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Friesisch Roulette

Friesisch Roulette

Titel: Friesisch Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marvin Entholt
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Focko zu einem der großen Milchviehbetriebe schaffte und … Nein, das brachte er nun auch nicht fertig, Focko zu Mehl verarbeiten und dann ans Vieh verfüttern zu lassen. Ekelhaft genug, dass die Viecher zu Kannibalismus gezwungen waren, indem sie mit Tiermehl gefüttert wurden, aber Focko auch noch darunterzumengen …
    Immerhin eine elegante Art, einen Mord zu vertuschen, dachte Johann sich, aber da er Focko ja nicht umgebracht hatte, sah er auch nicht ein, warum er die perfekte Beseitigung einer Leiche organisieren sollte. Nur loswerden, das wollte er sie schon gern.
    Bier Nummer zwei. Noch war es zu früh, um mit dem Paket auf Reisen zu gehen. Johann wusste zwar nicht, wer so kurz vor Mitternacht noch wach sein sollte, aber Ennos Lebenswandel, an dessen Hof er vorbeimusste, kannte er nicht gut genug, um vollkommen ausschließen zu können, dass der noch nicht im Bett lag.
    So öffnete Johann irgendwann Bier Nummer sechs, aber statt danach die Treppe nach oben ins Schlafzimmer zu nehmen und sich in das alte Federbett fallen zu lassen, wechselte er das Schuhwerk zurück auf Gummi und ging über den Hof in Richtung Scheune. All seine Rituale waren durcheinandergebracht, zum Teufel! Johann echauffierte sich innerlich so sehr über die Störung seiner Ruhe, dass er den Tod seines in Folie gehüllten einstmals besten Freundes erstaunlich gelassen nehmen konnte.
    Die leuchtende Taschenlampe platzierte er auf einem Balken. Im schummrigen Licht der Scheunenbeleuchtung wuchtete Johann nun den in Folie gehüllten Focko in seine alte Schubkarre. Verflucht, war der Kerl schwer! Dabei war er doch zu Lebzeiten so ein schmächtiges Männchen gewesen. Von wegen, Alkohol macht dick. Aber schwer anscheinend schon.
    Johann nahm die Taschenlampe zwischen die Zähne. Praktisch wäre sie ja schon, so eine Stirnlampe, wie sie die dämlichen Radfahrer auf dem Deich teilweise bei Dunkelheit trugen, aber bevor er sich so einen neumodischen Mist kaufte, würde er lieber im Stockdunklen umhertapsen und sich die Gräten brechen.
    Mit der Schubkarre stieß er die Scheunentür auf, löschte innen das Licht, und nachdem er das Tor hinter sich geschlossen hatte, knipste er auch die Taschenlampe aus und steckte sie in die Hosentasche. Schließlich wollte er ja nicht weithin sichtbar als wandelnder Leuchtturm auf sich aufmerksam machen.
    Den Weg kannte er. Auch wenn er ihn viele Jahre nicht mehr gegangen war, würde er ihn immer noch im Schlaf finden. Es war ja mal der Weg zu seinem besten Freund gewesen.

32
    Mittlerweile fiel kein Licht mehr zwischen den Latten hindurch in Fockos Scheune. Es war dunkel geworden, und das Licht nahm den umgekehrten Weg. Enno hatte die trübe elektrische Beleuchtung eingeschaltet.
    Er legte seinen Arm um Trudi. In der anderen Hand hielt er ein langes Messer. Er kraulte Trudis Stirnlocken, setzte das Messer an ihrer Kehle an.
    Er führte einen Schnitt, schnell, tief, weil es ihm anders völlig unmöglich war, und im selben Maß, in dem jetzt dem Schaf das Blut aus der Kehle quoll, schossen Enno die Tränen aus den Augen.
    Er umklammerte das Schaf, das zu zucken begann, und Enno zuckte unter dem Weinkrampf, der ihn überkam. Er wollte es rückgängig machen, konnte es nicht, wie denn, er konnte es nicht ertragen, es war schwer zu sagen, wer hier wen tröstete, das sterbende Schaf ihn oder umgekehrt, weich und warm lag es in seinen Armen, ihm ganz ausgeliefert, ihm vertrauend hatte es sich an ihn geschmiegt, so oft hatte er es gestreichelt, gerufen, langsam starb es in seinen Armen, und in gleichem Maße starb etwas in ihm.
    Er streichelte Trudi, redete auf sie ein, tröstete sie, wusste, dass er der Grund war, dass sie Trost brauchte, dass es seine Schuld war, seine verdammte Schuld, und er sah nichts mehr vor lauter Tränen.
    Trudis Körper lag ruhig. Enno schluchzte, weinte, schrie, seine Hände waren voller Blut, sein Hemd, alles war voller Blut, er stand auf, schmierte das Blut von seinen Händen an die Wände, schrie, weinte, beugte sich wieder über Trudi, ihre Augen waren jetzt ohne Leben, und wer Enno jetzt in seine Augen geblickt hätte, hätte wohl dasselbe von ihm gesagt.
    Er streichelte ihre Stirnlocken und spürte, dass das nicht mehr Trudi war.
    Enno warf ein Seil über einen Querbalken, band es an Trudis Hinterbeinen fest und zog sie hoch, sodass sie kopfüber dahing und das Blut ihr aus der

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