Frisch geküsst, ist halb gewonnen
haben.“
„Versprochen?“
„Ja, ich verspreche es.“
Izzy erwachte, weil das Sonnenlicht durch ihr Zimmer flutete. Sie reckte sich und rollte sich auf die Seite, um dann festzustellen, dass sie alleine war. Nick war irgendwann in der Nacht gegangen. Oder vielleicht hatte er auch bis zum Morgen gewartet. Egal wie, er war bei ihr geblieben, bis sie entspannt genug gewesen war, um ihren Albtraum loszulassen.
Sie stand auf und ging ans Fenster. Heute würde sie nach Hause fahren. Zurück zu Lexi, nahm sie an. Zu ihrem Platz am Fenster, der ihre ganze Welt geworden war. Zurück zum Warten … auf etwas, das nie passieren würde.
Es würde kein Wunder geschehen. Kein Wedeln mit dem Zauberstab, das sie wieder sehend machen würde. Entweder nähme sie das Risiko auf sich und ließ sich operieren, oder sie würde lernen müssen, damit zu leben. Seitdem sie aus dem Krankenhaus raus war, wartete sie auf ein Geschenk des Himmels.
„Wach auf“, schalt sie sich. Der Himmel hatte genug mit Leuten zu tun, die weitaus schlimmer dran waren als sie. Nick hatte recht. Sie hatte Rücklagen, eine Familie, ein Leben.
Sie duschte und machte sich dann auf den Weg zum Stall. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber sie traf auf niemand anderen. Sie fand den Wandschrank mit den Waschutensilien und stellte alles auf die Bank daneben. Sie hatte immer noch Schwierigkeiten zu erkennen, in welcher Flasche die Seife war, aber dann fiel ihr ein, dass sie sie ja öffnen und versuchen könnte, es am Geruch zu erkennen.
Der Stall war schon etwas beängstigender. Sie machte das Licht an, bevor sie eintrat. Ein Pferd streckte seinen Kopf über die Boxentür. Sie streichelte es.
„Ich habe keine Ahnung, wer du bist“, sagte sie, „aber du bekommst jetzt eine schöne Dusche. Wie klingt das?“
Sie führte das Pferd nach draußen und band es an den Pfosten. Dann drehte sie das Wasser an und machte sich an die Arbeit.
Ein Pferd zu waschen dauerte immer sehr lange. Die Tiere waren groß und mussten gründlich abgespült werden. Aber wenn man sich nur auf seinen Tastsinn verlassen konnte, dauerte es noch viel länger. Izzy nahm an, dass sie genauso viel Wasser abbekommen hatte wie das Pferd, aber das war okay. Sie würde mit der Zeit besser werden.
Sie hatte gerade damit begonnen, die andere Seite abzuspülen, als sie jemanden sagen hörte: „Die Frühstücksglocke hat vor zehn Minuten geklingelt.“
Sie wirbelte herum und wurde mit einem kleinen Aufschrei belohnt, dem ein deftiger Fluch folgte. Schnell drehte sie das Wasser ab.
„Guten Morgen“, sagte sie und unterdrückte ein Grinsen. „Hab ich dich erwischt?“
„Ja“, sagte Nick durch hörbar zusammengebissene Zähne. „Das Wasser ist kalt.“
„Ich weiß. Tut mir leid. Du hast mich erschreckt.“
„Ja, das hab ich gemerkt. Kommst du zum Frühstück?“
„Sobald ich hier fertig bin. Sag mal, ist das Jackson?“
„Ja.“
Sie hörte, wie Nick seine Jeans abwischte. Mit etwas Glück hatte sie ihn vollkommen durchnässt.
„Okay, ich bin in ein paar Minuten bei euch.“ Sie biss sich auf die Unterlippe.
Gestern am späten Nachmittag war sie überzeugt gewesen, dass sie nur nach Hause wollte. Dass es hier auf der Ranch nichts gab, was sie interessierte. Jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher.
Sie wollte bleiben. Sie wollte versuchen zu … Irgendwas. Vielleicht, sich einzugewöhnen. Aber ihr Titan-Stolz machte es ihr unmöglich, ihn zu fragen.
Sie starrte auf den Schatten, der Nick war, nicht sicher, wie sie ihr Anliegen vorbringen sollte. „Nick, ich …“
„Ja, ist okay. Nach dem Frühstück kannst du dir die anderen Pferde vornehmen.“
„Okay.“ Sie lächelte. „Danke.“
Dann drehte sie das Wasser wieder an und hörte ihn erneut aufschreien.
„Verdammt, Izzy. Du willst doch nicht, dass ich bereue, dich hier zu haben, oder?“
Kichernd drehte sie das Wasser wieder ab. „Wieso solltest du auf so einen Gedanken kommen?“
5. KAPITEL
N ick stand in der Küche und beobachtete, wie Izzy sich durchs Wohnzimmer bewegte. Sie ging mit bedächtigen Schritten und berührte jedes Möbelstück, während sie eine volle Runde in dem Zimmer drehte. Dann ging sie noch einmal in entgegengesetzter Richtung durch den Raum, bevor sie eine kleine Pause machte. Einige Sekunden später ging sie zielsicher in die Mitte des Zimmers und blieb stehen. Von da aus ging sie erst zum Sofa, dann zurück in die Mitte. Danach trat sie ans Fenster und kehrte ebenfalls in die
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