Frisch geküsst, ist halb gewonnen
hatte das Gefühl, dass ihm ein Blick auf ihr seliges Grinsen reichen würde, um zu wissen, was passiert war. Sie wollte zwar kein Geheimnis daraus machen, aber das Wissen darum noch so lange wie möglich für sich alleine genießen.
Kurz nach zehn Uhr hörte sie vertraute Stimmen und ging nach draußen, um ihre Schwestern zu begrüßen, die gerade auf den Stall zukamen.
„Was ist los?“, rief sie ihnen entgegen. Sie fragte sich, warum sie einfach so vorbeikamen, ohne vorher anzurufen. „Ist alles in Ordnung?“
Das Zögern, bevor eine von ihnen sprach, ließ ihre Glücksblase platzen. „Was?“
„Jed wird mit einem Prostituiertenring in Zusammenhang gebracht“, sagte Lexi. „Gegen ihn wird Anklage erhoben. Man wirft ihm vor, minderjährige Mädchen illegal ins Land geschafft und als Sexsklaven verkauft zu haben.“
Izzy sank auf die Bank an der Tür und stützte den Kopf in die Hände. „Das glaube ich einfach nicht.“
„Es stimmt aber leider“, sagte Skye. „Der nicht enden wollende Albtraum. Das hier gemeinsam mit der Anklage wegen Hochverrats … Jed wird alles verlieren. Wir treffen uns später noch mit Dana. Sie wird uns ein paar Anwälte nennen.“
Izzy ließ die Hände sinken und richtete sich auf. „Warum? Ist er auch wieder hinter euch her?“
„Nein, aber wir müssen anfangen, uns zu schützen. Wir haben keine Lust mehr, nur zu reagieren. Wir müssen aktiv gegen ihn vorgehen.“
„Wir haben darüber gesprochen“, ergänzte Lexi. „Wir nehmen den Kampf gegen ihn auf.“
„Keine gute Idee“, meinte Izzy. „Ihr spielt nicht ansatzweise in der gleichen Liga.“ Sie hörte weitere Schritte und erkannte sie sofort. „Da kommt Nick.“
„Dann sprechen wir später“, sagte Skye.
„Nein, wir können ruhig jetzt reden. Er weiß das meiste, was passiert ist.“
„Du hast es ihm erzählt?“ Lexi klang überrascht.
„Jed war vor ein paar Tagen hier. Er wollte sichergehen, dass ich immer noch blind und mir bewusst bin, wie lästig das für ihn ist. Süßer Typ, unser Vater. Wenn er mich nicht benutzen kann, existiere ich für ihn auch nicht. Oh, und er hat sehr deutlich gemacht, dass ich nie in seinem Testament berücksichtigt war. Was kaum eine Überraschung ist.“
Sie hörte die Bitterkeit in ihrer eigenen Stimme, aber bevor sie etwas sagen konnte, damit ihre Schwestern sich nicht aufregten, war Nick bei ihnen angekommen.
„Ladies.“
„Wir sprechen gerade über Garth“, sagte Izzy frei heraus und erzählte ihm die neuesten Neuigkeiten. „Es ist nicht so, dass Jed zu meinen liebsten Menschen auf der Welt gehört, aber in letzter Zeit mag ich Garth sogar noch weniger. Hast du eine Idee, was wir tun könnten?“
„Wisst ihr denn, was er will?“, fragte Nick.
Izzy runzelte die Stirn. Da lag etwas Seltsames in seiner Stimme. Sie konnte nicht sagen, was, aber es war da. Als wenn … nein, sie konnte den Finger nicht darauf legen.
„Rache“, sagte Lexi. „Das ist offensichtlich. Aber vielleicht steckt noch mehr dahinter. Vielleicht will er unsere Familie auslöschen. Vielleicht will er alles für sich. Die Firma, das Land, das Haus.“
„Das Haus kann er gerne haben“, warf Skye ein. „Dad ist ausgezogen und wohnt meistens in seinem Apartment in Dallas. Ich bin bei Mitch, Lexi bei Cruz, und du bist hier.“
Vorübergehend, dachte Izzy. Sie wusste nicht, wo sie hinziehen würde, wenn ihr Aufenthalt hier auf der Ranch vorbei war. Darüber kann ich mir dann immer noch Gedanken machen, sagte sie sich.
„Wenn er Izzy nicht angegriffen hätte, hätte ich mir überlegen können, ihm einfach alles zu lassen“, sagte Lexi böse. „Aber als er dich verletzt hat, hat er die Grenze überschritten.“
Izzy lächelte. „Danke für die Unterstützung.“ Sie wandte sich an Nick. „Keine brillanten Ideen?“
„Im Moment nicht. Aber ich komme auf euch zurück.“
Irgendetwas stimmt nicht, dachte sie. Sie wusste nicht, was Nick dachte. War er genervt, dass sie ihn in Familienangelegenheiten mit reinzogen? Oder war da noch was anderes? Wenn sie das nächste Mal alleine wären, würde sie ihn danach fragen.
12. KAPITEL
N ick tigerte in Garths Büro auf und ab. Er war hierhergefahren, um seinen Freund zu treffen, weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen.
„Du musst damit aufhören“, sagte er mit Nachdruck und drehte sich um, um dem anderen Mann ins Gesicht zu sehen, den er als seine Familie betrachtete. Der einzige Mensch, dem er immer vertraut
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