Frisch geküsst, ist halb gewonnen
hatte.
„Den Titans zuzusetzen?“ Garth lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schüttelte langsam den Kopf. „Nick, lass dich da nicht hineinziehen. Du hilfst Izzy. Lass es damit gut sein.“
„Du hast es auf ihre Familie abgesehen. Ein Prostituiertenring? Was zum Teufel soll das?“
Garth lächelte. „Komm schon, du musst zugeben, dass das eine sehr einfallsreiche Idee war. Das und dazu die Anklage wegen Hochverrats sollte Jed Titan für eine schöne lange Zeit hinter Gitter bringen.“
„Hat er irgendetwas davon wirklich getan?“
Garth zuckte mit den Schultern. „Macht das einen Unterschied?“
„Ja, das tut es. Wann bist du zu dem Arschloch geworden, das das Falsche tut?“
Garths leichtes Lächeln schwand. „Als ich vierzehn war und Jed mich rausgeschmissen hat. Als ich zusehen musste, wie meine Mutter beinahe gestorben wäre und sich dann selber verloren hat, weil wir das Geld nicht hatten, um sie rechtzeitig operieren zu lassen.“
„Jed ist ein Bastard. Aber seine Töchter wussten nichts von dir. Wieso lässt du es an ihnen aus?“
„Weil ich es kann. Weil alles, was dem alten Mann wehtut, meinen Tag zu einem glücklichen Tag macht.“
Nick ging zum Schreibtisch und stützte seine Hände auf die harte Platte. „Es tut ihm nicht weh. Seine Töchter interessieren ihn nicht. Und ich bezweifle, dass es jemals anders war. Er ist letzte Woche vorbeigekommen, um Izzy zu besuchen. Er hat ihr gesagt, da sie immer noch blind ist, ist sie für ihn nutzlos. Das ist unmenschlich. Ich verstehe, dass er dir den Rücken zugewandt hat und dafür zahlen muss. Aber die Titan-Frauen sind unschuldig.“
„Sie haben dich eingewickelt.“
Nick las die Wahrheit in den Augen seines Freundes. Er war ihm ausgewichen, weil er wollte, dass sein Freund ein anderer war. Er wusste nicht, wann Garth sich verändert hatte – wann er entschieden hatte, dass der Zweck alle Mittel heiligte –, aber irgendwann war es passiert. Und jetzt war alles anders.
Nick erkannte, dass er schon seit langer Zeit mit einer Illusion lebte. Die Freundschaft, auf die er gezählt hatte, die sein Leben geformt hatte, war vorbei.
Er richtete sich auf. „Ich werde mich aus der Firma zurückziehen. In den nächsten Wochen werde ich meine Anteile verkaufen.“ Er zog einen Brief aus seiner Tasche und ließ ihn auf den Schreibtisch fallen. „Ich reiche meine Kündigung vom Aufsichtsrat ein.“
Garth ignorierte den Brief. „Du ziehst also irgendeine Schlampe einem Mann vor, den du seit fast zwanzig Jahren kennst?“
Nick bewegte sich schneller als der Blitz. In der einen Sekunde stand er noch vor dem Schreibtisch, in der nächsten wirbelte er Garths Stuhl zu sich herum und drückte seine Hand gegen dessen Kehlkopf.
Die Fähigkeiten waren alle noch da, genau wie die Kraft. Er hatte gelernt, sich mit nichts als seinem Körper zu verteidigen, und er kannte jeden Trick.
Er starrte in Garths dunkle Augen. „Aufgrund unserer gemeinsamen Vergangenheit werde ich nicht zudrücken. Denn bis zum heutigen Tag warst du alles, was ich an Familie hatte. Aber komm mir ja nicht in die Quere. Fordere mich nicht heraus, und wage es nicht, die Titan-Schwestern noch einmal zu belästigen. Mach Jed Titan fertig, wenn du willst. Er gehört ganz dir. Aber lass die anderen in Ruhe.“
Er trat einen Schritt zurück.
Garth stand auf. „Das war’s dann also?“, fragte er. „Sie sind dir mehr wert als das, was wir gemeinsam durchgemacht haben?“ Er zog sein Hemd hoch und entblößte die Narben, die Nicks glichen. „Das hier ist nie passiert?“
„Doch, es ist passiert“, sagte Nick langsam. „Mein Bedauern für das, was du durchmachen musstest, geht bis tief in meine Knochen. Aber das rechtfertigt trotzdem nicht, was du jetzt tust. Die Titan-Frauen sind nicht zu haben. Leg dich mit ihnen an, und du legst dich mit mir an.“
Garth zog sein Hemd wieder herunter und steckte es sorgfältig in die Hose. „Izzy weiß es nicht, oder? Dass du mich kennst. Dass wir jahrelang Freunde waren.“
„Lass mich raten. Du wirst es ihr erzählen?“ Nick wusste nicht, wie er ihn davon abhalten sollte. Die Wahrheit – würde sie sie verstehen? Oder würde sie ihn verlassen und dem ganzen Fortschritt, den sie gemacht hatte, den Rücken kehren, nur um ihn zu bestrafen?
„Wirst du es tun?“, fragte Garth.
„Nachdem sie sich hat operieren lassen.“ Er wollte es so lange wie möglich hinauszögern. Erst musste sie gesund werden.
Was zwar gut klang, aber wenn er
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