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Friesisch Roulette

Friesisch Roulette

Titel: Friesisch Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marvin Entholt
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bestimmten Grundstücks gefragt hatte, das verriet er den Beamten nicht.
    Und auch nicht, dass da noch einer gewesen war. Aber der hatte wiederum mit dem Ersten auch gar nichts zu tun. Hatte der ja jedenfalls behauptet.
    Und so genau hatten die beiden Kriminaler ihn ja nicht gefragt.

30
    Nicolaj stand auf dem erlengesäumten Sandweg vor dem alten BMW  1602 und war sicher, eine Spur von Putin gefunden zu haben.
    Das Landei hatte eine kindliche Begeisterung für alte Autos, und es war ihm nicht auszutreiben, für alle Aufträge, die einen fahrbaren Untersatz erforderlich machten, irgendeinen auffälligen Oldtimer zu stehlen statt eines stinknormalen Durchschnittswagens.
    Das trieb Nicolaj regelmäßig zur Verzweiflung und die Bosse in Berlin zu größter Wut, aber Putin war überzeugt, dass das die perfekte Tarnung war. Wer würde einen Ganoven in einem gepflegten alten Auto vermuten? Vielleicht behauptete er aber auch nur, dass er es für eine großartige Taktik hielt, weil er einfach gern alte Autos fuhr.
    Dieser Wagen hier erinnerte Nicolaj an ein Bild, das Putin ihm auf einer alten, ausgeblichenen Zeitungsseite gezeigt hatte, die er immer mit sich herumtrug, klein gefaltet auf die Größe einer Streichholzschachtel. Die Zeitung hatte in den siebziger Jahren auf verschlungenen Pfaden ihren Weg nach Krasnojarsk genommen, darin eingewickelt war ein gebrauchtes Maschinenteil, das der Vater sich hatte schicken lassen.
    Und Putin, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, hatte in der zerknitterten Zeitung mit der fremden Schrift das Foto eines BMW  1602 entdeckt. Die großen Fenster, die elegante Form! Er träumte sich hinter das Steuer des Wagens, und fortan war jedes plumpe Holzauto, mit dem er spielte, jener schicke chromglänzende Wagen aus einer anderen Welt.
    Nicolaj resümierte: Der Wagen musste von Putin stammen, und im Krämerladen war ein Landsmann aufgetaucht. Er war ihm also dicht auf der Spur, seinem sibirischen Fischkopf. Aber wo steckte der alte Hund? Und warum stand der Wagen verlassen in der Gegend herum? Putin würde doch nicht etwa denselben peinlichen Fehler begangen haben wie er selbst und ohne Benzin liegen geblieben sein?
    Der Radius, innerhalb dessen er Putin finden würde, war also überschaubar. Vielleicht war ihm jemand auf den Fersen gewesen, er hatte den Wagen stehen lassen, war zu Fuß getürmt und irgendwo untergetaucht. Dann könnte die Ware noch im Auto sein! Oder seine Verfolger hatten sie ihm abgejagt.
    Nicolaj ging um das Auto. Er fand keine Spuren eines Kampfes. Er sah im Wagen nach, den er schneller geöffnet hatte als ein durchschnittlicher Wagenbesitzer mit dem Schlüssel. Auf und unter den Sitzen, im Handschuhfach: Fehlanzeige. Der Kofferraum: leer.
    Dann steckten also Putin und die Ware irgendwo in der Nähe.

31
    Johann hatte seinen Bedarf an Klebeband unterschätzt. Die schwarze Folie, die sein Vater vor wahrscheinlich dreißig Jahren einmal gekauft hatte, um hinter dem Haus einen Zierteich anzulegen, wozu es aber nach dem Tod seiner Frau und seiner Interessenverlagerung hin zu verstärktem Alkoholkonsum nicht mehr gekommen war, erwies sich als vollkommen stabil und reißfest, so als sei sie frisch aus dem Laden.
    Eine riesige Umweltsauerei eigentlich, dachte Johann, das Zeug verrottet ja in tausend Jahren nicht, wenn das mal im Boden ist. Dabei musste er an das Umweltengagement seines alten Kumpels Focko denken, den er gerade in die unverrottbare Folie einwickelte.
    Nun war also das Klebeband alle, und Johann griff sich ein paar alte Kälberstricke, die in der Scheune Staub angesetzt hatten. Als er sie um das Paket wand und zuzog, riss einer der mürben Stricke nach dem anderen. Scheiß-Naturprodukte, dachte Johann sich, die Umweltschützer waren doch eben nur Gegner des praktischen Fortschritts.
    Er fand noch ein paar andere Schnüre, um sein Päckchen transportsicher zu verpacken, wischte sich zum wiederholten Male innerhalb weniger Tage den Schweiß von der Stirn, was er zuvor jahrelang nicht mehr getan hatte – er konnte sich gar nicht erinnern, wann überhaupt zuletzt, bevor das alles begonnen hatte.
    Die Schuhe gewechselt von Gummi auf Filz, ein Bier aus dem Kühlschrank und erst mal durchschnaufen.
    Beim Anblick der aufgewellten und angetrockneten Zungenwurst im Kühlfach kam Johann die TKB Bellinghusen in den Sinn, die Tierkörperbeseitigung aus Leer.
    Wenn er jetzt

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