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Frische Spur nach 70 Jahren

Frische Spur nach 70 Jahren

Titel: Frische Spur nach 70 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nickte.
    „Nennen wir ihn Hardy“, sagte
Tim. „Das ist kürzer. Was hat er mit B & C zu tun?“
    „Du meinst Beate und Claus?“
    „B & C war damals ihr
Kürzel — und Markenname. Label - würde man heute sagen.“
    „Das wusste ich nicht. Ich
kenne sie nur unter vollem Vornamen. Und Wolfhard — also Hardy — ist wahnsinnig
versessen auf die beiden.“
    „Wie dürfen wir das verstehen?“
    „Er interessiert sich für sie.
Sie faszinieren ihn. Aber nicht nur sie. Er ist ein besessener Crime-Sammler.“
    „Was? Er sammelt Verbrechen?“
    „Natürlich nicht die Verbrechen
als solche, aber alle Gegenstände, die irgendwie damit zusammenhingen, dabei benutzt
wurden, irgendeine Rolle spielten für Täter oder Opfer. Für Hardy sind bekannte
Straftäter, berüchtigte Mörder und gewalttätige Psychopathen die
interessantesten Menschen. In der Hinsicht tickt er nicht richtig. Sich mit
denen zu beschäftigen, macht ihn an. Er kennt jeden Fall in- und auswendig. Und
wie gesagt: Er sammelt, was er kriegen kann. Dafür gibt er riesige Summen aus.
Und das kann er sich leisten. Ist ein reicher Erbe. Er arbeitet nicht, seine
verstorbenen Eltern haben ihm Millionen hinterlassen. Sie hatten das größte
europäische Beerdigungs-Unternehmen - mit Filialen in 42 Städten. Und so ein
Betrieb ist ja nicht abhängig von der Konjunktur, denn gestorben wird immer.
Hardy hat sich dafür allerdings nicht begeistert. Das Unternehmen wurde noch zu
Lebzeiten der Eltern verkauft - er hat jetzt das Geld. Seine Eltern starben an
einer Lebensmittelvergiftung, die sie sich in Ostasien zugezogen hatten. Und
bestattet — hat Hardy erzählt — wurden sie von der ehemaligen Konkurrenz. Ja,
so spielt das Leben. Am Ende.“
    „Hm!“, meinte Tim.
    „Da kann man nur mit den Ohren
schlackern“, sagte Klößchen.
    „Er sammelt also“, hielt Tim
fest, „Gegenstände von Verbrechern. Wie kommt er ran an die Sachen?“
    Schachner grinste verzerrt..
„Legal eigentlich nie. Kaufen kann man so was nicht. Dafür gibt es keinen
Handel, keine Messe, keinen Markt. Auch kein amtliches Echtheits-Zertifikat,
keine Bescheinigung. Man muss eben Sachkenntnis haben. Wie Hardy. Und sich auf
den... den Zulieferer verlassen können.“
    „Also auf jemanden wie Sie?“
    „Ja, wie mich.“
    „Wie beschaffen Sie die
Sachen?“
    „Ich... hole sie mir.“
    „Sie brechen ein und stehlen.“
    „Wenn du ‘s so ausdrücken
willst.“
    „Es gibt keine anderen Worte
dafür. Ich kann mir vorstellen, wie das läuft: Informationen besorgen, dann die
Adressen, dann ausbaldowern, schließlich der Bruch — und Hardy kann glücklich
werden mit der Beute. Klare Sache. Was haben Sie ihm besorgt?“
    Schachner senkte den Kopf und
schwieg.
    „Okay“, meinte Tim, „die
Antwort würde Sie belasten. Ist Sache der Kripo, da nachzuhaken. Ich formuliere
jetzt mal so: Was für tolle Trophäen hat Hardy in seiner Crime-Sammlung?“
    Schachner grinste. „Er hat den
Fingerhut von Mathilde Opitzka, der 18fachen Giftmörderin. Hat die Schuhe, den
Rucksack und den Totschläger von Ewald Briks. Der hat Tippelbrüder und
Handwerksburschen umgebracht Ende des vorigen Jahrhunderts. Ungefähr 40, genau
weiß man das nicht. Hat die Taschenuhr und den Vogelkäfig von Raimund
Kaltseufer, genannt der Blut-Opa. Seine Opfer waren Kinder. Auch im vorigen Jahrhundert.
Hat die Bettwäsche, getragene Kniestrümpfe und das in Spiritus gelegte Gehirn
von...“
    „Es reicht!“, rief Gaby. „Ich
will nichts mehr hören von diesen Scheußlichkeiten. Schluss! Aus!“
    „Hast Recht, Pfote!“, sagte Tim
sofort. „Und Wolfhard Schniele-Rillmann hat eindeutig ein wanderndes Matsch-Ei
an der Waffel. Das allein wäre nicht strafbar. Aber er stiftet an zum
Verbrechen — zu Einbruch und Diebstahl, erteilt Aufträge und bezahlt dafür. So
ist es doch, Schachner?“
    „Hm, ja.“
    „Wo sind diese Scheußlichkeiten,
bevor sie Hardy seiner Sammlung einverleibt?“
    „Meistens in Museen. Oder in
gerichtsmedizinischen Sammlungen. Sehr selten bei Privatleuten.“
    „Uns interessieren Beate und
Claus!“
    Schachner nickte. „Auf die ist
er durch Zufall aufmerksam geworden. Und zwar durch das Inserat in einem
Auto-Journal — einer Zeitschrift für Sammler von Oldtimern und alten Modellen
in limitierter — in begrenzter Auflage. Wolfhard ist nämlich auch Auto-Fan. Er
hat drei Porsche, einen Ferrari und noch so einiges.“
    „Völlig klar“, nickte Tim.
„Wenn einer nichts im Gehirn hat und keinen

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