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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wiedergefunden hatte, dann würde er sich aus dem Staub machen.
    Zum Glück dauerte es nicht lange, bis Geräusche im Flur das Öffnen der Tür ankündigten. Wenige Sekunden später strahlte ihn Angelika an, als wenn er nur einmal kurz zum Rasenmähen hinausgegangen wäre.
    »Komm herein, Helge. Oder muss ich dich Stuhr nennen, so wie früher?«
    Stuhr schüttelte eilig den Kopf und reinigte auf der Fußmatte gründlich seine Schuhe. »Nein, natürlich nicht. Dein Rechtsverdreher, dieser Dr. Trutz, der hat mir gesagt, dass du mit mir noch einmal über die Dinge sprechen möchtest, die seinerzeit offengeblieben sind.«
    Angelika überging seine Einlassung. »Nun übertreib man nicht mit dem Schuheputzen, Helge. Das hast du früher nie gemacht. Magst du einen Cappuccino?«
    Stuhr nickte, und bereits auf dem Weg in die Küche musste er sich staunend umsehen. Wirkte die weißgetünchte Reetdachvilla bereits von außen ausgesprochen edel, so verstärkte sich der Eindruck durch das sorgfältig ausgewählte moderne Interieur.
    In der Küche drückte Angelika den Knopf einer ultramodernen Espressomaschine mit einer gläsernen Front. Das Mahlwerk begann leise zu arbeiten, und wenig später ergoss sich das schäumende Gebräu in eine Designertasse.
    »Wir wollen doch aber nicht in der Küche sitzen, oder?«
    Stuhr schüttelte den Kopf, und so führte sie ihn in den Wohnbereich. Eine große Fensterfront dominierte den Raum, hinter der sich ein prächtiger Ausblick auf die Nordspitze der Insel Amrum auftat. Er näherte sich wie ein kleines Kind der Fensterfront, um den imposanten Bilderbuchblick auf die gegenüberliegende Insel mit den winzigen weißen Häusern, die in eine sanft geschwungene Dünenkette eingebettet waren, in sich aufzunehmen. Der darüber thronende rotweiße Leuchtturm hielt Wacht über dieses Idyll, das nicht allzu fern von hier entfernt lag. Offensichtlich herrschte Ebbe, und eine kleine Gruppe von Wattwanderern war im Begriff, den die Insel trennenden Priel zwischen Amrum und Föhr zu durchqueren.
     
    »Nicht schlecht, wie du wohnst, Frau Doktor«, rutschte es Stuhr heraus, obwohl er keinerlei Neid zeigen wollte.
    Angelika lächelte ihn abgeklärt an. »Du spielst sicherlich auf diesen wundervollen Blick an. Nun, die Föhrer denken schon lange, dass auf Amrum die Strandräuber hausen. Das stimmt aber nicht ganz, denn Norddorf dort gegenüber ist trotz der schlechten Verkehrsanbindung einer der größten Fremdenverkehrsorte in Schleswig-Holstein, was hier natürlich keiner wahrhaben will.«
    Auch ohne Plan hatte sich Stuhr vorgenommen, locker zu bleiben, und so fragte er verschmitzt nach. »Und warum steht dein Häuslein dann nicht dort drüben?«
    Angelika reagierte schnippisch. »Auf Föhr habe ich alles gefunden, was ich benötige.«
    Lächelnd nickte ihr Stuhr zu, auch wenn die Schönfärberei von früher sich bei ihr fortzusetzen schien. Unterkriegen lassen wollte er sich jedoch nicht. »Verstehe mich nicht verkehrt, aber aus der Portokasse wirst du diese Hütte kaum bezahlt haben. Selbst als hoch bezahlte Bundesbeamtin musst du eine überobligatorische Einnahme verbucht haben, um dir so etwas leisten zu können.«
    Angelika lächelte ihn daraufhin mit ihrem unschuldigen Blick an, der ihn früher schon oft verzweifeln ließ. Ihre Antwort hatte es jedoch in sich. »Die erfahrene Ehefrau behält im Falle einer Scheidung alles, außer den Ehemann.«
     
    Das überrumpelte Stuhr. »Was, du warst verheiratet?«
    Angelika antwortete, als wenn es das Normalste auf der Welt wäre. »Ja, das ließ sich seinerzeit irgendwann nicht mehr umgehen. Mein Mann war schließlich Staatssekretär in unserem Bonner Ministerium. Wegen der Geburt meiner Tochter nahmen die Gerüchte über uns immer mehr zu. Wir hatten schließlich keine andere Wahl, als zu heiraten, wenn wir beide im Amt verbleiben wollten. Überrascht dich das?«
    Stuhr war nicht überrascht, er war stinksauer. Das konnte doch nicht sein, dass seine unglückliche große Liebe so mir nichts dir nichts geheiratet und nun sogar ein Kind hatte. Doch er hatte sich vorgenommen, ihr gegenüber keinerlei Schwäche zu zeigen. Er zwang sich, die Ruhe zu bewahren und nur behutsam nachzufragen. »Was ist mit euch denn schiefgelaufen, wenn man fragen darf? War er kein guter Vater?«
    Angelika warf resolut ihre langen Haare zurück. »Ich weiß nicht, ob er ihr Vater ist. Er hat es nie angezweifelt, und so gab es keinerlei Anlass, das näher zu untersuchen. Ansonsten kam

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