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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sehr zufrieden mit euch, bis auf diesen kleinen Kollateralschaden gestern Abend. Solche Vorfälle entlang unserer Route dürfen nicht wieder vorkommen.«
    Der Präsi sackte zunächst das Geld ein, bevor er begann, seine Horde in Schutz zu nehmen. »Mach halblang, Pimmel, und nimm vor allem deinen Stinkefinger wieder herunter. Schließlich sind wir keine Damenhäkelgruppe. Wo gehobelt wird, da fallen eben manchmal auch Späne. Wir können nicht auf jedes Einzelschicksal Rücksicht nehmen.«
    Pimmel legte nach. »He, Präsi, das müsst ihr aber. Unser Geschäft geht nun einmal vor. Mal einen Reifen stechen, mein Gott, das geht noch als Jugendsünde ab. Aber ausgerechnet an dieser sensiblen Stelle? Dann rückt die Polizei an, und unsere Schmuggelroute ist im Eimer. Soll ich denn durch euch Versager dazu getrieben werden, mit den Amrumer Strandräubern Geschäfte zu tätigen?«
     
    Jetzt knickte der Präsi ein. Natürlich musste es die Höchststrafe für ihn bedeuten, die Geschäfte Leuten von der verhassten Nachbarinsel zu überlassen. Doch der Präsi schien noch mehr Dreck am Stecken zu haben. Pimmel roch das förmlich, denn er bohrte nach. »Euer Reifenstich war doch hoffentlich keine Föhrer Tieferlegung, oder?«
    Der Präsi brauste nun auf. »Scheiße reden ist erlaubt, auf die Fresse bekommen aber auch. Du hättest einmal diesen Lackaffen sehen sollen, wie der sich aufgeblasen hat, nur weil wir auf Tribergen einen Kleinen gezwitschert haben. Dabei hätte der Neureiche seine Hütte damals woanders hinstellen können, nur nicht auf unser Hünengrab.«
    Es war zu merken, dass es Pimmel Nervenkraft kostete, mit dem Präsi zu diskutieren. »Präsi, soweit ich weiß, hat die Alte in diesem Haus doch ihren Kerl längst unter die Erde geschickt.«
    Der Präsi begann zu wimmern. »Mag sein. Doch dieses Mal kam irgendein kräftiger Knallkopf mit einem dicken Knüppel vor die Haustür gerannt. Du hast selbst gesagt, dass wir nicht zuschlagen sollen, also haben wir das Feld geräumt. Aber dieser Vollpfosten sollte einen kleinen Denkzettel verpasst bekommen. Wir haben sein Auto sofort gefunden, Kieler Kennzeichen. Das Reifenstechen ging schnell, aber die Rostlaube war schon so alt, dass praktisch kein Schaden entstanden war. Das Ritzen unseres Logos auf der alten Heckscheibe gestaltete sich auch nicht besonders einfach, und da kam Doc auf die Idee, den Tank mit Sand aufzufüllen. Flach sollte er liegen, Tradition ist eben Tradition.«
     
    Doc drängte sich nun nach vorne. »He, Pimmel, das war hartes Brot. Eine richtige Schweinearbeit, genug Sand durch den engen Einlass in den Tank zu würgen. Meine Hände stinken heute noch nach dem Scheißbenzin. Aber am Ende lag der Wagen schön tief, oder?«
    Die Hualewjonken stimmten murmelnd zu. Pimmel war fassungslos, aber er fing sich schnell wieder und nickte ernst dem Präsidenten zu. »Präsi, meißelt euch ins Hirn, dass ihr auf Föhr die Kirche im Dorf lassen müsst. Utersum ist eben nicht St. Pauli. Neben unseren Geschäften können wir uns keine Auffälligkeiten mehr leisten, ansonsten fliegt unsere Tarnung auf und es ist Schicht im Schacht. Das war hoffentlich ein kleiner letzter Ausrutscher von euch, und jetzt Schwamm drüber.«
    Diese Ansage belohnte der Präsi mit einem eindrucksvollen Ausblick in die Welt seiner nicht vorhandenen Zahnpflegekultur. »Das ist endlich wieder einmal ein Wort des Vertrauens, Pimmel. Wir wollen uns doch schließlich vertragen und in die Zukunft sehen. Lass uns das Geschäft wie immer mit einer Kaltschale Siedlerbowle begießen. Meine Jungs machen das mit dem Tieferlegen nicht wieder. Ehrenwort.«
     
    Ungefragt zogen die Hualewjonken ihre Blechbecher hervor, die an die Hosengürtel gekettet waren. Doc schleppte nun einen rostigen Benzinkanister heran und begann, daraus mit zitternder Hand eine durchsichtige Flüssigkeit in die Becher zu gießen.
    Der Präsi hob als Erster seinen Becher, aber immerhin wartete er ab, bis der letzte von seinen Kapeiken etwas Trinkbares im Becher hatte. »Utersum Hualewjonken: Nich’ lang schnacken, Kopp in Nacken. Sünjhait. Hau’ wech die Scheiße.«
    Seine Horde brummelte gerade noch ein knappes ›Sünjhait‹ zurück, bevor sie die Becher an die Bärte führten. Olli prostete ihnen zwar auch zu, aber er tastete sich zunächst nur mit der Nase an das Getränk heran, das nicht nur kräftig nach Alkohol roch, sondern auch ungenießbar wirkte. Während sich die saufenden Hualewjonken in der Folge bemühten, mit

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