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Friss oder stirb

Friss oder stirb

Titel: Friss oder stirb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G. Arvay
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Euro, die jeder Haushalt pro Monat an das Projekt abgibt, dienen der Betriebs- und Lohnkostenbeteiligung der Gärtnerei des Kartoffelkombinats. Für jede beteiligte Familie fällt dann so viel kostenloses Gemüse an, wie die Familienmitglieder essen möchten. „Kein Gemüse muss mehr gekauft werden, es ist genug für alle da“, erklärte mir Daniel Überall.
    Das Münchener Kartoffelkombinat befindet sich noch im Aufbau, die Zahl der Mitglieder wächst stetig. Ein zweites Projekt dieser Art in der Stadt, in einem fortgeschrittenen Stadium, wird unter dem Namen „Der Waldgärtner“ betrieben.

    In Versorgungssystemen wie dem Kartoffelkombinat in München gibt es also keine Abnahmepreise mehr und der Handel wird umgangen. Man fragt nicht mehr, „wie viel kostet ein Kilogramm Tomaten oder ein Brathähnchen?“, sondern: „Wie viel sind uns die Arbeit der Bauern sowie die Umsetzung ökologisch, ethisch und sozial verträglicher Produktionsweisen wert?“
Das Konzept, das dahinter steht, nennt man „ solidarische Landwirtschaft “ oder auf Englisch „ community supported agriculture“ (kurz: CSA) . In der Schweiz spricht man von „regionaler Vertragslandwirtschaft“ (RVL).

    Der Buschberghof in Schleswig-Holstein (Deutschland) betreibt ökologische Landwirtschaft in kleinstrukturierter Form und mit außergewöhnlich hoher Produktvielfalt. Auch auf dem Buschberghof wirtschaftet man nach dem Grundmodell der solidarischen Landwirtschaft . Allein im Gemüsebereich werden dort 50 verschiedene Kulturen geführt. Auf dem Hof leben Fleischrinder und Milchkühe, Legehennen und Masthühner, Enten und Gänse sowie eine Schafherde, der auch 20 Lämmer, das sind Jungschafe, angehören. Es gibt dort Obst- und Beerenplantagen sowie eine Schweinezucht. Eine Herde von 40 Mastschweinen gehört ebenfalls dazu. Die Hühner sind – selbstverständlich – Zweinutzungsrassen. Die Erzeugnisse werden auf dem Hof zu Fleisch- und Wurstwaren, Säften sowie Milch- und Käseprodukten weiterverarbeitet. Auch Brot gehört ins eigene Sortiment. „Wir backen absolut bedarfsgerecht und keinen einzigen Laib Brot zu viel“, erklärte mir Jens Otterbach, einer der Landwirte auf dem Buschberghof. „Und wenn das Getreide am Weltmarkt noch so teuer ist: Wir werden hier Brot backen und die Menschen ernähren.“
    Alles, was regional und saisonal möglich ist, wird angebaut. Der Buschberghof kommt mit seiner vielstrukturierten Agrarwirtschaft einer „essbaren Landschaft“ mit hohem ästhetischen Wert gleich. Vom Handel ist man in diesem Betrieb vollständig unabhängig. Der Absatz erfolgt zu hundert Prozent über eine Wirtschaftsgemeinschaft, der die Landwirte sowie die Konsumentinnen und Konsumenten der Produkte angehören. Seit 1968 befindet sich das landwirtschaftliche Gut im Besitz der Landbauforschungsgemeinschaft Fuhlenhagen, um die sich später die Wirtschaftsgemeinschaft gründete.
    In den 1980er-Jahren schließlich stellte man sich auf dem Buschberghof die Frage: „Wie kann man Bauern vom Druck des Marktes befreien und sie vor Pleiten bewahren, für die sie nichts können – zum Beispiel durch Unwetter?“ 1988 wurde dann die Wirtschaftsgemeinschaft gegründet. Seither wird auf dem Buschberghof völlig unabhängig vom Handel und ganz nach den Vorstellungen der Konsumentinnen und Konsumenten sowie der Bäuerinnen und Bauern gewirtschaftet.
    „Wir wollen nicht marktorientiert sein, weil das sinnentleert ist. Uns geht es darum, den Bedarf an Lebensmitteln zu decken, die Menschen zu ernähren und dabei auf vertretbare Art und Weise zu wirtschaften.“ Dieses Ziel wird durch die derzeit 400 Menschen umfassende Wirtschaftsgemeinschaft erreicht. Dabei wird auf Solidarität der Konsumentinnen und Konsumenten untereinander sowie zwischen den Konsumenten und den Landwirten des Buschberghofes gesetzt. Und das sieht so aus:
    Vor Beginn jeder Saison wird das nötige Budget berechnet, um den Hof erfolgreich durch das bevorstehende Wirtschaftsjahr zu bringen. Der Etat wird den 400 Konsumenten in der Gemeinschaft vorgestellt und jedes Mitglied beziehungsweise jede Familie entscheidet, wie viel es/sie aufbringen kann. „Jeder soll verantwortungsvoll das beisteuern, was für ihn möglich ist“, erklärte mir Jens Otterbach. Menschen, die über höhere finanzielle Mittel verfügen, tragen oft freiwillig höhere Summen bei und übernehmen somit Anteile von weniger finanzkräftigen Familien. Unterm Strich muss nach den alljährlichen Verhandlungen das

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