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Frische Spur nach 70 Jahren

Frische Spur nach 70 Jahren

Titel: Frische Spur nach 70 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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stand. Offenbar hatte sie sich noch nicht
erholt von dem Tritt. Blütenreiche und blütenarme Büsche verbargen das
Erdgeschoss der unauffälligen Hütte, die Tim auf allenfalls 120 Quadratmeter
Wohn-Nutzfläche schätzte. Sicherlich groß genug für einen Einbrecher, wenn er
seine Beute nicht hortete, sondern weiter verkaufte.
    Und das Verscherbeln, dachte
der TKKG-Häuptling, ist ja schließlich Sinn und Zweck dieser unerwünschten
Besuche.
    Er duckte sich etwas, denn
manche Büsche reichten ihm nur bis zur Schulter. Die Straße war fußgängerleer,
aber vom gegenüberliegenden Haus konnte man ihn sehen. Klar erkennbarer
Pirschgang war also nicht angesagt.
    Tim trabte lautlos über einen
Steinplattenweg, in dessen Spalten das Gras büschelte.
    Der Hauseingang: eine
schmucklose Tür mit Briefkasten und Klingel.
    Tim vergewisserte sich, dass er
jetzt von allen Seiten ungesehen war, und duckte sich unter zwei Fenstern durch
zur hinteren Hausecke.
    Vorsichtiger Blick. Eine kleine
Terrasse mit Gartenmöbeln. Die gläserne Rückfront passte nicht zu dem Haustyp
und war nachträglich eingebaut worden. Jetzt erfüllte sie ihren Zweck, denn Tim
konnte in das Terrassenzimmer spähen. Es füllte offenbar das ganze Parterre und
ließ allenfalls Platz für eine winzige Diele, Kochnische und Klo. Die Glastür
stand offen und das musste eigentlich niemanden genieren, denn selbst bei
Gauner & Co war nicht zu rechnen mit einem Lauscher wie Tim. Zwei
Männer saßen im Terrassenzimmer: der Porsche-Typ und ein dürrer, drahtiger Mann
unbestimmbaren Alters mit Mausgesicht und graublondem Haar. Anders der
Porsche-Fahrer. Dem sah man an: täglich im Solarium und auf dem Golfplatz immer
ohne Hut. Im Gesicht war der Typ braun wie ein italienischer Strandwärter,
hatte aber blässliche Hände.
    „...brauche ich mehr davon“,
sagte er gerade mit Kettenraucherstimme. „Zahle jeden Preis. Naja, nicht jeden.
Aber gut, wie du weißt, Leo.“
    Leo? Also Schachner.
    Der nickte. „Ich tue, was ich
kann. Aber das Besondere ist nicht alltäglich. Erst muss ich mir die
Informationen besorgen, dann die Adressen, dann ausbaldowern. Das sind
Recherchen und Vorbereitungen mit enormem Zeitaufwand. Und schließlich habe ich
ja auch noch einen Beruf.“
    „Hähäh! Angestellter beim
Einwohner-Meldeamt.“
    „Na und?“
    „Hör auf damit! Bei deinen
Brüchen verdienst du mehr.“
    „Klar doch, Hardy! Aber als
Einbrecher habe ich keine Sozialversicherung, würde keine Rente kriegen, kein
Arbeitslosengeld und nichts von der Krankenkasse.“
    „Sparst aber die Steuern.“

    „Und wovon lebe ich dann
angeblich?! Außerdem ist das Haus noch nicht abbezahlt. An der Hypothek zahlen
die Schachners seit drei Generationen. Großvater hat angefangen, ist früh
verstorben, mein Vater dann auch — jetzt bringe ich das Abstottern zu Ende.
Aber erst im Jahre 2008.“
    „Und wie viel hast du heimlich
im Sparstrumpf?“
    „Das werde ich dir nicht
erzählen, Wolfhard.“ Er lachte. „Jedenfalls weiß ich, was du willst, und werde
mich bemühen. Wie viel sind die Dinger dir wert?“
    „Äh, 20 000.“
    „Das ist ein Wort. Ich
betrachte das also als festen Auftrag.“
    „Klar, Leo! Was denn sonst?
Soll ich niederknien? Dass es die Dinger überhaupt gibt, habe ich ja jetzt erst
erfahren. In den veröffentlichten Auszügen aus dem Gerichtsprotokoll. War nur
ein Nebensatz, eine Bemerkung nebenhin. Kann auch nicht von Bedeutung gewesen
sein für das ganze Verfahren. Denn kein Aas hat sich darum gekümmert.“
    „Verstehe, Wolfhard. Ich werde
mich sehr bemühen. Willst du ‘n Bier?“
    „Nee, danke! Muss fahren. Und
einmal haben sie mich schon erwischt — mit 1,2 Promille.“
    Wolfhard, der Porsche-Fahrer,
stand auf.
    Tim zog sich zwischen zwei
üppige Jasmin-Sträucher zurück, die ihn mit betörendem Duft umnebelten. Bienen
summten. Schmetterlinge gaukelten vorbei. Tim konnte den Hauseingang sehen.
    Die Tür wurde geöffnet und
Wolfhard kurz und schmerzlos verabschiedet.
    Abgang zum Porsche, die Pforte
knallte zu, wurde aber diesmal per Hand bedient. Der Wagen fuhr ab. Schachner
rumorte im Terrassenzimmer, köpfte anscheinend ein Bier. Tim holte seine
Freunde. Beim Anmarsch wurden sie informiert.
    „Der Einbrecher und sein
Kunde“, sagte Gaby. „Um Letzteren kümmern wir uns später, nicht wahr? Ob der
Auftrag nach den so genannten Dingern was mit unserer Sache zu tun hat? Ich
finde, es klingt so.“
    „Ja. Höchst seltsam!“, nickte
Tim. „Aber das wird

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