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Friesisch Roulette

Friesisch Roulette

Titel: Friesisch Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marvin Entholt
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hatte, stand er auf, denn er hatte beschlossen, das Paket zu öffnen. Er musste herausfinden, ob er etwa seherische Fähigkeiten und erahnt hatte, was sich darin befand, oder ob sein absurder Traum mit seiner Einsiedelei zu tun hatte.
    Er wusste nicht, welcher Gedanke ihm mehr Angst machte, und er hoffte inständig, dass er etwas anderes in dem Paket finden würde als eine schweigsame Mandy. Auch wenn das bedeutete, dass er seltsame Dinge träumte, war ihm das zwar unangenehm, aber bedeutend lieber, als im Besitz übersinnlicher Kräfte zu sein.
    Er ging in die Küche, nahm das Messer, schlitzte den Karton auf wie gerade zuvor in seinem Traum und hielt kurz die Luft an. Zuoberst lag ein Anschreiben, adressiert an »Herrn Volker Poppen«. Das gab es ja wohl nicht! Dieselbe Namensverballhornung, die er geträumt hatte! Aber andererseits auch die übliche, die friesische Menschen außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes erlitten.
    Hektisch las Enno weiter, doch war dann schnell beruhigt. Der vorliegende Brief nahm einen anderen Verlauf als der im Traum, es war eigentlich nur ein Lieferschein:
6   x   250   g
Aluminiumpulver
German Dark
Stck   €   28.–
€   168.–
3   x   500   g
Wacholderholz-
kohlepulver
Stck   €   15,–
€   45.–
    Unter dem Lieferschein fand Enno die in Folie verpackte Ware, mehrere separat in Plastikfolie eingeschweißte Beutel, in denen sich vermutlich befand, was der Lieferschein auswies: Durch drei Beutel schimmerte es fast schwarz, durch sechs silbrig grau.
    Focko, der alte Pfennigfuchser, gab so viel Geld aus für gemahlenes Metall? Das wollte Enno nicht in den Kopf. Was hatte er damit vorgehabt? Konnte man damit den alten Zaun wieder auf Vordermann bringen? Was konnte man überhaupt damit anfangen? Und was mit Holzkohlepulver? Holzkohle schön und gut, am Wochenende vertrieben sich Städter die Zeit, indem sie damit grillten, ohnehin totaler Unsinn, aber Focko mit Grillhandschuhen und Wurstzange, der fröhlich Koteletts wendete? Unvorstellbar. Und ob das Zeug pulverisiert überhaupt brannte? Das war doch so gut wie Abfall.
    Enno stand vor dem geöffneten Karton und merkte, dass ihm eine aufblasbare Puppe deutlich weniger Fragen beschert hätte.
    Lieber hätte er sich nur mit den Rätseln von Paketinhalten befasst. Aber er wusste, dass draußen jemand auf ihn wartete.

27
    Â»Die Waffe muss ja aus einem Museum sein«, maulte Hauptkommissar Beckmann, während er mit dem Finger nach der Erde seines Geldbaums tastete. »Wer hat denn so was heute noch?«
    Â»Sammler vielleicht?«, erwiderte seine Kollegin.
    Â»Jedenfalls ist es die Tatwaffe, so viel steht fest.« Beckmann blätterte im Autopsiebericht.
    Â»Oder jemand, der selbst schon älter ist«, nahm die Kommissarin den Faden noch einmal auf.
    Â»Aufgesetzter Schuss, Schmauchspuren an der Schläfe«, ignorierte Beckmann ihre Bemerkung.
    Â»Ich erinnere mich«, kam es von gegenüber.
    Beckmann blätterte weiter, um etwas Neues zu finden, mit dem er aufwarten konnte. Zu seiner Erleichterung klingelte das Telefon.
    Er nahm ab, meldete sich und sagte die folgenden drei Minuten lang etwa im Fünfzehn-Sekunden-Takt abwechselnd:
    Â»Aha …«
    Â»Verstehe …«
    Â»Hmm-mm …«
    Â»Okay …«
    Â»Ah ja …«
    Â»Na gut …«
    Und schließlich »Danke«, bevor er auflegte.
    Â»Die Kollegen aus Waren/Müritz.«
    Er blätterte weiter im Hefter der Gerichtsmedizin und versuchte, sich demonstrativ in den Bericht zu vertiefen. Als er spürte, dass die Augen der Kollegin Hartung auf ihm ruhten, schaute er auf.
    Sie schickte ihm einen so intensiv fragenden Blick, dass Beckmann sich zu einer Erklärung genötigt sah.
    Â»Sie haben die Garage untersucht, aus der der Wagen verschwunden ist. Nichts. Keine Fingerabdrücke. Keine verwertbaren Spuren.«
    Â»Aha.«
    Beckmann schlug den Hefter zu. »Was machen wir?«
    Â»Hinfahren.«
    Â»Wohin?«
    Â»Wer ist der Älteste, mit dem wir im Dorf bisher gesprochen haben?«
    Sie wartete das Ergebnis von Beckmanns angestrengtem Nachdenken nicht ab, dem ein Zusammenhang zwischen dem Alter des Revolvers und dem irgendeines Dorfbewohners offenbar nicht einleuchten wollte. Sie erhob sich, griff nach ihrem Holster mit der Dienstwaffe, und Beckmann tat es ihr unwillig

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