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Frische Spur nach 70 Jahren

Frische Spur nach 70 Jahren

Titel: Frische Spur nach 70 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dieser Mäuserich führte auch ein zweites Leben — das
eines Einbrechers.
    „Hallo!“, sagte Tim. „Wir haben
mit Ihnen zu reden. Können wir reinkommen?“
    „Was? Was ist?“
    Dann geschah etwas Seltsames:
Tim, Karl und Gaby beachteten ihn gar nicht, sondern sahen Klößchen fragend an.
Der machte eine verdrießliche Miene und schüttelte den Kopf.
    „Nee! Unmöglich!
Grünmasken-Claus ist größer und kräftiger. Hat auch eine andere Stimme und
andere Bewegungen.“
    Shit!, dachte Tim.
    „Was wollt ihr?“, fragte
Schachner. Er war leicht beunruhigt. Dass er als nicht identisch — als nicht
personengleich — mit einem Grünmasken-Claus erklärt wurde, war nur scheinbar
beruhigend. Allein die Tatsache, dass ihn diese Kids irgendeiner Sache
verdächtigen — denn so klang es — löste Alarm aus. Sein Mausgesicht wurde noch
grauer.
    „Wir müssen trotzdem mit Ihnen
reden“, sagte Tim. „Lieber im Haus — in Ihrem Interesse. Sonst schallt’s
hinüber zu den Nachbarn, was Sache ist — und niemand wird Sie mehr grüßen.
Schlimmer noch: Jeder Fiffi hebt an Ihnen das Bein. Also, was ist?“
    Schachners Zungenspitze fuhr
über die Lippen.
    „Wer seid ihr?“
    „Das braucht Sie nicht zu
interessieren. Es genügt, dass wir über Sie Bescheid wissen. Sie machen
Einbrüche, Sie beliefern unter anderm den Antiquitäten-Hehler Kotzbühl, Sie
haben voriges Jahr bei Hilde Nocke-Hallstedt, Gleiswerk-Str. 11, das Haus leer
geräumt. Und jetzt sollen Sie eine brandheiße Sache für Wolfhard durchziehen.
Also — gehen wir rein? Oder palavern wir hier?“
    Schachner krümmte sich etwas,
als hätte er unterhalb der Gürtellinie einen Tritt eingefangen.
    „Ich... also... das... verstehe
ich nicht. Kommt erst mal rein!“
    Die Möbel im Terrassenzimmer
waren kostbar, wie Tim feststellte, und stammten aus verschiedenen Stilepochen:
Altdeutsch, Art deco, Barock, Biedermeier und sogar etwas englischer
Chippendale.
    Tim machte eine ausladende
Rundum-Bewegung. „Seht euch das an! Hat er natürlich alles geklaut. Echte
Stilmöbel. Er behält also auch so manches für sich.“
    Schachner heulte auf. „Wovon
redest du?!“
    Gaby, Karl und Klößchen hatten
unaufgefordert Platz genommen. Tim blieb stehen, grätschbeinig, was ein
empfindsames Gemüt als angriffslustig auslegen konnte.
    „Sie brauchen uns nichts
anzubieten“, sagte er, „obwohl wir sonst gern eine Erfrischung nehmen —
Fruchtsaft oder so. Aber bei Ihnen hätten wir Sorge, Gift wäre drin.“
    Auch Schachner stand, obwohl
seine Knie etwas zitterten. Er lehnte sich an einen altdeutschen Bauernschrank,
vermutlich spätes 16. Jahrhundert, wuchtig, schwer, total echt, mit fachkundig
versiegelten Holzwurm-Löchern.
    „Ihr wollt Geld, nicht wahr?
Ihr wollt mich erpressen!“ Gaby quietschte. Karl imitierte einen Husten
ähnlichen Erstickungsanfall, Klößchen trommelte empört mit beiden Füßen. Tim
schüttelte fassungslos den Kopf und machte Zischlaute mit Zunge und Gaumen.
    „Sehen wir so aus, Gauner? Ihre
Verdächtigung ist unverschämt. Ihre Kriminalität hat Ihnen wohl schon so den
Blick verstellt, dass Sie überhaupt nicht mehr klar sehen? Nein! Wir sind keine
Erpresser. Wir bekämpfen Unrecht. Da mischen wir uns ein — egal wie viel Mühe
das macht. Kapiert? Sie, Schachner, werden uns jetzt einige Fragen beantworten.
Und wenn Sie lügen, erklären wir den Kripobeamten vom ersten Zugriff, Sie
hätten uns tätlich angegriffen — und sehen deshalb so ramponiert aus.“
    Das war natürlich eine leere
Drohung — denn einen Übergriff hätten sich Tim und seine Freunde niemals
erlaubt — , aber sie erzielte Wirkung.
    Schachners Widerstand, der
schon infolge der Überrumpelung schwächelte, brach jetzt völlig zusammen. Der
Mann ließ die Schultern hängen, wankte zu einer Recamiere, einem Sofa ohne
Rückenlehne, und ließ sich nieder. „Worum... geht es?“
    „Was wissen Sie von B
& C?“

    „Wovon?“
    „Von Beate und Claus!“ Tims Ton
wurde noch schärfer. „Dem Räuberpärchen.“
    „Die... sind 1929 hingerichtet
worden. Haben etliche Verbrechen verübt. Diese Beate war eine Schwester der
Kunstmalerin Hilde Nocke. Das heißt, eigentlich ist sie eine pensionierte
Lehrerin.“
    Tim nickte. „Woher wissen Sie
das alles?“
    „Von Schniele-Rillmann.“
    „Wer ist das?“
    Schachners Blick wurde wachsam.
„Ich denke, du kennst ihn.“
    Tim schaltete sofort. „Wolfhard
Schniele-Rillmann, der gegelte Lackaffe mit dem Porsche?“
    Schachner

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