Frisch geküsst, ist halb gewonnen
noch verbrannt, und du bist immer noch schön. Also reiß dich zusammen.“
„Autsch“, sagte Izzy. „Das tat weh.“
„Tut mir leid. Heidi braucht Hilfe. Alles, was ich sage, ist, du musst es versuchen.“
„Okay.“ Sie fühlte sich dumm und klein, verstand aber, was er meinte.
„Es wird dir gefallen“, sagte er mit weicher Stimme. „Vertrau mir. Diese Kinder brechen einem das Herz, aber auf gute Art.“
„Warum bleiben sie dann nicht länger hier als nur für ein Wochenende?“
Aaron schwieg so lange, dass sie sich fragte, ob er vielleicht gegangen war.
„Ich weiß es nicht“, sagte er schlussendlich. „Ich habe versucht, mit Nick darüber zu reden, aber er hört mir nicht zu. Er sagt, es wäre zu kompliziert. Wir bräuchten rund um die Uhr qualifizierte Fachkräfte hier.“
„Ist das eine finanzielle Frage?“
„Hast du Nicks Kontoauszüge gesehen?“
„Nein.“
„Oh. Nein, es ist keine finanzielle Frage.“
„Was dann?“, fragte sie, bevor sie sich zurückhalten konnte. Sie kannte den Grund. Es war Angst. Angst, dass er mehr Schaden anrichten als nutzen würde. Angst, dass er noch mehr kaputt machen könnte. Weil er sich selber nicht vergeben hatte. Und es vermutlich auch niemals tun würde.
„Das musst du ihn selber fragen“, lautete Aarons Antwort.
„Okay“, sagte sie, wohl wissend, dass das nicht mehr notwendig war.
Izzy lief nervös vor dem Stall auf und ab. Sie und Rita hatten überlegt, welches Pferd für welches Kind das beste wäre. Die beiden, die schon mal hier gewesen waren, hatten schon ein wenig Erfahrung, aber soweit Izzy das beurteilen konnte, hatte Heidi noch nie auf einem Pferd gesessen. Izzy hatte das Gefühl, dass Flower die Richtige wäre. Als gutmütige Stute mit ausgeprägtem Mutterinstinkt war Flower selbst mit den ängstlichsten Reitern geduldig und vorsichtig, gleichzeitig hatte sie aber auch genug Kraft und Ausdauer für ausgedehnte Ausritte.
„Sie sind da“, sagte Rita Sekunden bevor Izzy den SUV kommen hörte.
„Du schaffst das“, murmelte sie und wischte sich die Hände an der Jeans ab. Das wird schon, machte sie sich Mut. Ist doch keine große Sache . Kinder liebten Pferde. Und so eine große Rolle würde sie in Heidis Leben wohl auch nicht spielen, als dass sie etwas sagen oder tun könnte, was das Mädchen verletzen würde. In der Theorie wusste sie das, aber in der Praxis hatte sie trotzdem einen großen Knoten im Magen.
Sie drehte sich in Richtung des Geräuschs trappelnder Füße und sah zwei verschwommene Schemen auf sich zulaufen. Rita umarmte beide Kinder und stellte ihnen dann Izzy vor.
„Können wir bald reiten?“, fragte Emily.
„Ja, ganz bald“, versicherte Rita.
„Wo ist Heidi?“, erkundigte sich Izzy.
„Sie hat Angst“, erwiderte Ned, Emilys Bruder. „Sie sah den ganzen Weg hierher so aus, als wenn sie gleich losheulen würde.“
„Neue Orte können verwirrend sein“, sagte Izzy und ging auf den SUV zu. Sie sah, dass Nick das Gepäck auslud. Als sie näher kam, kletterte ein hochgewachsenes Mädchen aus dem Auto.
„Du musst Heidi sein“, sagte Izzy fröhlich. „Hi. Schön, dich kennenzulernen. Willst du dir erst einmal dein Zimmer anschauen, oder möchtest du gerne dein Pferd fürs Wochenende kennenlernen? Flower ist schon ganz aufgeregt wegen der Ausritte, die wir machen wollen.“
Irgendetwas war seltsam an der Art, wie das Mädchen dastand; leicht vornübergebeugt, als wenn …
Die Verbrennungen, dachte Izzy und gab sich innerlich einen Klaps. Sie versteckte ihr Gesicht.
„Ich würde lieber auf mein Zimmer gehen“, antwortete das Mädchen ganz leise.
„Okay. Dann zeig ich dir, wo es ist.“ Sie zeigte auf die Koffer. „Welcher davon ist deiner?“
„Der grüne.“
Kein sehr hilfreicher Hinweis, dachte Izzy und starrte verzweifelt auf die dunkelfarbigen Koffer. Nick reichte ihr einen. Sie lächelte ihn an. „Danke.“
Mit dem Koffer in der Hand ging Izzy voran ins Haus. Da es nur drei Gäste waren, schliefen alle Kinder im Haupthaus. Sie ging die Treppe hinauf und betrat das helle, fröhliche Zimmer, das Norma und Aaron hergerichtet hatten.
„Da sind wir schon“, sagte sie zu Heidi. „Du hast dein eigenes Badezimmer. Cool, oder? Ich hasse es, das Badezimmer mit jemandem zu teilen. Sogar mit meinen Schwestern. Sehr wahrscheinlich sollte ich mich nicht so anstellen, ich weiß, aber hier muss ich das zum Glück auch nicht. Willst du jetzt erst auspacken oder mit mir zu Flower
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