Fröhliche Ferien am Meer
»Hat heute
irgend jemand die Pferde gehabt? Nein? Wie wäre es denn mit einem Ritt, Angela?
In den letzten zwei Tagen bin ich nicht vom Traktor gekommen, und eine
Abwechslung würde mir guttun. Für Maschinen bin ich wirklich nicht zu haben.«
Sie zögerte; noch einer von
diesen Ritten. Was würden sie dieses Mal erörtern? Wahrscheinlich die
verschiedenen Traktormarken. »In Ordnung, aber etwas später. Ich habe Max
versprochen, die Papiere in dem alten Schreibtisch mit ihm durchzugehen. Es
wird Zeit, daß sie aussortiert oder verbrannt werden. Aber es wird nicht den
ganzen Nachmittag dauern. Sagen wir um vier?«
Alicia hatte gehortet. Der
Schreibtisch war mit einer außergewöhnlichen Sammlung gefüllt; alte Quittungen,
die Durchschrift eines Testaments, zwei Geburtsurkunden, eine Menge alter
Briefe und Fotografien. Einige davon betrachtete Angela länger. Max, der sich
das Aussortieren von Papieren so vorstellte, daß er mit seiner Zeitung in einem
Sessel saß, sagte plötzlich:
»Über was brütest du da? Ach du
lieber Himmel — unser Hochzeitsfoto, was für Kleider die Frauen damals getragen
haben!«
Sie sagte ziemlich traurig:
»Ist das alles, was du dabei empfindest, Max?«
Er sah betroffen in ihr ernstes
Gesicht. »Na ja, zum Teufel damit, das ist siebenundzwanzig Jahre her. Du
erwartest doch bestimmt nicht, daß ich Tränen darüber vergieße?«
»Natürlich nicht, aber ich
dachte... Na ja, heute, als du Freddie mit dieser Haube gesehen hast und sie so
große Ähnlichkeit mit Mutter hatte, hast du ganz anders geredet. So als ob du sie
gerne hättest, als erinnere sie dich an das, was Mutter einmal war.«
Er starrte sie einen Augenblick
lang an, dann schüttelte er langsam den Kopf. »Tut mir leid, meine Liebe, aber
du erweist mir mehr Ehre, als mir gebührt. Ich mag Freddie. Ich habe sie gerne.
Sie ist lustig, ehrlich, mutig und sehr schön. Aber ich mag sie, obwohl sie wie Mutter aussieht, nicht weil. Entschuldige, daß ich dich
enttäuschen muß, aber es ist dir sicher lieber, daß ich ehrlich bin, oder
nicht?«
»Natürlich, und außerdem hätte es
jetzt sowieso keinen Sinn mehr, aber...«
»Aber was? Dein Gesicht ist so
schrecklich feierlich. Du siehst aus wie ein hübscher kleiner Evangelist.«
Sie lachte nicht; sie nahm ihm
das Foto ab und packte es weg. Dann sagte sie langsam: »Ich kann mir nicht helfen,
aber ich finde es doch ziemlich traurig. Ich meine — sie war so jung und
schön.«
Einen Moment war er still. Eine
selten gekannte Scham überkam ihn; dann sagte er: »Ich glaube, es ist wirklich
irgendwie traurig. Jeder Mißerfolg ist traurig. Ja, sie hatte erstaunliche
Ähnlichkeit mit Freddie heute. Vielleicht hat Blake doch recht. Es wäre besser
gewesen, wenn ich auch gewartet hätte. Lieber Himmel, du hättest sie aber sehen
sollen. Jeder Mann hätte sie begehrt. Aber ihr gegenüber wäre es fairer gewesen.«
»Allen gegenüber wäre es fairer
gewesen. Aber weißt du, eigentlich hat Freddie nur äußerlich Ähnlichkeit mit
ihr. Jetzt wo sie erwachsen ist, ist sie ganz anders als Mutter. Sie ist
großherzig und liebevoll, und ich habe nie gefühlt, daß Mutter wirklich
jemanden geliebt hat. Natürlich hat sie ihr eigentliches Selbst nie
preisgegeben.«
»Vielleicht hat sie dieses
eigentliche Selbst nie gefunden. Vielleicht habe ich ihr nicht geholfen.
Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn sie jemand anders geheiratet hätte. Ich
hatte einfach alles so schrecklich satt.«
»Man hat kein Recht, einfach
alles satt zu haben, wenn man verheiratet ist. Man ist verpflichtet, sich
vorher zu vergewissern.«
»Wie überheblich du doch bist.
Dann versuche mal, dich erst Hals über Kopf zu verlieben und anschließend den
gesunden Menschenverstand walten zu lassen.«
»Ich weiß, daß gerade ich anderen keine Vorschriften machen dürfte.
Was hast du übrigens von Wyn gehalten?«
Er rauchte einen Moment lang
schweigend weiter, dann sagte er: »Das, was ich erwartet hatte. Er ist seinem
Typ treu. Sehr fähig. Wird seinen Weg machen und immer darauf bedacht sein, ein
völliger Zyniker zu werden. Eigentlich ein ganz netter Kerl, aber nichts für
dich, mein Mädchen. Der andere ist mehr dein Typ.«
Sie zögerte, dann sagte sie
plötzlich: »Ja, aber bin ich auch sein Typ? Ich weiß es einfach nicht.«
Er starrte sie erstaunt an.
»Was? Du willst mir doch nicht sagen, daß der Junge dir noch keine
Liebeserklärung gemacht hat? Was denkt er sich denn? All diese Ritte, die Woche
auf der
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