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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wollte. Du musst mich verstehen.«
     
    Sie schien seine Einwendungen jedoch nicht sonderlich ernst zu nehmen, denn sie strich sich mit ihren gepflegten Händen verführerisch von oben bis unten über ihre schlanke Figur, bevor sie spöttisch antwortete. »Du willst mich nicht? Du begehrst mich nicht mehr? Helge, du lügst dich doch selbst an.«
    Stuhr begann zu stottern, aber er war sich nicht klar, ob er das überhaupt abstreiten sollte.
    Angelika fiel ihm ins Wort. »Meinetwegen auch nur eine Scheinehe, Helge. Dennoch, wenn du Verlangen nach mir hast, bist du mir jederzeit willkommen.«
    Das Angebot klang verlockend, wenngleich er mit keinem Menschen auf der Welt darüber reden konnte. Wer hätte gedacht, dass er noch einmal die Finger an Angelika bekommen würde? Stuhr taxierte sie. »Warum willst du denn überhaupt wieder heiraten, Angelika? Du hast doch alles.«
    Durch seine unüberlegte Frage war das Gespräch allerdings schlagartig an einen Punkt gelangt, an dem mit Angelika nicht mehr zu verhandeln war. Sie blickte düster aus dem Fenster. »Meine Tochter Laura braucht einen Vater. Wenn mit mir einmal irgendetwas geschieht, dann ist sie ganz allein auf der Welt. Das will ich nicht. Basta!«
    Stuhr wusste zwar, dass er jetzt auf Granit beißen würde, aber er nahm seinen ganzen Mut zusammen, um ihr bereits im Vorfeld das Ansinnen auszureden. »Was soll dir schon groß passieren, Angelika? Du bist bestmöglich abgesichert, und krank erscheinst du mir auch nicht, obwohl Dr. Trutz eine seltsame Andeutung in diese Richtung gemacht hat.«
    Angelika lachte kurz auf. »Ich habe ihn natürlich angelogen. Wer weiß, ob du sonst überhaupt gekommen wärst? Glaube mir, Helge, ich habe die ganzen letzten schweren Jahre starke Gefühle für dich empfunden. Denkst du denn, dass ich dich nicht mehr liebe nach alledem, was wir miteinander hatten?«
    Wenngleich Stuhr die Lüge gegenüber Dr. Trutz als abstoßend empfand, so hätte er sie dennoch bei diesem Liebesschwur gern in die Arme genommen. Aber nach wie vor galt es, Vorsicht walten zu lassen. Er hatte irgendwo einmal gelesen, dass man viele Frauen im Bett haben kann, aber nur eine im Kopf, denn die zweite sollte bereits den Schädel sprengen. Nein, er würde Jenny treu bleiben, darauf sollte sie sich verlassen können. Gleich nachher würde er sie anrufen.
     
    So fiel es ihm nicht schwer, Angelika mit skeptischer Miene auf seine Ablehnung vorzubereiten. »Was ist denn, wenn ich nicht einwillige?«
    Daraufhin näherte sie sich ihm bedrohlich. Sie umschlang ihn und küsste ihn auf die Wange. Ihr Parfum betörte ihn, und sie behielt ihren Mund ganz dicht an seinem Ohr, während sie ihm zuflüsterte: »Ich spiele jetzt mit offenen Karten, Helge Stuhr. Ich habe Dr. Trutz zwei Schreiben aufsetzen lassen. Das eine ist ein Ehevertrag, den du nur noch unterschreiben musst. Nach der Unterschrift kannst du sofort frei über die Hälfte meines Vermögens verfügen. Zunächst ohne weitere Verpflichtungen. Ist das kein Angebot?«
    Angelikas flüsternde Stimme so dicht an seinem Ohr ließ ihm einen wohligen Schauer über den Rücken laufen, was der unangenehmen Botschaft ein wenig die Härte nahm. Das Wort »zunächst« ließ ihm allerdings einen zweiten Schauer über den Rücken laufen, der nicht so angenehm war.
    Der Teufel ritt ihn nun, und er konnte nicht umhin, sie ebenfalls zu umarmen und ihr seine Botschaft in das Ohr einzuflößen. »Du weißt genau, reiche Leute sind nur arme Leute mit Geld. Deine Kohle lockt mich nicht. Ich bin selbst vermögend, Angelika. Das zieht nicht bei mir.«
    Während seiner Botschaft schob sie behutsam, aber bestimmt, ihr linkes Knie in seinen Schritt. Obwohl Stuhr kaum noch klar denken konnte, flüsterte er ihr durchaus liebevoll seinen abschlägigen Bescheid ins Ohr. »Ich werde nicht unterschreiben, Angelika, und das weißt du auch. Du kennst mich genau. Was ist denn mit dem zweiten Schriftstück?«
    Während sie begann, mit ihrer Hand ungeduldig an seinem Hosenstall herumzufummeln, hauchte sie ihm liebevoll die Antwort ins Ohr. »Das ist ein Schreiben von Dr. Trutz an das Jugendamt in Kiel, in dem ich dich als Vater von Laura angezeigt habe. Du wirst dich dann leider irgendwann einem Vaterschaftstest unterwerfen müssen. Das kostet ein wenig Geld und soll ausgesprochen unwürdig sein, aber Laura soll schon ihren richtigen Vater bekommen.«
     
    In diesem Moment hätte er eigentlich wegen dieser üblen Erpressung schreiend vor Wut fortrennen

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