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Friss oder stirb

Friss oder stirb

Titel: Friss oder stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G. Arvay
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in der biologischen Produktion in allen Produktgruppen wirken:

    Der Zwang des Wachsens oder Weichens
Die Betriebe müssen immer größer werden und immer größere Mengen produzieren, sie müssen also „wachsen“. Andernfalls können sie auf dem Markt nicht bestehen und müssen „weichen“.
    Zentralisierung
Es gibt nur wenige Warenumschlagplätze. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen bevorzugt der Handel stets eine möglichst geringe Anzahl an Bündelungsstellen, die jeweils möglichst große Warenmengen liefern.
    Einheitsproduktion
Die Erzeugnisse müssen uniform sein, wobei sich die Normanforderungen an den Gegebenheiten der Logistik- und Verarbeitungssysteme sowie an konventionellen Marktnormen orientieren, die angeblich vom Verbraucher erwartet werden.
    Dauernde Verfügbarkeit
Alles muss zu jeder Jahreszeit verfügbar sein, da der Handel nicht bereit ist, auf Teile des Umsatzes zu verzichten, auch nicht aus ökologischen oder ethisch-sozialen Gründen.
    Künstlicher Markt
Durch Werbung und PR werden Mehrkonsum sowie der Konsum unnötiger Lebensmittel gefördert, obwohl wir wissen, dass wir aus ökologischer Sicht und aus der Perspektive der globalen Gerechtigkeit bereits jetzt zu viel konsumieren.
    Gezielte Überschussproduktion
Es wird aus marktwirtschaftlichen Gründen stets viel mehr produziert, als gebraucht wird.
    Zwang zur Lebensmittelvernichtung
Waren, die den äußeren Normvorgaben nicht entsprechen, werden ebenso aussortiert wie die Waren aus der gezielten Überschussproduktion.
    Strategische Verschleierungs- und Verzerrungstendenzen
Werbung und PR dienen nicht der Bereitstellung von Information, sondern ausschließlich dem Imageaufbau und der Förderung des Absatzes. Dabei werden die realen Produktionsumstände bewusst nicht gezeigt, sondern durch inszenierte Werbereize oder strategisch selektierte Ausschnitte der Wirklichkeit ersetzt.
    Sinnentleerung der Lebensmittelproduktion
Der Lebensmittelhandel verfolgt nicht das Ziel, die Menschen zu ernähren oder Lebensmittel sinnvoll und nach Bedarf zur Verfügung zu stellen, sondern ausschließlich die Profitmaximierung des jeweiligen Konzerns. Lebensmittel sind aus marktwirtschaftlicher Sicht nur Kommerzprodukte, während ihre eigentliche Bedeutung – die Grundlage des menschlichen Lebens zu bieten – hinter wirtschaftlichen Zwängen zurücktritt.
    Von krummen Dingen
    „Mit unserer mitteleuropäischen Wohlstandsgesellschaft,
    unserem Überverbrauch und dem Wegschmeißen von
    Lebensmitteln erzeugen wir Armut in den
    Ländern des Südens.“

    (Mathias von Mirbach, Bio-Landwirtschaftsmeister am Kattendorfer Hof bei Hamburg)

    „Sehr geehrter Herr A.!

    Bei unserer heutigen Qualitätskontrolle mussten wir feststellen, dass die grünen Stiele der Karotten, die Sie für unsere Bio-Marke liefern, überwiegend zu lang sind. Ich ersuche Sie, die Karotten besser auszusortieren und nur stiellose oder solche mit knapp abgeschnittenen Stielen zu liefern. Andernfalls müssen wir die betroffenen Chargen wieder zurückschicken lassen.“ [21]
    Ich verrate es nur allzu ungern, aber diese Zeilen verfasste ich selbst im Spätherbst 2010. Ich arbeitete damals bei der Werner Lampert Beratungsges.m.b.H. als Qualitätsmanager für die Bio-Marke Zurück Zum Ursprung von HOFER (ALDI SÜD in Österreich). Der Leiter unserer Qualitätsabteilung war zu dem Schluss gekommen, dass die von uns stichprobenartig in mehreren HOFER-Filialen vorgefundenen Bio-Karotten nicht unseren Qualitätskriterien entsprachen, weil die grünen Stiele zu lang waren. Mir war die Aufgabe zugeteilt worden, dem Lieferanten deswegen auf die Zehen zu treten.
    Dieser – übrigens der Chef eines der größten Bündelungsbetriebe für Gemüse in ganz Österreich, der an alle Supermärkte und Discounter liefert – blieb gelassen. Er schrieb mir zurück, dass es ihm sehr schwer falle, solche Beanstandungen wie jene von mir entgegenzunehmen, wenn sie „von einem gemütlichen und warmen Büroplatz aus gesendet“ würden. Die Karotte sei ein Naturprodukt und bei der Ernte sei es nicht immer möglich, die Stielansätze gänzlich zu kappen. Ein Kürzen im Nachhinein sei ebenfalls nicht realisierbar. Außerdem sei es auch ohne zusätzliche Rücksendungen bereits kaum zu ertragen, wie viel von der Ware er in seiner Firma aufgrund von „Qualitätsvorgaben“ der Supermärkte und Discounter vernichten müsse, ließ mich Herr A. wissen. Und damit meinte er sowohl konventionelles als auch biologisches

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