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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Gespräch. Es schien nichts zu
bringen. Aldenhoff war wie eine Betonwand, an der die Worte abprallten und
einfach zu Boden fielen, ungehört. Er versuchte offenbar, Marten Sommer durch
die ständige Nutzung der Bankersprache davon zu überzeugen, dass die Banken
schon wüssten, was sie tun. Er setzte wieder an: »Und genauso kommt mir das bei
euch vor: Ihr spielt mit Geld. Letztlich ist das nichts anderes als Roulette
oder Monopoly. Und hör mir auf mit der Globalisierung. Das ist dann immer die
letzte Ausrede. Leider laufen die Geschäfte nicht, leider wurden Fehler gemacht
in der Vergangenheit, leider ist die Bilanz schlechter als erwartet, leider,
leider. Und wer ist schuld? Die Globalisierung. Niemand hat voraussehen können,
was auf dem globalen Markt passiert. Dass ich nicht lache!« Marten Sommer sah
angewidert an Aldenhoff vorbei.
    »Es ist dennoch so. Zum Teil
jedenfalls. Wir haben das nicht in der Hand, was passiert, wenn …«
    »Das müsstet ihr aber! Ihr müsst
es in der Hand haben. Das ist mit meinem Hof nicht anders«, Sommer schrie ihm
gereizt ins Gesicht.
    »Das können wir nicht«, antwortete
Aldenhoff betont ruhig, gleichzeitig angespannt, »jedenfalls können wir uns nur
bemühen.«
    »Ach, ihr wollt doch nur Geld,
Geld, Geld. Dafür geht ihr über Leichen, erst mit CDOs und Schnelltendern, und
wenn nichts mehr hilft, dann den Hahn abdrehen und fertig. Dahinter stecken
Menschen, Familien, Leute, die eine Zukunft haben, die ihr zerstört,
rücksichtslos!«
    »Nein, nein, das siehst du falsch.
Das System hat Werkzeuge, um Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Durch die
Einlagensicherungsfonds, zum Beispiel, können wir bis zu 30% des haftenden
Eigenkapitals unserer Bank absichern, das schützt ja nicht zuletzt das
Eigenkapital des Kunden, der uns sein Geld überlässt. Und der Kunde ist König.«
    »Pffft. Mir kommt gleich die Galle
hoch. Macht euren Schiet allein, ick will heel nix davon weeten!« Sommer machte
eine Pause, dann fuhr er fort, sichtlich bemüht, die Fassung zu bewahren:
»Alex, ich brauche das Geld, sonst bin ich fertig. Ich zahle es zurück. Wenns
nur erst richtig läuft auf meinem Hof.«
    »Nichts zu machen, Marten«, Alex
Aldenhoff machte Anstalten, das Gespräch zu beenden: »Ich habe gleich einen
anderen Termin. Ich kann dir nur sagen, wir prüfen wohlwollend, doch was nicht
ist, geht eben nicht. Und das ist nicht persönlich gemeint, von wegen alter Schulfreund
und so. Ich bin an die Gremien und Entscheidungen gebunden, weißt du, selbst
wenn ich wollte, könnte ich nicht …Und die allgemeine Krise tut ihr Übriges.
Wir trauen nicht einmal mehr unseren Geschäftspartnern, den anderen Banken. Und
sie sind uns gegenüber mißtrauisch, wozu es natürlich keinen Grund gibt.
Dementsprechend müssen wir auch bei den Privatkunden vorsichtig sein. Wir haben
bereits eine Menge Geld in den Sand gesetzt.« Der Banker erschien für einen
Moment so, als hätte er sich den letzten Satz lieber verkniffen.
    »Das ist nicht meine Schuld,
verdammt noch mal. Und überhaupt: Alex Aldenhoff, du hast gesagt: Klar, das
klappt schon, deine Bemühungen sehen wir, und Geld braucht man erst mal. Ich
tu’, was ich kann, mach dir keine Sorgen … Ist alles nichts als heiße Luft
gewesen, Alex!« Plötzlich wurde Marten Sommer ganz leise, er spürte die
Ausweglosigkeit der ganzen Situation als große Last auf sich ruhen. Kaum hörbar
fragte er: »Würdest du mir denn helfen wollen? Das war doch sonst so … wir kennen
uns schon so lang.« Marten wusste, dass diese Frage überflüssig war, er ahnte,
dass er an diesem Tag nichts mehr erreichen würde. Alex war ein smarter und
gleichzeitig harter Gesprächspartner. Seine Gerissenheit fand Marten
allerdings, gelinde gesagt, zum Kotzen. Und seine Härte unangemessen –
ging man so mit einem alten Schulkameraden um?
    »Kredite vergebe nicht ich
persönlich, sondern die Bank. Es gibt Regeln, an die ich mich halten muss und
Rechenmodelle, die gelten. Das habe ich mühsam lernen müssen. Andere, nicht nur
ich, haben entschieden: Für Marten Sommer ist erst einmal Schluss. Ich musste
dir das jetzt mal so hart sagen, lieber Marten.«
    »Nenn mich nicht ›lieber Marten‹!«
Sommer erhob sich und setzte hinzu: »So klar hattest du es bisher nicht gesagt.«
Eine unendliche Enttäuschung klang in seiner Stimme mit. Sein Traum war
geplatzt. Die Banken waren unersättlich, es konnte ihm keiner erzählen, dass
trotz Bankenkrise nicht Leute in den oberen Etagen saßen,

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