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Friss oder stirb

Friss oder stirb

Titel: Friss oder stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G. Arvay
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Herr Ranaweera den angeblichen persönlichen Kontakt dementierte und die Klärung des „Missverständnisses“ noch immer nicht bestätigen konnte. Die APA hatte die Story aufgegriffen und mit Ranaweera Kontakt aufgenommen. Nun berichteten auch die österreichischen Tageszeitungen Die Presse und Der Standard sowie das Wiener Radio Arabella über die Unstimmigkeiten bei SPAR, sodass sich der Konzern zu einer weiteren öffentlichen Stellungnahme veranlasst sah, in der es hieß:
    „Dabei wurde aber Herr Bernard Ranaweera anscheinend nicht korrekt rückinformiert. Wir klären das nun nochmals und werden eine andere Lösung finden.“
    Wenige Tage später meldete sich Bernard Ranaweera aus seinem Büro der Small Organic Farmers’ Association in Sri Lanka überraschenderweise via E-Mail bei mir. Der Titel seiner E-Mail: „ Die Irreführung von Konsumenten .“

    Sehr geehrter Herr Arvay!

    Vielen Dank für Ihre Intervention betreffend die Verwendung meiner Unterschrift, meines Namens und des Namens der Small Organic Farmers’ Association auf den Flaschen des biologischen Eistees der Firma SPAR. Nach einer Korrespondenz zwischen mir und den beteiligten Parteien ist es nun gelungen, dieses Problem ein für alle Mal zu klären, ohne weitere Missverständnisse zu verursachen. Ich glaube, es wird daher in Zukunft keine derartigen Zwischenfälle mit SPAR mehr geben. Aber: Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass eine solche Irreführung der Konsumenten nicht anderswo wieder passieren kann, da das Wirtschaftsgeschehen weltweit von enormen Konkurrenzkämpfen bestimmt wird. Wenn Sie uns eine Organisation vermitteln würden, die unsere Produkte in österreichischen Supermärkten auf seriösere und transparentere Weise bewirbt, wäre ich Ihnen sehr verbunden.
    Wir von der Small Organic Farmers’ Association sind dankbar dafür, dass Sie den Vorfall mit SPAR zu unserer Kenntnis gebracht haben. Ich würde sagen, wir brauchen mehr Wissenschaftler Ihrer Art, um den Markt für ökologische Erzeugnisse in eine vernünftige Richtung zu entwickeln.

    Mit freundlichen Grüßen und
    besten Wünschen für das Neue Jahr 2013,
    Bernard Ranaweera, Small Organic Farmers’ Association,
    Sri Lanka, 20.12.2012

    Ich erachte es als grundsätzlich beunruhigend, dass Unterschriften von Produzenten offenbar über mehrere Distanzen zwischen Betrieben der Lebensmittelindustrie, Großhandelsfirmen und Einzelhandelskonzernen weitergereicht werden können, ohne dass die unterzeichnende Person dabei einen Überblick darüber bewahren kann, auf welchen Verpackungen ihr Name abgedruckt wird. Persönliche Bürgschaften benötigen – darauf sollten wir als Konsumentinnen und Konsumenten bestehen – auch die persönliche Kenntnis des Bürgen über das Auftauchen seines Namens und seiner Unterschrift.
    Produktdesign oder Etikettenschwindel?
    Mit Aufdrucken auf Verpackungen und Produktbezeichnungen nimmt es die Lebensmittelindustrie offenbar grundsätzlich nicht so ernst. In der Polit-Talk-Sendung „Im Zentrum“ des Österreichischen Rundfunks (ORF) vom 17. Februar 2013 mit dem Titel „Was wir essen“ präsentierte die Moderatorin Ingrid Thurnher ein als Kalbsleberstreichwurst ausgewiesenes Produkt, von dem sie aus der Zutatenliste zitierte: „59 Prozent Schweinefleisch, 25 Prozent Schweineleber und fünf Prozent Kalbsleber“. Der spitzfindige Kommentar der ORF-Journalistin: „Sollte man auf diese Kalbsleberstreichwurst nicht eigentlich schreiben: ,kann Spuren von Kalbsleber enthalten‘?“
    Drauf steht eben, was sich gut verkauft. Und dazu zählt in Österreich derzeit beispielsweise die Bergbauernidylle. Der Discounter HOFER (ALDI SÜD in Österreich) verkauft unter der Bio-Marke Zurück Zum Ursprung das sogenannte „Mühlviertler Bergbauernjoghurt“ aus österreichischer Milch unter anderem in den Geschmacksrichtungen Erdbeere, Himbeere, Heidelbeere-Holunder und Apfel-Müsli. Die Äpfel dieses Mühlviertler Bergbauernjoghurts stammen aus Italien, die darin verarbeiteten Haselnüsse aus der Türkei, ebenso wie die Rosinen. Die Erdbeeren kommen aus Polen, die Himbeeren aus Serbien, die Heidelbeeren aus der Ukraine und aus Polen. Das „Bergbauernprodukt“ trägt das rot-weiße AMA-Biozeichen [33] .
    Der Bergbauernbegriff stellt in Österreich ein beliebtes Marketing-Schlagwort dar, das von mehreren Handelskonzernen mit Vorliebe verwendet wird, sowohl für konventionelle als auch für biologische Industrieprodukte aus der Milch-Palette. Während wir,

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