Fröhliche Ferien am Meer
Schule sein.«
»Ich weiß. Das habe ich mir alles überlegt. Ich werde es wahrscheinlich schrecklich verabscheuen, zumindest am Anfang. Aber ich werde durchhalten. Als ich aus der Schule kam, dachte ich, das Leben würde soviel Spaß machen, aber so ist es gar nicht — oder vielleicht nicht für mich. Ich bin vielleicht für das geschaffen, was man eine Karriere nennt.«
Sie ist doch noch sehr jung, dachte Shelagh, obwohl sie sich in diesen Ferien verändert hat. Sie sagte tröstend: »Also ich bin sicher, daß du Erfolg haben wirst, was immer du anfängst.« Jetzt fühlte Freddie beschämt, wie ihr die Tränen in den Augen brannten. Sie blinzelte, um sie zu vertreiben, war froh über die Dunkelheit und sagte: »Du bist lieb, Shelagh. Bill auch. Ich freue mich, daß wir diese Ferien zusammen verbringen konnten, auch wenn...«
»Auch wenn was?«
»Oh, nichts, nur scheinen die Dinge nicht so zu laufen, wie man möchte. Vielleicht liegt es daran, daß man sie sich zu sehr wünscht. So, hier sind wir. Kein Laut. Wahrscheinlich haben sie alle ihre Nasen in den Karten vergraben. Wie kann man einen schönen Abend so verbringen. Laß uns auf die Veranda schleichen und einen Blick hineinwerfen.«
»Es bringt Vater Abwechslung. Ich glaube, er findet es etwas langweilig hier.«
Vater fand es im Augenblick überhaupt nicht langweilig. Sie sahen zum Fenster hinein; plötzlich stockte Freddie der Atem, und sie kniff ihre Schwester schmerzhaft in den Arm. Die vier, die eigentlich eifrig hätten Bridge spielen sollen, saßen am Tisch, aber sie spielten nicht. Standish blickte in ihre Richtung; ihm gegenüber hatte Anna ihr bleiches Gesicht der Glastür zugewandt. An den beiden Längsseiten des Tisches saßen Bill und Jonathan regungslos und starrten in die Gegend. Aber sie sahen die beiden Mädchen draußen nicht an.
Zwischen Tisch und Fenster stand ein Mann, und obwohl er ihnen den Rücken kehrte, erkannten ihn die beiden Mädchen sofort. In seinen Armen wiegte Geoffrey Matthews behutsam, aber zum Einsatz bereit, seine Flinte, und sie war unmittelbar auf Maxwell Standishs Herz gerichtet.
Sie hörten, wie Jonathan in festem und überredendem Ton sprach: »Nehmen Sie sie ’runter, Mr. Matthews, und sagen Sie uns alles. So werden Sie nichts erreichen.«
Dann kam ein wahnsinniges Lachen und eine Stimme, die fast fröhlich klang: »Das macht mir Spaß. Das ist mein großer Augenblick. Davon habe ich jahrelang geträumt: Sie zu rächen. Nein, bewegt euch nicht. Ich werde noch nicht abfeuern. O nein, erst in einigen Minuten. Ich möchte zusehen, wie er blasser und blasser wird, wie er zu zittern beginnt, wie er um Gnade bettelt. Bei ihr hat er keine Gnade walten lassen « Freddie hörte nicht weiter zu. Shelagh stand wie angewurzelt da, aber Freddie packte sie heftig am Arm und flüsterte: »Komm mit mir, schnell. Du mußt mir helfen. Beeil dich, Shelagh, beeil dich. Sei leise. Ich weiß, was zu tun ist.«
Sie zog die sprachlose Shelagh hinter sich her und stahl sich durch die Seitentür in ihr Zimmer. Der Blechschrank stand offen, und das Licht schimmerte auf dem Samtkleid, das noch dort lag, wo sie es vor zwei Stunden gelassen hatte. Im Nu hatte sie ihr Baumwollkleid über den Kopf gezogen und schlüpfte in das andere.
»Hilf mir«, flüsterte sie, und automatisch gehorchte Shelagh. Während beide die ganze Zeit über auf einen Schuß lauschten, kämmte sie ihre Haare tief im Nacken zu einem groben Knoten zurück und legte einige Wellen in die Stirne, wie Alicia sie auf dem Photo trug. Dann warf sie einen schnellen Blick in den Spiegel.
Plötzlich fand Shelagh ihre Stimme wieder. »Was tust du?«
»Hineingehen und Mutter spielen. Das ist das Kleid, das er kennt. Er ist verrückt. Er wird glauben, sie sei es, und wenn es nur für einen Augenblick ist, wird ihnen das Zeit geben.«
»Nein, Freddie, nein. Er wird schießen. Du wirst ihn nicht täuschen, und er wird dich und Vater erschießen. Du darfst es nicht tun. Ich werde Hilfe holen.«
»Dazu bleibt keine Zeit. Und wenn jemand hineingeht, wird er in jedem Fall auf ihn schießen. Laß mich gehen. Ich weiß, daß ich es tun kann. Ich muß es tun.«
Aber Shelagh klammerte sich wie wahnsinnig an sie, so daß Freddie ihre Hände losmachen und sie sanft auf das Bett zurückschieben mußte. Dann raffte sie den schleppenartigen Samtrock hoch und lief auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.
Die Wohnzimmertür stand offen. Gott sei Dank. Sie schlich sich heran und war dankbar, daß
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