Fröhliche Ferien am Meer
hast.«
»Noch ein halbes Versprechen.
Natürlich hoffe ich, beschäftigt zu sein, aber eine verständnisvolle
Krankenschwester nimmt darauf Rücksicht. Na ja, so findet der Familienurlaub
nun sein Ende.«
»Ja. Das ist ziemlich traurig.
Nur, er wäre sowieso zu Ende gegangen, denn Bill beginnt seine Arbeit am
Montag, und Vater geht mit ihm, weil er etwas für seine Scheidung zu erledigen
hat. Angel läßt er hier, um sie später abzuholen, wenn Mutter geschieden
und abgereist ist.«
Matron war etwas verwirrt über
diese Art, die Dinge darzustellen, und die Neugierde zwang sie zu fragen: »Du
freust dich doch wahrscheinlich, Mrs. Standish wiederzusehen?«
»In gewisser Weise ja, solange
sie nicht allzuviel Durcheinander stiftet. Aber irgendwie tut sie das immer.
Wir hoffen, daß sie diesmal ganz mit der Scheidung beschäftigt ist und damit,
zu Miles zurückzukehren, um ihn so bald wie möglich zu heiraten. Der alte
Vetter Frederick hat ja nicht das ewige Leben, und sie sagt, es wäre immer sein
liebster Wunsch gewesen. Ich frage mich nur, warum sie es nicht schon vorher
getan hat, aber wahrscheinlich hat sie doch noch immer gehofft, Vater könnte
sterben.«
Jonathan wich Matrons Blick aus und sagte ernst: »Ich bin sicher, so
würde sie nicht denken, und ich glaube, du solltest es auch nicht tun.«
»Nein, vielleicht sollte ich
das nicht, denn Mutter ist immer so vornehm und sagt nie, was sie wirklich
denkt. Ich freue mich, daß sie glücklich sein wird und endlich soviel Geld hat,
wie sie möchte.«
Inzwischen war Matron endgültig
über die nüchterne Einstellung der jungen und modernen Standishs zu ihrer
Mutter schockiert. Sie sagte: »Ich glaube nicht, daß sie daran denkt. Sie war
eigentlich nie arm — zumindest glaube ich das nicht.
Euer Vater scheint viel Geld zu
haben, und er gilt als ein großzügiger Mann.«
»O ja, das ist er, aber wissen
Sie, wir waren viele, und Mutter braucht wirklich eine ganze Menge Geld für
sich selbst. Sie sagt immer, es sei das letzte, woran sie denkt, aber wenn sie
merkt, daß nicht genug davon da ist, macht sie schreckliche Szenen.«
Matron sah sie mit leichter
Mißbilligung an, und zum erstenmal dachte sie, daß Dr. Blake vielleicht doch
wußte, was er tat. In den letzten zwei Monaten war Freddie zwar erwachsen
geworden, aber sie hatte noch immer ihre dunklen Punkte. Sie sah ihn an, um
herauszufinden, wie diese Offenbarungen auf ihn gewirkt hatten, aber in seinem
Gesicht konnte sie nur Mitleid erkennen. Freddie hatte nie wahre Elternliebe
gekannt; das war ein Nachteil in ihrem Leben, der nie gutgemacht werden konnte,
wie sehr er sie auch lieben mochte.
Er sagte: »Das ist genug
Familiengeschichte. Komm mit. Matron will jetzt Mittag essen.«
»Oh, lieber Himmel, ist es
schon so spät? Und ich bin heute mit Kochen dran.«
»Du wirst etwas auf die
Schnelle machen müssen«, sagte Matron.
»Aber wenn ich das tue, sind
meine Kochkünste noch schlimmer als sonst, und die anderen hassen das. Als ich
mich letzte Woche verspätet hatte, sagte ich: >Ich will schnell ein Omelett schlagen<,
weil ich in der Zeitung sah, daß die Hausfrauen das in letzter Minute machen.
Aber es wurde recht sonderbar, und Bill sagte, wenn es so gemeint sei, würde er
es noch härter schlagen, und er formte einen Ball daraus und versuchte, ihn auf
der Veranda aufspringen zu lassen. Ich finde, das war ziemlich häßlich von
ihm.«
Jonathan lachte. »Du bist zu
ehrgeizig. Dein Fall sind gekochte Eier, nicht Omeletts. Aber mach dir heute
keine Sorgen. Ich wollte sowieso ein kleines Fest vorschlagen, weil die große
Karriere beginnt. Wir wollen alle in ein Restaurant gehen und ein erstklassiges
Mittagessen zu uns nehmen. Es ist sehr gut, wenn man es vorher bestellt, und
ich werde mich darum kümmern.«
»Das wäre herrlich«, sagte
Freddie. »Oh, Jonathan, was würde ich nur ohne dich tun? Du rettest mich
immer.«
»Damit wird er noch Arbeit
genug haben«, sagte Matron grimmig.
Aber als sie gegangen waren,
stellte sie erstaunt und etwas verärgert fest, daß sich ein Tränenschleier über
ihre Augen gelegt hatte. Der Anfang einer Karriere. Welche Erinnerungen das mit
sich brachte, das Mädchen war so jung. Dann begann sie mit der Arbeit und
bereitete ihr Mittagessen vor. Es war friedlich, allein zu sein, und natürlich
war in ihrem Alter Frieden doch das Wichtigste, oder nicht?
18
Als Stephen nach einer Woche
Abwesenheit vor der Tür seiner Tante stand, begrüßte sie ihn ungewohnt
Weitere Kostenlose Bücher