig zu werden. Das liebte Kommissar Hansen ganz besonders. Immer wieder traf er bei seiner kriminalistischen Tätigkeit auf sogenannte Bessergestellte, die ihn mit irgendwelchen Drohungen aus den unterschiedlichsten Gründen von seinen Ermittlungen abhalten wollten.
    Im Laufe der Zeit war er diesen Zeitgenossen gegenüber zunehmend misstrauischer geworden, weil oft dabei eigene Interessen die größte Rolle spielten.
    Völlig unerwartet wurde er von seinem verhassten Büroleiter aus den Gedanken gerissen. »Waidmannsheil, KoHa. Anscheinend haben Sie wieder einmal kein Schussglück in der Uniklinik heute gehabt, oder? Chefchen dort und Chefchen hier sollen

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