Friss oder stirb
Budget für das kommende Arbeitsjahr zur Verfügung stehen. Dies funktionierte bisher jedes Mal anstandslos, da allen in der Gemeinschaft das Fortbestehen des Buschberghofes und seiner qualitativ hochwertigen Angebote ein Anliegen ist. Die Landwirte nehmen ihre Arbeit auf, sobald sie von der Wirtschaftsgemeinschaft grünes Licht in Form der Zusicherung der Finanzierung erhalten haben.
Der gesamte Jahresertrag an landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Produkten wird dann innerhalb der Wirtschaftsgemeinschaft verteilt, und zwar je nach Bedarf der jeweiligen Mitglieder und Familien. „Das ist das Geniale dabei“, sagte Jens Otterbach, „denn erst so wird echte Solidarität erreicht und Bio für alle wird möglich.“
In der Nähe von Heidelberg in Deutschland traf ich den Bio-Bauern Markus Schmutz, der seinen Bauernhof, den Markushof , erfolgreich nach dem Konzept der solidarischen Landwirtschaft betreibt.
Auf dem 50 Hektar großen Markushof wird seit 1989 biologisch gewirtschaftet. Heute umfasst der Betrieb Milchvieh, Getreide- und Futterbau, Kartoffel- und Gemüsebau und Freilandschweine sowie einige Schafe. „Im Jahr 2011 haben wir von herkömmlicher Vermarktung auf solidarische Landwirtschaft umgestellt und unseren Familienbetrieb dadurch vor dem Bankrott bewahrt“, erinnerte sich Markus Schmutz in unserem Gespräch.
Im Laufe des Jahres 2013 wird die Konsumentengruppe rund um den Markushof 180 Personen erreicht haben, die im Raum Heidelberg mit Milch und Milchprodukten, Käse, Fleisch, Gemüse und Getreide versorgt werden.
Dafür leistet jedes Mitglied einen monatlichen Beitrag von 80 bis 100 Euro. Manche bezahlen weniger, wenn sie über geringere finanzielle Mittel verfügen, was in der Planung des Budgets mit berücksichtigt wird. Die vielfältigen Erzeugnisse und Produkte des Markushofes werden dann unter den Konsumenten verteilt – ohne weitere Kosten.
Da es, anders als im herkömmlichen Handel, eine Beziehung zwischen Produzenten und Konsumenten gibt und sich die Mitglieder jederzeit von der ökologisch und ethisch vorbildlichen Wirtschaftsweise auf dem Markushof überzeugen können, bringt dies den Verbrauchern den Vorteil, nicht länger von den Kommerzprodukten der Handelskonzerne abhängig zu sein und selbst mitbestimmen zu können, wie ihre Lebensmittel erzeugt und verteilt werden. Auch der Landwirt hat Vorteile: „Wir sind wirtschaftlich abgesichert und von den Vorgaben der Industrie unabhängig“, freute sich Markus Schmutz. „Mein Gehalt als Bauer ist gesichert, ich kann meinen Arbeitskräften gute Arbeitsbedingungen bieten und einen fairen Lohn bereitstellen. Der Fortbestand meines Betriebes ist ebenso gesichert und ich bin vom Zwang des Wachsens oder Weichens und vom Druck der Handelskonzerne ausgehebelt.“ [ Abb. 32 ]
„Könnten Sie unter Vertrag mit Supermärkten oder Discountern Ihre hohen Betriebsstandards halten?“, wollte ich wissen.
„Eine vielfältige Wirtschaftsweise ist unter Vertrag mit den Handelskonzernen praktisch ausgeschlossen“, antwortete Markus Schmutz, „ebenso wie die extensive Tierhaltung, die wir betreiben. Großflächiger industrieller Anbau kommt für mich nicht infrage. Sich an Supermärkte zu binden ist einfach nicht der richtige Weg, sinnvoll Landwirtschaft zu betreiben, weil die Konzerne nicht am Wohlergehen der Landwirtschaft oder der Konsumenten interessiert sind, sondern vor allem an Profiten. Wir haben Freude daran, zum Beispiel Schweine wieder im Freiland zu sehen. Das gibt es in der Landwirtschaft kaum mehr. Auch bei Bio dominiert die Stallhaltung. Bei uns leben ausschließlich alte Schweinerassen, wie zum Beispiel die Bunten Bentheimer, die auf der Roten Liste der aussterbenden Tierarten stehen.“
Auch Peter Brown, der leitende Bio-Landwirt der britischen Tablehurst Farm in der Nähe von London, hält nicht viel von Schweinehaltung im Stall. „Der Kontakt mit dem natürlichen Boden ist enorm wichtig für Schweine“, war er in unserem Gespräch überzeugt, während er sich der hinter uns liegenden Freilauffläche zuwandte. „Die Tiere holen sich essenzielle Nährstoffe wie zum Beispiel Eisen aus der Erde. Sie durchwühlen den ganzen Tag über den Boden, suchen Nahrung, sind neugierig und können nur in der Freilandhaltung ihre arteigenen Verhaltensweisen ausleben. Schweine verbringen den allergrößten Teil ihrer Wachzeit mit spielerischer Erkundung und Wühlen“, fuhr Peter Brown fort. „In der Stallhaltung, die auch bei Bio die Regel
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