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Friss oder stirb

Friss oder stirb

Titel: Friss oder stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G. Arvay
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erklärte mir der dortige Geschäftsführer, dass es nicht der Auftrag der Werbefachleute sei, die Realität zu zeigen oder Information zu bieten. „Unsere Aufgabe ist es, die Menschen in die Filialen unserer Auftraggeber zu bringen. Wenn uns das gelingt, haben wir unsere Arbeit gut gemacht.“
    „Und wer ist dann für die Information verantwortlich?“
    „Das ist die Aufgabe der Konzerne selbst“, wurde mir entgegengehalten.
    Tatsächlich werden die PR-Köpfe von Supermärkten und Discountern nicht müde, ununterbrochen „Information“ anzubieten. Dies geschieht im Internet auf den Websites der jeweiligen Unternehmen, über Social-Media-Plattformen wie Facebook sowie in Broschüren und auf den Verpackungen der Produkte selbst. Solche Öffentlichkeitsbeiträge sind nicht mehr als Werbung erkennbar und werden wie Zeitungsartikel, Informationsfilme oder objektive Angaben gestaltet. Verfolgt man die Selbstdarstellung der Lebensmittelkonzerne zurück, entpuppt sie sich meiner Wahrnehmung nach allerdings häufig als nichts anderes als irreführende Werbung.
    Wenn es um die Eigenmarken der Handelskonzerne geht, besteht die größte Fehlinformation in der Suggestion des Besonderen . Jede einzelne Handelsmarke zielt darauf ab, sich mit dem konstruierten Image ihrer „Einzigartigkeit“ von den Marken der Konkurrenz abzuheben. Wie dies in der Praxis aussehen kann, veranschauliche ich an den Beispielen der drei führenden Bio-Marken in Österreich. Diese sind Ja!Natürlich (REWE), Zurück Zum Ursprung (HOFER = ALDI SÜD in Österreich) sowie Natur*pur (SPAR).
    Während sich der HOFER-Konzern als konventioneller Lebensmittel-Discounter mit seinem Bio-Frontman Werner Lampert das Image des „Bio-Pioniers“ verpasst und mit dem Slogan „Bio, das weiter geht“ wirbt, kontert man bei REWE stets mit der Verlautbarung: „Der Pionier und Bionier ist und bleibt Ja!Natürlich “, und mit: „Wir sind die Bioniere!“
    SPAR hat mit der Bio-Marke Natur*pur einen anderen Weg eingeschlagen. Auf zahlreichen der Produktverpackungen ist eine sogenannte „biologische Ursprungsgarantie“ abgedruckt, die stets von einem Bauern oder einem Vertreter der Bio-Branche unterschrieben ist. Für diese Ursprungsgarantie habe ich mich näher interessiert und ich werde später darauf zurückkommen. Alle drei Marken versuchen also, sich als „herausragend“ von den Mitbewerbern abzuheben.
    Fakt ist jedoch, dass die Bio-Produkte der verschiedenen Supermärkte meistens unter ähnlichen Bedingungen erzeugt, verarbeitet und verteilt werden. In vielen Fällen entstammen sie sogar denselben Produktions- oder Zulieferbetrieben. Das ist unter anderem bei Obst und Gemüse sowie bei Eiern und Geflügelfleisch der Fall. Obwohl HOFER mit Zurück Zum Ursprung ein angebliches „Bio, das weiter geht“ anbieten will und die Hühner bei Ja!Natürlich sogar „überglücklich“ sein sollen, wie es in der Werbung heißt, werden die Bio-Eier der Konkurrenten häufig von denselben Hennen gelegt und das Geflügelfleisch stammt von Tieren, die in denselben zentralen Schlachthöfen in Akkordarbeit getötet und von nur drei Geflügelkonzernen an alle Handelsketten in ganz Österreich geliefert werden.
    Auf der Facebook-Seite von Ja!Natürlich stellte eine Userin die Frage, inwieweit die Fleischprodukte der Bio-Marke aus stressreduzierter Schlachtung stammen. Sie habe dazu keine Infos auf der Unternehmenshomepage gefunden. Hier die Antwort von Ja!Natürlich , also aus dem Hause REWE in Österreich:
    „Nicht alle Schlachthöfe haben die Berechtigung, Bio-Tiere zu schlachten. Klare Vorgabe ist, dass Bio-Tiere zuerst beziehungsweise am Beginn jeder Schlachtung geschlachtet werden müssen. Dadurch ist nicht nur eine klare Trennung zwischen Bio und Konventionell gewährleistet, sondern es reduzieren sich auch die Wartezeiten und der Stressfaktor für die Tiere. Generell muss hier auf einen schonenden und möglichst stressfreien Umgang mit den Tieren geachtet werden. Um dies sicherzustellen, muss bei jeder Schlachtung ein Tierarzt anwesend sein. Zusätzlich werden unsere Schlachtbetriebe regelmäßig von unabhängigen Kontrollstellen sowie durch übergeordnete interne Kontrollen unter die Lupe genommen.“
    Diese Stellungnahme kann nur jene beeindrucken, die die Realität nicht mit eigenen Augen gesehen haben. Der Text vermag zwar beim Lesen subjektiv das Gefühl des beruhigten Gewissens zu hinterlassen, bei genauerem Hinsehen enthält er jedoch wenig Verbindliches.

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