Fröhliche Ferien am Meer
hochnäsig war und über Nichten sprach, aber abgesehen davon war er eine ganz
gute Errungenschaft.
In der Zwischenzeit hatte
Angela fünfmal gesagt: »Danke. Es geht ihnen beiden gut. Mutter ist im
Augenblick in Irland.«
Sie war mehreren alten
Bewohnern des Ortes vorgestellt worden, die ihre Eltern offensichtlich noch in
interessanter Erinnerung hatten. Ihr Takt war qualvoll. Die Nachricht von ihrer
Trennung hatte sich ganz eindeutig verbreitet.
Plötzlich schmolz die kleine
Gruppe um sie zusammen. Die Leute sahen im Weggehen etwas ängstlich über die
Schulter zurück, und sie beobachtete, wie eine sonderbare Gestalt auf sie
zukam. Dr. Wyatt flüsterte hastig: »Geoffrey Matthews. Er kann es nicht
abwarten, Sie kennenzulernen. Er schwärmt für Ihre Mutter. Erwähnen Sie bitte Ihren
Vater nicht.«
Er war ein hochgewachsener,
hagerer alter Mann mit aristokratischen Zügen und einem leicht arroganten
Auftreten. Aber seine Augen hatten einen wilden Blick, und er starrte Angela
wortlos an, als der Doktor ihn vorstellte. Dann sagte er plötzlich: »Sind Sie
wirklich ihre Tochter? Sie sind völlig anders.«
Mit einem kleinen Lächeln gab
Angela ihre stereotype Antwort: »Sie haben recht, aber meine jüngere Schwester
ist Mutters Ebenbild.«
Das schien ihn zu verärgern.
Seine Augen blitzten, und er sagte: »Unmöglich. Niemand kann so aussehen wie
sie.« Dann schlug seine Stimme plötzlich um, und er sagte aufgeregt und eifrig:
»Ich erwarte sie jeden Tag. Wirklich jeden Tag.«
Angela war erstaunt. »Aber
Mutter ist in Irland.«
Das tat er mit einer Handbewegung
ab. »Jeden Tag. Sie wird hierher kommen. Ich bin sehr alt, aber ich werde sie
wiedersehen.« Und dann mit erschreckender Leidenschaftlichkeit: »Aber er? Ich
vermute, daß er tot ist?«
Völlig verwirrt sah sie sich
nach Hilfe um, aber Dr. Wyatt war verschwunden. Mit gespielter Gleichgültigkeit
sagte sie: »Mein Vater? O nein. Er ist irgendwo in der Gegend.«
Geoffrey Matthews schien sie
nicht gehört zu haben. Er starrte in die Ferne, sein Gesicht war haßverzerrt.
Plötzlich überkam sie eine der flüchtigen Erinnerungen aus ihrer Kindheit, die
sie zu bannen versucht hatte.
Ihr Vater und ihre Mutter
hatten sich wie üblich gestritten. Oder besser, sagte sie sich als Kind, sie
haßten einander wie üblich. Es war eigentlich kein richtiger Streit; das war
das Verwirrende für ein kleines Mädchen gewesen. Ihr Vater hatte kühl gesagt:
»Ich habe heute morgen deinen verrückten Verehrer Matthews getroffen. Könntest
du ihm vielleicht beibringen, daß es besser ist, Szenen in der Öffentlichkeit
zu vermeiden? Vielleicht kannst du auch aufhören, ihm dauernd von deinen Sorgen
zu erzählen.« Und die sonst so schöne Stimme ihrer Mutter hatte hoch und etwas
schrill geantwortet: »Ich werde mit Geoffrey reden so viel ich will. Du bist
nur eifersüchtig.«
Ihr Vater hatte spöttisch und
verbittert gelacht. »Eifersüchtig? Du schmeichelst dir selbst. Aber ich habe
Mitleid mit einem armen alten, verliebten Narren, und ich warne dich davor zu
glauben, daß du ihm etwas Gutes tust; im Gegenteil, du wirst ihn an den Rand
des Wahnsinns bringen, wenn du...«
Aber das Kind hatte sich die
Ohren zugehalten und war weggelaufen. Und hier war nun einer der unglücklichen
Geister aus der Kindheit auferstanden. Vielleicht war es falsch gewesen,
herzukommen.
Matthews riß sich ebenfalls von
seinen unangenehmen Träumereien los und verbeugte sich höflich. »Sie werden
mich entschuldigen. Ich bin nicht an Menschenmassen gewöhnt. Sie könnten
vielleicht zu meinem Haus kommen. Dort können wir über Ihre Mutter sprechen.
Ich hoffe, sie wiederzusehen«, und ohne weitere Worte ging er weg und bahnte
sich nun schnell seinen Weg durch die Menge. Aller Augen folgten ihm neugierig
und etwas ängstlich.
Dr. Wyatt kehrte zu ihr zurück.
»Tut mir leid, aber ein Mann bat mich um einen kleinen Rat, ohne extra in die
Sprechstunde kommen zu müssen. Hat Matthews Sie sehr erschreckt? Er ist
ziemlich harmlos.«
»Lebt er allein? War er nie
verheiratet?«
»Unglücklicherweise nein. Er
ist schon seit Jahren nicht ganz bei Sinnen. Er war in Ihre Mutter einfach
vernarrt. Sie war immer freundlich zu ihm. Sie könnten vielleicht zu ihm gehen
und ihn besuchen.«
»Das werde ich auch, aber an
Freddie ist ihm bestimmt mehr gelegen.«
»Ich glaube nicht, daß das klug
wäre. Man läßt ihm besser seine Erinnerungen. Die Wahrheit wird ihn
wahrscheinlich erschrecken. Oh, hier kommt
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