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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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die sich an den
derzeitigen Börsengeschäften bereicherten. Hätten die nicht die Entwicklung
vorhersehen müssen? Wozu gab es Aufsichtsräte? Und wenn sie ins Schlingern
gerieten, wurde urplötzlich nach dem Staat gerufen … Eben dieser ließ ihn,
Marten Sommer, unbeachtet.
    »Es ist so, wie es ist«, Aldenhoff
wollte das Gespräch beenden. »Und nun muss ich dich bitten, zu gehen. Ich muss
zu einem Meeting.«
    »Klar, zum Meeting, neue
Obligationen und Schnelltender beschließen, vermute ich mal«, Marten Sommer
brummte mehr vor sich hin, als dass er deutlich sprach. Dann erhob er sich:
»Oder worum geht’s? Neue Richtlinien zur Kreditvergabe im Zeitalter der
Globalisierung? Oder irgendeinen anderen Schwachsinn? Was ihr betreibt, ist
Kapitalismus der schlimmsten und menschenverachtendsten Form, die man sich
denken kann. Bei euch spielt eine Million mehr oder weniger keine Rolle, aber
hinter eurem System stehen Menschen, sonst würde es gar nicht funktionieren.
Und nicht alle haben die Taschen voller Geld!«
    »Nun spiel mal nicht
gleich den Revolutionär!« Aldenhoff nahm Marten Sommer nicht ganz ernst. Der
drehte sich noch einmal zu ihm, sah ihm in die Augen und sagte: »Du kannst
rechnen. Und du kannst Leuten Kredite mit horrenden Nebenbedingungen verkaufen.
Von Revolutionen hingegen, ihrem Sinn und den Folgen des Turbo-Kapitalismus,
den ihr mit euren Machenschaften vorantreibt, davon hast du überhaupt keine
Ahnung. Also red’ nicht von Dingen, die du nicht verstehst. Bleib’ lieber
dabei, Kunden scheißfreundlich anzulächeln und ihnen Versprechungen zu machen,
bevor dann der Hahn abgedreht wird, wenn die Zinszahlungen nicht mehr
regelmäßig eintreffen. Verkauf’ ihnen Zertifikate von Banken, die Konkurs
gehen. Dann geht’s denen an den Kragen, nicht euch. Eure Gewinne sind dann
schon wieder refinanziert. Nur die Harten kommen durch, die, die mal
straucheln, sind nicht zu gebrauchen in eurer Welt. Einer Welt, die
ausschließlich auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, koste es, was es wolle.
The money makes the world go round. Und straucheln braucht man nicht einmal.
Ich arbeite von 6 Uhr morgens bis 10 Uhr abends …« Marten nahm die Jacke von
der Rückenlehne des Stuhles und warf sie über die Schulter. Lange würde er der
Enttäuschung nicht mehr Herr sein, das spürte er. Am liebsten hätte er …
ach, das nutzte ja alles nichts.
    »Kommst du mir nun
wieder mit deinen Sozialismus-Fantasien? Das kann doch niemand ernst meinen.
Marten, Mann, ich glaubte die Flausen aus dem Schülerleben wären langsam raus
aus deinem Kopf. Solche Gedanken bringen nichts – wie du den Kapitalismus
nun nennst, ob Turbo oder nicht, Tatsache ist, dass er sich durchgesetzt hat,
also besser ist als alles andere. Vielleicht nicht fehlerfrei, dennoch
überlegen. Marten, schau erst einmal, dass du mit dem, was du jetzt hast, gut zu
Rande kommst. Dann sehen wir weiter«, Alex streckte ihm die rechte Hand
entgegen.
    »Nicht fehlerfrei. Oh Gott, Alex
Aldenhoff. Sie haben dich so eingelullt, dass du zu nix mehr zu gebrauchen
bist. Was tust du eigentlich, wenn deine Bank mal Pleite macht?«
    »Macht sie nicht.«
    »Das haben die bei Lehman
Brothers, der Hypo Real Estate, der HSH Nordbank und all den anderen auf Island
und in Lettland, Ungarn und sonstwo, auch gesagt, das warten wir mal ab. Du
wirst voll und ganz von deinen Managern regiert.«
    »Ich bin selbst einer, Marten,
habe meinen Verantwortungsbereich und entscheide auf höherer Ebene mit. Und
bald werde ich dort ständig sitzen. Da redet mir niemand rein.« Einem kurzen,
triumphalen Gesichtsausdruck folgten erneut Falten auf Aldenhoffs Stirn. Sorgenfalten,
so schien es.
    »Wer es glaubt, wird selig. So
blauäugig kann keiner sein.«
    »Schluss jetzt. Im Philosophieren
war ich noch nie gut. Tschüss, Marten. Leider kann ich nichts mehr für dich
tun.«
    »Das sagst du so einfach. Du
kennst die Zahlen so gut wie ich, ist doch alles … einfach Mist«, erwiderte
Marten und ging auf die Bürotür zu.
    »Tschüss!«, rief Aldenhoff
nochmals hinter ihm her. Seine Stimme klang hart und bestimmt.
    »Du zerstörst meine Zukunft, weißt
du das eigentlich? Ach …«, er machte eine abschätzige Handbewegung, sagte noch
einmal: »Ach.« Das ›leck mich‹, das ihm auf der Zunge lag, schluckte Marten
hinunter, als er die Tür laut hinter sich zuknallte. Die verdutzten Gesichter
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der gerade an den Schaltern und
Automaten beschäftigten Kunden

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