Fröhliche Ferien am Meer
Charakter.«
»Glauben Sie, ich wüßte das
nicht? Schließlich war ich in jener Nacht dabei. Natürlich habe ich Angst, daß
sich die Geschichte wiederholt, aber alle sagen, daß Mrs. Standish so dumm sei,
und sie scheinen sich nie zu fragen, ob die Schuld nicht auch bei ihrem Mann
liegt. Er war immer äußerst egoistisch, zuerst ihr und dann den Kindern
gegenüber. Er hat genommen, was er wollte — und Sie werden zugeben, daß das
Ergebnis für die Familie ziemlich kläglich war.«
»Na ja, meiner Meinung nach
haben Sie diesen modernen Tick, was Alter und Heirat betrifft. Dieses ganze
Gerede über Kinderverführung und Abwarten, bis sie erwachsen ist. Ihre
Urgroßmutter hat wahrscheinlich in ihrem Alter schon ein paar Babys gehabt. Das
ist die beste Art, um erwachsen zu werden.«
»Damals vielleicht, aber heute
nicht, und nicht für Freddie.«
»Jeder kann sehen, daß Sie nur
ein Wort zu sagen brauchen, und sie würde Ihnen in die Arme fallen. Das Kind
ist in Sie verliebt.«
»Das Kind vielleicht. Aber ich
möchte nicht die Verliebtheit eines Kindes. Ich möchte die Liebe einer Frau.«
»Da sind Sie selbst schuld,
wenn Sie sie verlieren. So ein Mädchen wird nicht eine fertig ausgebildete
Krankenschwester, ohne daß die Männer versuchen, sie daran zu hindern.
Vielleicht nimmt sie einen von ihnen, weil sie glaubt, daß Sie nur der nette
Bruder Jonathan sind.«
Er sah auf, und ihre Blicke
trafen sich. Sie meinte, in seinem Blick etwas fast Stahlhartes zu erkennen. Er
hatte ein ungewöhnlich starkes Gesicht. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich
werde sie >streng beobachten<, wie die Juristen sagen — und ich werde zur
Stelle sein.«
»Dann beobachten Sie sie besser
aus nächster Nähe. Lassen Sie es nicht darauf ankommen. Sie würde glücklich mit
Ihnen sein. Es wäre schade, wenn Sie sich bemühten, edel zu sein, und sie
merkte es nicht.«
»Sie sind eine Frau ohne
Grundsätze. Sie möchten doch wahrhaftig, daß ich einen Zaun um sie aufbaue —
>Zutritt für Unbefugte verboten< — , und das geht nie gut.«
»Besser als sie laufenzulassen.
Und die Grundsätze sollten über Bord gehen, wenn ein Mann verliebt ist.
Vergessen Sie das nicht.«
»Nein, und ich bin dankbar für
Ihren Rat, auch wenn ich ihn nicht ganz befolgen werde. Sie mögen sie gerne,
nicht wahr?«
»Natürlich. Wer würde sie nicht
gerne mögen? Wenn Sie das meinen, ich mag euch beide gerne. Hallo, da kommt sie
ja mit Riesenschritten. Jetzt sagen Sie nur nicht, daß schon wieder etwas Neues
passiert ist. Auch diese Standishs müssen doch eigentlich für einen
Sommerurlaub genügend Aufregung gehabt haben?«
Freddie winkte mit einem
amtlichen Umschlag.
»Es ist gekommen. In vierzehn
Tagen muß ich mich vorstellen.«
Jonathan sah sie schweigend an,
und Matron sagte: »Gut. Der Anfang deiner Karriere und das Ende der Ferien. Na
ja, es mußte sowieso kommen.«
»Ich weiß, aber jetzt, wo es
beschlossene Sache ist, fühle ich mich doch etwas eigenartig.«
»Das ist klar. Es ist immer
hart, diese Dinge ruhig und gelassen zu tun.«
»Kopf hoch, Freddie«, sagte
Blake fröhlich. »Auch der jüngste Neuling hat seine Freizeit. Es ist nicht nur
Plackerei.«
»Das weiß ich, und manchmal
wirst du mit mir ausgehen. Ich denke die ganze Zeit daran, daß du da sein
wirst, und das ist mein großer Trost.«
Matron beobachtete sie mit
einer gewissen grimmigen Belustigung. Das war etwas hart für ihn. Es war ja
alles schön und gut, edle Grundsätze über Kinderverführung zu haben, aber sie
glaubte, daß diese Grundsätze schlechten Zeiten entgegensahen, ohne daß
Jonathan etwas dagegen tun konnte. Wie konnte irgendein Mann diesem lieblichen
Kind widerstehen?
Doch er sagte nur: »Und es gibt
noch manch anderen Trost, zum Beispiel die Uniform. Sie ist sehr vorteilhaft.
Wenn sie Reklame für diesen Beruf machen, setzen sie immer ein Bild eines
äußerst zauberhaften Geschöpfes in die Zeitung, mit Häubchen und allem, um
Freiwillige zu ermuntern.«
»Das hat Bill schon gesagt, und
ich nehme an, daß dieser Teil der Sache recht amüsant sein wird. Aber irgendwie
scheint mir noch alles so unwirklich.«
»Nicht mehr lange. Du wirst
schon sehen. Ich werde mir eine Flinte kaufen müssen, um meine Rivalen
abzuhalten.«
»Als ob du jemals Rivalen haben
würdest. Du weißt, daß es nicht so sein wird. Aber natürlich kannst du nicht
erwarten, daß ich zu Hause sitze, wenn du arbeitest. Ich werde mit niemand anderm ausgehen, wenn du Zeit für mich
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