Fröhliche Ferien am Meer
ihrer jüngeren Schwester, und sie bekam Gewissensbisse. Wie gewöhnlich war sie so mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, daß sie kaum gemerkt hatte, daß Jonathan in letzter Zeit mehr mit Shelagh als mit Freddie zusammen zu sein schien. Arme kleine Freddie, die so warm und herzlich Anteil an den Sorgen anderer nahm, und die Dr. Blake so offensichtlich anbetete.
Sie sagte aufmunternd: »Sei nicht dumm. Dir wird bald das ganze Glück der Welt gehören. Du hast doch gerade erst angefangen.«
»Das glaube ich nicht. Es ist sehr nett von dir, Angela, daß du versuchst, mich zu trösten und mir sagst, daß ich hübsch bin, aber auf das Aussehen allein kommt es nicht an. In Wirklichkeit habe ich überhaupt keinen Erfolg bei Männern.«
Ihr tiefer Seufzer brachte Angela zum Lächeln, aber als sie Freddies verletzten Blick sah, sagte sie freundlich: »Meine Liebe, das ist doch gar nicht wahr. Du hast nur gerade ein Tief. Gehe Matron besuchen. Sie wird dich aufmuntern.«
»Ich glaube, das ist wirklich am besten. Ich brauche ihren Rat. Vielleicht wird Shelagh mitkommen.«
»Und Jonathan. Dann gehen Max und Bill zu Miss Lorimer.«
»Oh, natürlich kommt Jonathan, wenn Shelagh mitgeht. Es ist eigentlich komisch, findest du nicht? Er scheint so streng und korrekt zu sein, aber offensichtlich denkt er nie daran, daß sie eine verheiratete Frau ist.«
Diesmal lächelte Angela nicht, denn sie wußte, daß dieser Gedanke — obwohl er völlig falsch sein mußte — Freddie sehr unglücklich machte. Sie sagte langsam: »Shelagh braucht eben jemanden, mit dem sie reden kann, und Jonathan ist ein verständnisvoller Mensch. Er sieht, daß es ihr nicht gut geht und daß sie ziemlich unglücklich ist. Sie hat fast über einen Monat lang nichts mehr von Robert gehört. Allmählich fange ich an zu glauben, daß an deiner Vermutung doch etwas dran war. Irgend etwas stimmt nicht.«
»Das glaube ich auch. Sie — tja, manchmal scheint sie gar nicht richtig hier zu sein.«
»Ich weiß. Die arme Shelagh. Ich hoffe so sehr, daß es nicht ein zweites Unglück in der Familie gibt. Was suchst du denn in dieser alten Schachtel?«
»Irgend etwas, um dieses Kleid aufzulockern und um mich aufzumuntern. Siehst du, hier ist das blaue Samtkleid, das ich an dem Abend anhatte.«
»Leg es zurück. Ich kann es nicht mehr sehen. Es starrt mich bei dem alten Mr. Matthews immer von der Wand an. Das ist ein netter Schal. Jetzt siehst du gut aus.«
Aber das Tuch schien seine Wirkung zu verfehlen, denn obwohl Shelagh sagte, sie würde mit Freddie mitgehen, entschied sich Jonathan für einen Bridgeabend mit Bill, dessen Vater und Miss Lorimer als Partner. Freddie machte ein langes Gesicht und zog ziemlich schweigsam mit Shelagh ab.
Sie war den ganzen Abend in ernster Stimmung, und kurz bevor sie gingen, holte Freddie tief Luft und sagte: »Matron, ich weiß, Sie werden schrecklich erstaunt sein, aber ich habe mich entschlossen, Krankenschwester zu werden — das heißt, wenn Sie glauben, daß ich das kann.«
Matron, die nicht einmal versuchte, Erstaunen vorzutäuschen, sagte fröhlich: »Wunderbar. Du wirst eine gute Krankenschwester abgeben, und ich glaube, daß du glücklich sein wirst.«
Freddie machte den naiven Versuch, heldenhaft auszusehen. »Darauf kommt es eigentlich nicht so sehr an, nicht wahr? Wichtig ist, daß man einen Beruf hat, der zählt, und irgendwie scheint es sich mehr zu lohnen als Sportunterricht.«
Shelagh, die verblüfft zugehört hatte, wandte ein: »Aber der Sport hat auch sein Gutes. Letzten Endes ist es dasselbe. Man lehrt die Leute, vorzubeugen, anstatt sie zu heilen.«
»Ich weiß, aber viele Mädchen möchten Sport unterrichten, und es herrscht ein schrecklicher Mangel an Krankenschwestern. Wenn es schiefgeht, kann ich noch immer darauf zurückgreifen, aber erst will ich es als Krankenschwester versuchen.«
Matron sagte sehr freundlich: »Es wird nicht schief gehen, und wenn du auf etwas zurückgreifen willst, so glaube ich nicht, daß es der Sport sein wird.«
Als sie die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, lächelte sie. »Nicht auf den Sport. Sondern auf Fraulichkeit und Mütterlichkeit — das ist die beste Aufgabe überhaupt«, und dann lachte sie über ihre Sentimentalität.
Als sie das Haus verlassen hatten, brach Shelagh das Schweigen und sagte: »Ich möchte dir keine kalte Dusche geben, Freddie, aber die Krankenpflege ist eine richtige Plackerei, und zunächst wird es wieder genau wie in der
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