Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
wohnen lasse und ihr erlaube, dass sie versucht, sich um mich zu kümmern. Hast du eine Ahnung, wie unglaublich unpraktisch sie ist? Sie ist keine Person, Wyatt, sie ist ein trainierter Affe. Ich wundere mich schon, dass sie überhaupt Auto fahren kann. Ah Moment! Den Wagen habe ich ja gar nicht gesehen. Ich wette um jede Summe, dass es irgendeine Limousine mit Fahrer ist. Claire würde doch nicht ihre sensiblen, wertvollen Hände aufs Spiel setzen, um wirklich zu arbeiten. Ein Lenkrad in die Hand zu nehmen, könnte schließlich ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen, und das wollen wir doch nicht.“
Wyatt hatte immer gewusst, dass die Schwestern nicht miteinander auskamen, und er kannte auch im Wesentlichen die Ursachen für die Entfremdung, aber das Ausmaß von Nicoles Wut und Verbitterung hatte er noch nie verstanden.
Nicole war verletzt worden, als Claire gegangen war, aber bis heute war ihm nicht klar gewesen, dass die Wunden so tief lagen. Hinter ihrem Sarkasmus und dem schwarzem Humor verbarg sie eine große Verletzung. Es passte zu Nicole, das verbitterte Weib zu spielen, um sich zu schützen.
„Ich kann abends nach der Arbeit vorbeikommen“, versprach er.
Sie krümmte sich auf dem Sitz zusammen, drückte ihren Arm gegen die Körpermitte und stöhnte. „Nein, das will ich nicht. Du musst dich um Amy kümmern. Ich werde schon klarkommen.“
„Nein, wirst du nicht.“
„Ich will nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt.“
Eigentlich sollte das alles überhaupt kein Problem sein, erinnerte er sich, denn als der Operationstermin geplant wurde, war Nicoles Mann Drew noch mit von der Partie.
Sowie Wyatt an seinen Stiefbruder dachte, verspürte er augenblicklich den Wunsch, ihn in den Boden zu stampfen. Was für ein Vollidiot! Schlimmer ging es ja wohl nicht! Drew hatte wirklich die Grenze überschritten, und Nicole würde ihm das nie verzeihen. Auch Wyatt selbst war sich keineswegs sicher, ob er noch in der Lage war, seinem Bruder zu vergeben.
Er warf einen Blick in den Rückspiegel und erkannte Claire in dem Auto hinter sich. Selbst auf die Entfernung von zwei Wagenlängen hin konnte er die Entschlossenheit in ihrem Gesicht erkennen und sah, wie sie todesmutig das Lenkrad umklammert hielt.
„Du solltest zu mir und Amy übersiedeln“, schlug er vor. „Das wäre die beste Lösung.“
„Nein.“
„Du bist wirklich ein Sturkopf.“
„Das gehört zu meinem Charme.“
Unter normalen Umständen hätte auch Jesse einspringen können, aber in naher Zukunft würde das nicht geschehen.
„Wenn du mich nicht willst, wirst du jemand anderes brauchen“, fuhr er fort. „Zumindest die ersten paar Tage. Claire kann einkaufen und dir etwas zu Essen machen.“
„Ha! Glaubst du etwa, die Pianoprinzessin könnte kochen?“
„Jedenfalls kann sie einen Lieferservice anrufen.“
„Das kann ich auch.“
„Und sie kann sich auch sonst um dich kümmern.“
„Hatte ich trainierte Affen nicht schon erwähnt? Die wären wesentlich hilfreicher. Oder einen dieser Diensthunde.“
„Sie ist deine Schwester.“
Nicole warf ihm einen wütenden Blick zu. „Sie war der Anfang meiner Pechsträhne.“
„Du übertreibst. Nutze sie doch einfach. Das sollte dir doch eigentlich Spaß machen.“
„Weniger als du glaubst.“
Sie erreichten das Haus, und nachdem sie geparkt hatten, kam Wyatt zur Beifahrerseite und öffnete die Tür.
Nicole sah ihn an. „Denk nicht mal daran, mich tragen zu wollen. Ich kann laufen.“
„Wann hat dich denn das letzte Mal ein Mann von den Füßen gehoben?“
„Das würde ich nie zulassen.“
„Du solltest mal an deinem Vertrauenspotenzial arbeiten.“
Und damit nahm er sie auf die Arme. Claire hatte die Hintertür schon aufgeschlossen und folgte ihnen ins Haus.
Er ging die Treppe hoch und in Nicoles Schlafzimmer. Irgendjemand, vermutlich war es Claire, hatte die Bettdecke zurückgeschlagen. Als er Nicole auf dem Bett absetzte, schnappte sie nach Luft und zwang sich zu einem Lächeln.
„Danke.“
Sie war ganz blass geworden und er wusste, dass sie Schmerzen haben musste.
„Wann darfst du wieder ein Schmerzmittel einnehmen?“
„Erst mal nicht. Im Krankenhaus haben sie mir eine Spritze gegeben. Es wird schon gehen.“
So sah sie allerdings nicht aus.
Er zog ihr die Sportschuhe aus und öffnete anschließend den Reißverschluss ihres Sweatshirts. Sie schlüpfte heraus und er warf es auf einen Stuhl.
Einen BH trug sie nicht. Er konnte erkennen, wie sich ihre
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