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Friesisch Roulette

Friesisch Roulette

Titel: Friesisch Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marvin Entholt
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Schubkarre und schob weiter.

39
    Â»Waren wir da eigentlich schon mal?«
    Beckmann trat auf die Bremse des Dienstwagens. Es war ein halbwegs sonniger Morgen, und die beiden Ermittler fuhren über Land, denn sie wussten nicht so recht, wie sie in dem Fall mit der unbekannten Leiche weiterkommen sollten. Der Abgleich auch mit der letzten Datei war erfolglos geblieben, der Tote war nirgendwo registriert, und vermisst wurde er auch nicht.
    Â»Nee.« Seine Begleiterin schüttelte den Kopf.
    Die Blicke der beiden ruhten auf einem halb verfallenen Hof. Über ihrem Auto stand eine späte Lerche und sang.
    Â»Na denn«, gab sich Beckmann tatendurstig, schrubbte den Rückwärtsgang rein, stieß bis zur Einfahrt zurück und schaukelte den Weg in Richtung der Gebäude herunter.
    Â»Hallo«, rief er, nachdem sie ausgestiegen waren.
    Â»Hallo«, echote die Kollegin. »Jemand zu Hause?«
    Sie klopfte an der Tür zum Wohnhaus und wandte sich schulterzuckend Beckmann zu. Der strich um die Scheune, aus der eine Katze flüchtete.
    Beckmann öffnete die Tür, ging einen Schritt hinein und erstarrte.
    Â»Heiliger Strohsack!«, entfuhr es ihm leise. »Carola«, rief er dann, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    Die Unsicherheit in seiner Stimme ließ die Gerufene nur vorsichtig eintreten, und auch sie blieb wie angewurzelt stehen.
    Â»Das ist ein Zeichen, wie bei der Camorra«, mutmaßte Beckmann schließlich. »Ein hängendes Schaf, das bedeutet sicher ›Du musst sterben‹ oder so ähnlich!«
    Seine Begleiterin schaute ihn mit einem Blick an, in dem überwiegend Mitleid lag.
    Â»Camorra. In Ostfriesland«, sagte sie.
    Â»Die Spusi! Wir müssen die Spusi holen!«
    Â»Wegen eines toten Schafs?«
    Â»Sieh doch nur, das ganze Blut, das hat doch sicher eine Bedeutung. Vielleicht wurde hier etwas vertuscht oder etwas angekündigt. Das ist heiß.«
    ***
    Hinter einem Erlenstrauch saß Nicolaj und fluchte. Nicht nur, weil er in der Nacht erschöpft in irgendeinem Gestrüpp eingeschlafen war und ihm jetzt alle Knochen wehtaten, sondern auch, weil er den Hof endlich genauer untersuchen wollte. Da musste es noch mehr geben, Spuren von seinem Wolodja – nie wieder wollte er Putin zu ihm sagen, so ein dämlicher Spitzname, den die Berliner ihm da verpasst hatten.
    Und wieder kam etwas dazwischen, diesmal sogar die Polizei, das erkannte Nicolaj schon aus größter Entfernung an den Bewegungen und Gesten dieser Leute, auch wenn er die Art der Kleidung des Mannes eher von den Halbweltgrößen aus Berlin kannte.
    Wieso waren die hier? Hatte jemand sie gerufen? Was wussten die? Und wo war Wowa?
    ***
    Beckmann saß bei geöffneter Tür auf dem Fahrersitz, beendete ein Telefonat und wandte sich an seine Kollegin.
    Â»Dauert zwei Stunden. Mittag?«
    Sie nickte stumm, beide setzten sich ins Auto und rumpelten über den Hofweg ihrer Pause entgegen.
    ***
    Als der Wagen aus seinem Blickfeld verschwunden war, verließ Nicolaj sein Erlenversteck. Er ging auf die Scheune zu, deren Erforschung er in der Nacht hatte abbrechen müssen, trat hinein – und war erneut perplex. Die Schubkarre mit der Leiche war weg.
    Mit seinem Koffer in der Hand stand er vor dem Schaf, das bei Tageslicht etwas von seinem Schrecken verloren hatte.
    Es sah jetzt überwiegend traurig aus.

40
    Enno hatte vor lauter Trubel vollkommen aus den Augen verloren, worauf er sich vor Tagen noch so sehr gefreut hatte. Verwaist stand sein Nachtsichtgerät da, als er mit dem Eimer Dünger in die Küche kam.
    Die Zeit musste jetzt sein! Eimer in die Ecke, ein Forschungsprojekt nach dem anderen, Nobelpreisträger eilten ja auch nicht von einem Labor ins nächste.
    Enno drückte auf den »Rewind«-Knopf, und befriedigt registrierte er, dass das Band sich quietschend in Bewegung setzte. Die Programmierung über die Zeitschaltuhr hatte also funktioniert.
    Er setzte Wasser auf, schaute dabei zu, wie es langsam im offenen Kochtopf dem Siedepunkt entgegenblubberte, und goss sich dann einen Tee auf. Entgegen klischeehafter Annahmen keinen friesischen Tee mit Kluntjes und Sahne, sondern einen Beutel Hagebuttentee. Der schmeckte nach Schullandheim – schade, dass er keine Blechkanne hatte, er müsste mal bei Heinrich Siedenbiedel daran denken.
    Das sagte er sich schon seit Jahren, aber auch so fühlte er sich mit Hagebutte jung.
    Er setzte

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