Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
die Hand. Seinen Fehler bemerkte er in dem Moment, als sich ihre Finger berührten.
Die Hitze, die ihn durchfuhr, war so hell und erbarmungslos, dass er glaubte, die Küche müsse explodieren. Er unterdrückte einen Fluch und warf Claire einen wütenden Blick zu, denn er gab ihr die Schuld an dem unwillkommenen Feuer, das da zwischen ihnen zu knistern begann.
Sie warf einen Blick auf die Karte und sah ihn dann verwundert an.
„Das war seltsam“, meinte sie.
In ihrer Stimme und dem fragenden Ausdruck ihrer Augen lag echte Verwirrung, so als hätte sie es auch gefühlt, aber ohne zu wissen, was es bedeutete.
Alles klar, dachte er. Sie spielt tatsächlich mit dir.
Sollte sie nur weiterspielen. Ihm war es gleich, denn wie auch immer er auf eine Berührung von ihr reagieren mochte, von diesen Gefühlen würde er sich niemals leiten lassen. Er ließ sich von seinen Hormonen nicht beherrschen. Er war ein vernunftgelenkter Mann, der mit seinem Kopf dachte und nicht mit dem Schwanz.
Und doch, als sie ihn dann anlächelte und sagte: „Danke, dass Sie sich so um sie kümmern“, und ihm dabei die Hand auf den Arm legte, hätte er sie am liebsten an sich gerissen und so lange geküsst, bis sie ihn um Gnade bat. Die Vorstellung war so übermächtig, dass er einen trockenen Mund und binnen eines Herzschlags eine Erektion bekam. Es war wirklich erniedrigend.
Er stolzierte aus der Küche, ohne sich zu verabschieden, und schwor, sich von Claire fernzuhalten. Das Letzte, was er in seinem Leben brauchen konnte, war eine weitere nutzlose Frau, die ihn verrückt machte und alles zerstörte, was sie berührte.
Claire musterte ihre Kleidung, die sie auf dem Bett ausgebreitet hatte, und seufzte. Offensichtlich gehörte Kofferpacken nicht zu den Fähigkeiten, die man intuitiv erlernen konnte, denn obwohl sie mit allem so vorsichtig gewesen war, lagen ihre Sachen nun hier und waren völlig zerknittert.
Normalerweise nahm Lisas Assistentin die Klamotten einfach mit, und wenn sie sie dann wiederbrachte, waren sie perfekt gebügelt. Und sollte sie einmal nicht da sein, konnte Claire selbst immer noch den Hotelservice anrufen. Aber das hier war kein Hotel.
Eine Seidenbluse sah sie sich genauer an und überlegte, ob man es wohl wagen könnte, sie zu bügeln. Aber mit einem weiteren Seufzer erinnerte sie sich daran, dass sie keine Ahnung hatte, wie man mit einem Bügeleisen umging, und wenn sie es denn tatsächlich üben wollte, war eine Designerseidenbluse vielleicht doch nicht so ganz das geeignete Stück, damit zu beginnen.
„Bin ich denn wirklich völlig unbrauchbar oder ist das hier nur ein Einzelfall?“, fragte sie sich. Dabei sprach sie die Worte leise vor sich hin. Lieber der Wahrheit ins Auge sehen, als sich etwas vormachen! Es war ihr Ziel, sich zu ändern. Sie wollte ins wirkliche Leben passen, und sie musste wissen, wo sie herausfinden konnte, was nötig war, um das zu schaffen.
Vom Flur her hörte sie ein Geräusch, das ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Die Bluse noch in der Hand, lief sie in Nicoles Zimmer und sah, wie ihre Schwester aus dem Bad kam, in der Taille eingeknickt und einen Arm vor den Bauch gepresst. Gesicht und Mund vor Schmerz verzerrt.
„Du hättest mich rufen sollen“, sagte Claire und eilte ihr zur Seite. „Ich bin doch hier, um dir zu helfen.“
„Wenn du eine Möglichkeit findest, wie du für mich pinkeln kannst, bin ich ganz Ohr. Ansonsten lass mich in Ruhe.“
Claire überhörte die höhnische Bemerkung und ging schnell zum Bett, um die Laken zu glätten und die Bettdecke zurückzuschlagen. Nicole ignorierte sie und ihr Tun, während sie langsam und vorsichtig in ihr Bett kroch. Dann aber griff Claire nach der Bettdecke.
„Wenn du mich zudeckst, werde ich dich umbringen. Das schwöre ich dir. Vielleicht nicht heute, aber bald, und zwar dann, wenn du es am wenigsten erwartest.“
Claire trat vom Bett zurück.
Nachdem Nicole ihre Position gefunden hatte, schloss sie die Augen, öffnete sie nach einer Sekunde aber gleich wieder. „Willst du einfach da stehen bleiben?“
„Brauchst du etwas? Noch Wasser? Eiswürfel? Damit kannst du dich mit ausreichend Flüssigkeit versorgen, ohne dass dir davon übel wird.“
„Woher weißt du das?“
„Ich habe ein paar Artikel im Internet gelesen.“
„Na, wenn das nicht Mamas kleiner Engel ist.“
Claire griff mit einer Hand nach ihrer Bluse. „Davon, dass Operationen einen gehässig machen, wurde nichts erwähnt, also vermute ich mal,
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