Fröhliche Ferien am Meer
gedacht, daß du so hochtrabend aussehen kannst. Das
ist wohl die Auswirkung des Familienlebens.«
»Und ich hätte nie gedacht, daß
du deinen Sinn für Humor so schlecht unter Kontrolle hast. Es ist schon gut,
daß du nicht in nähere Verbindung mit meiner Familie kommst. Sie sind schon
schlimm genug, aber du würdest sie noch schlimmer machen.«
»Viel schlimmer ... ich würde
eine fürchterliche Stiefmutter abgeben.«
Und dieses Mal lachten sie
beide.
17
Jonathan sagte: »Wo ist Freddie
heute abend, Angela?«
»Ich weiß nicht genau, wo sie
hingegangen ist. Ist sie bei Miss Lorimer, Max?«
»Da war sie heute nachmittag
kurz«, antwortete er unverbindlich. »Aber heute abend habe ich sie nicht
gesehen.«
»Beim Abendessen war sie sehr
still. Ich frage mich, ob sie sich über diese Arbeit als Krankenschwester
Sorgen macht. Komisch, man bekommt nichts mehr aus ihr heraus. Vor zwei Monaten
hat noch jeder meilenweit gehört, wenn ihr irgendetwas durch den Kopf ging,
aber in letzter Zeit hat sie sich geändert.«
»In jener Nacht hat sie einen
ziemlichen Schock bekommen«, sagte Bill, der spürte, daß er nie vergessen
würde, wie Freddie in ihrem Samtkleid an der Tür gestanden hatte. »Kein Wunder,
wenn sie nachdenklich geworden ist. Komisch, daß wir alle gesagt haben, sie sei
zu kindlich. Das ist jetzt vorbei.«
»Nicht völlig«, verbesserte Max
freundlich. »Sie hat noch ihre Augenblicke, aber sie sind weniger häufig.«
»Mir werden sie ziemlich
fehlen«, sagte Angela. »Man konnte soviel Spaß mit ihr haben. Natürlich ist das
auch jetzt noch ab und zu möglich, und vielleicht ist es gut, daß sie
verantwortungsbewußter geworden ist. So wie sie war hätte sie jedes Krankenhaus
einfach zugrunde gerichtet.«
Jonathan dachte: »Zwei Schocks.
Jim Masters und dann Matthews. Arme kleine Freddie. Es hätte etwas allmählicher
kommen können.«
Laut sagte er: »Ich werde sie
suchen gehen. Sie wird irgendwo im Garten sein.«
Sie saß unter dem
Magnolienbaum; sie hörte ihn nicht kommen, und er sah, wie niedergeschlagen sie
war. »Warum immer hier?« fragte er neckend. »Das ist ein schöner Baum. Es wäre
schade, wenn er von deinen Tränen überflutet würde.«
Aber er wußte, daß sie nicht
wirklich weinte, und sie machte sich nicht einmal die Mühe, diese Anschuldigung
zurückzuweisen, sondern sagte ruhig:
»Jonathan, ich war so ein
Idiot.«
»Noch mehr Geständnisse? Dieses
Mal ist es hoffentlich nichts Ernstes.«
»Ich schäme mich so. Ich habe
genau das getan, was ich niemals mehr tun wollte — ins Fettnäpfchen treten und
alle in Verlegenheit bringen. Nein, laß mich. Ich war albern und habe mich in
die Angelegenheiten anderer eingemischt. Aber ich glaubte zu wissen, wie sie
empfanden.«
»Noch mehr Empfindungen? Was
habe ich dir gesagt?«
»Ich weiß, aber ich dachte
immer, ich hätte viel Intuition. Meinst du, ich werde je lernen, mich um meine
eigenen Dinge zu kümmern?«
»Ich glaube schon. Um wessen
Dinge ging es dieses Mal?«
»Um Vaters und — und Miss Lorimers . Vielleicht hast du recht, wahrscheinlich habe ich
keine sehr gute Menschenkenntnis.«
»Sei nicht so bescheiden. Das
macht mich ganz schwach, und gleich werde ich auch weinen. Das wäre schlecht
für den armen Magnolienbaum. Nein, ich lache dich nicht aus. Ich möchte, daß du
mir alles erzählst.«
Nun kam die ganze Geschichte
heraus. Jonathan war froh, daß es dunkel war. Er kämpfte mit dem Lachen. Er
konnte Standishs Gesicht vor sich sehen, konnte sich Annas Lachen vorstellen. Insgeheim
sagte er sich: »Traurig für sie, aber es geschieht ihm ganz recht, daß er
einmal eine komische Figur abgegeben hat.«
Sie wartete so gespannt, seine
Meinung zu hören, daß er sich zusammenriß und seine Belustigung unterdrückte.
Dann sagte er ganz ernst: »Darüber würde ich mir keine Sorgen machen. Sie sind
sehr alte Freunde, und sie verstehen einander. Miss Lorimer ist ein sehr guter
Kamerad; sie findet das nur lustig.«
»Wegen ihr mache ich mir gar
nicht solche Sorgen, denn sie ist so ein Goldschatz, und sie hat sich
phantastisch benommen. Es ist wegen mir selbst. Ich möchte so gerne anders
sein. Mehr wie Shelagh. In der Schule kann man noch dumme Sachen anstellen.
Eigentlich bewundert einen deshalb jeder.«
»Ja. Das kann ich mir
vorstellen. Dort mußt du eine Glanzzeit gehabt haben. Wenn die Mädchen dich zu
einer Art Heldin machten, und jeder sagte: »Hast du Freddies letzten Streich
gehört? Das fehlte dir doch
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