Fröhliche Ferien am Meer
selbst auch tun, wenn du mit der Krankenpflege beginnst.«
»Das werde ich bestimmt nicht«, sagte Freddie betont energisch und setzte sich im Bett auf, um es noch zu bekräftigen. »Ich finde das alles so albern. Nur weil sie kurze weiße Kittel tragen und irgendeinen akademischen Grad haben.«
»Na ja, du wirst auf jeden Fall so tun müssen, als hättest du großen Respekt vor ihnen, sonst wirst du nicht lange bleiben. Und jetzt sage ich kein Wort mehr. Ich habe Respekt vor Jonathan, auch wenn ich keine Krankenschwester bin. Jetzt schlafe. Morgen früh bitten wir Max, uns mit Angel hinauszufahren. Wir sind jetzt so wenige, daß er es leicht machen kann.«
»Das wäre herrlich. Schrecklich, daß Stephen auch weggeht.«
»Na ja«, sagte Angela ganz fröhlich, »die Lämmer müssen geschoren werden. Er ist heute nachmittag abgereist.«
Aber der Ausflug mit Angel fand nicht statt, denn am nächsten Tag schrumpfte ihre Gesellschaft noch weiter zusammen.
Anna kam sie am nächsten Morgen um zehn Uhr besuchen. Sie hatte sich von dem fürchterlichen Schock erholt und sah ungewöhnlich zufrieden aus, als sie am Tor erschien. Wie sie das Haus erreichte, hatte sie sich jedoch daran erinnert, daß sie wieder besorgt aussehen wollte.
»Noch mehr Sorgen, Angela. Stephen hat mich heute morgen angerufen.«
»Was ist passiert? Er ist doch nicht krank?«
»O nein, er ist nie krank. Aber Andy ist krank. Er wurde mit einer akuten Blinddarmentzündung auf dem schnellsten Wege zum Krankenhaus gefahren.«
»Oh, der arme Andy. Geht es ihm besser?«
»Ja, sie haben ihn heute morgen operiert, und es geht ihm besser, aber natürlich kann er eine Zeitlang nichts tun, und jetzt sitzt Stephen ganz allein bei der Schur. Doch ein Unglück kommt selten allein. Jetzt sind auch noch die verdammten Schafscherer vor einer Stunde ohne Köchin auf getaucht.«
»Aber er kann doch nicht für sie kochen und aufpassen und alles.«
»Nein. Er hat mich angerufen, und ich fahre sofort hin. Ich habe schon einmal den rettenden Engel gespielt, aber beim letztenmal hatte ich ein Maori-Mädchen als Hilfe. Für mich alte Frau allein ist es etwas viel.«
»Möchten Sie, daß ich mitkomme?«
Anna, die sich etwas schämte, daß sie so kläglich tat, wo sie doch wußte, daß dieses Mal möglicherweise wieder ein Maori-Mädchen zu bekommen war, machte den eifrigen Versuch, selbstlos zu sein.
»Aber Sie haben doch Ferien. Das wäre nicht fair. Außerdem ist Maxwell noch da. Ihm geht es seit jener Nacht nicht gut, und er wird sich ohne dich zu Tode langweilen.«
»Und ohne Sie auch. Wir wollen ihn mitnehmen. Er ist gerne auf einer Farm, und es wird uns allen gut tun, hier wegzukommen. Aber sind Sie sicher, daß es Stephen recht ist?«
Miss Lorimer, die froh war, ehrlich sein zu können, versicherte ihr, daß sie sich dafür verbürgen könne. Dann ging sie den Weg hinunter, wobei sie aussah wie eine kleine graue Katze, die sich einen Teller Rahm erschlichen hatte. Zu sich selbst sagte sie entschuldigend: »Trotzdem, irgend etwas mußte ja geschehen. Aber ich schäme mich über mich selbst. Diese ganze Jammerei, und sehr wahrscheinlich wäre Ruta mitgekommen. Aber ich verzweifle langsam. Wenn ich nur Stephens Taktik verstehen würde.«
Angela empfand dasselbe, aber als sie an diesen letzten Ritt dachte, an die beiden Pferde, die Seite an Seite trabten, an den herrlichen Abend und an das attraktive Mädchen mit dem bezaubernden Schal, schwor sie sich, daß sie sich keine Mühe mehr geben würde, ihn zu verstehen. Zum Teufel mit dem Alkohol im King Country und den Romney-Schafen.
Was die Sache jedoch noch schlimmer machte, sie wußte, daß Stephen nicht dumm war. Was für eine Andeutung hatte Wyn noch über die »Taktik« der Farmer gemacht? Er hatte die Situation genau erkannt, vielleicht sogar ihre Gefühle. Sie bekam heiße Backen, aber sie sagte nicht ganz aufrichtig zu sich selbst, daß sie ja auf der Farm nicht unbedingt mit ihm allein sein mußte, und außerdem konnte sie Anna auf keinen Fall im Stich lassen.
Aber da hatte sie die Rechnung ohne Miss Lorimer gemacht, die ein schrecklicher Widerspruchsgeist war.
Nachmittags fuhr Jonathan sie zur Farm, blieb ungefähr eine Stunde und fand bei seiner Rückkehr ein ziemlich ruhiges Trio in dem großen Haus vor.
»Das ist wie bei den zehn kleinen Negerlein«, sagte Freddie traurig. »Einer nach dem anderen verschwindet. Ich wünschte, irgend etwas würde geschehen.«
Am nächsten Tag geschah etwas.
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